Löw sieht EM-Chance für „mehr Dortmunder“

Berlin (dpa) - Joachim Löw sieht eine gute Chance, dass mehr Dortmunder Meister-Spieler als zuletzt in der deutschen Nationalmannschaft spielen könnten.

„Es werden sicher mehr Spieler aus Dortmund bei der EM dabei sein als Mats Hummels, etwa Mario Götze“, kündigte der Bundestrainer in einem Interview mit der „Bild am Sonntag“ an. Zuletzt beim 1:2-Test gegen Frankreich Ende Februar hatte neben Hummels Linksverteidiger Marcel Schmelzer noch zu Löws Kader gehört. Generell sei es ihm aber egal, wo ein Spieler unter Vertrag steht. „Entscheidend ist allein die Qualität der Spieler und nicht die Zugehörigkeit zu einem Verein“, betonte der DFB-Chefcoach.

Die Vorbereitung auf die Fußball-Europameisterschaft vom 8. Juni bis 1. Juli in Polen und der Ukraine, die für das DFB-Team am 11. Mai mit einem Trainingslager auf Sardinien beginnt, wird Löw auf jeden Fall mit einem erweiterten Kader bestreiten, falls der FC Bayern den Sprung ins Champions-League-Finale schafft. Dann würden die acht Münchner EM-Kandidaten nicht nur das erste Trainingscamp, sondern auch einen Großteil des zweiten Trainingslagers in Südfrankreich verpassen. „Dann werden wir den Kader für die EM-Vorbereitung vergrößern müssen“, erklärte Löw.

Genau verfolgt der Bundestrainer das Rehabilitationsprogramm seiner Stammkräfte Per Mertesacker und Miroslav Klose. „Ganz normal“ sei die Mühe von Bastian Schweinsteiger, zurück zu Topform zu finden. Dem müsse er aber bei der EM Rechnung tragen und Alternativen haben. „Die Entscheidung, wer bei der EM spielt, fällt nach zwei, drei Wochen Vorbereitung. Und wenn ich merke, dass ein Spieler nach längerer Verletzung nicht in Form ist, dann kann es gut sein, dass ich mich für einen anderen Spieler entscheide“, sagte Löw.

Es gehe nicht, „was ein Spieler vielleicht mal für die Mannschaft geleistet hat. Sondern dann ist entscheidend, wie gut er bei der EM ist.“ Intensiv beobachtet Löw derzeit die Leistungen von Cacau, Mike Hanke und Patrick Helmes, die er für die EM als mögliche Angriffs-Ergänzungen zu Klose und Mario Gomez einordnet.

Für die Bundesliga wünscht sich Löw von seinen Kollegen, „dass Trainer auch einen gewissen Mut haben, vorbehaltlos auf junge, gut ausgebildete Spieler zu setzen. Die sind in allen Vereinen zweifelsohne vorhanden.“ In manchen Vereinen sieht der Bundestrainer keine Entwicklung, „es werden häufig ähnliche Fehler gemacht - aufgeblähte Kader, viele mittelmäßige Spieler. Dabei gibt es Potenzial in vielen Vereinen, Freiburg zeigt das ja gerade. Diesen Mut wünsche ich mir besonders bei Vereinen, die nicht die ganz großen Ambitionen haben“, sagte Löw.

Vor allem die vielen Trainerwechsel kritisierte Löw. „Du musst doch einen Trainer holen, der für die Vereins-Philosophie steht. Berlin holt sich drei oder vier verschiedene Philosophien in einem Jahr“, sagte er. Die Talfahrt von Hertha überrascht Löw deshalb nicht. „Da kann man sich ausrechnen, dass das nicht auf fruchtbaren Boden fällt. Diese ständigen Trainer-Wechsel sorgen dafür, dass am Ende nichts mehr zusammenpasst“, meinte der 52-Jährige.