Sieg in Ecuador ist Pflicht Messis letzte Chance: Argentinien bangt um WM

Buenos Aires (dpa) - Die Not ist so groß, dass Lionel Messi nun mit seinen Kollegen vor dem „Spiel der Spiele“ Torschüsse trainiert.

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Um sich doch noch für die Fußball-Weltmeisterschaft 2018 in Russland zu qualifizieren, muss Argentinien am letzten Spieltag der Südamerika-Qualifikation in Ecuador gewinnen. Aber das große Manko war zuletzt die Chancenverwertung. Trotz des fünfmaligen Weltfußballers Messi, der beim FC Barcelona Tore wie am Fließband erzielt, hat die „Albiceleste“ in bisher 17 Spielen gerade 16 Tore geschossen - zwei weniger als Qualifikationsschlusslicht Venezuela.

Daher lässt Nationaltrainer Jorge Sampaoli verstärkt Grundlagen des Fußballs trainieren, vor allem schnelles Passspiel vor dem Tor und konzentrierte Abschlüsse. „Wenn wir nur 20 Prozent der Torchancen nutzen, die wir uns erarbeiten, dann sind wir in Russland dabei“, sagte Sampaoli. Man brauche halt Ruhe und Geduld. Doch trotz Sampaolis Durchhalteparolen sind die Zweifel im Land groß: es droht erstmals das Verpassen einer Weltmeisterschaft seit fast 50 Jahren, seit der WM 1970 in Mexiko.

Am Dienstagabend (Mittwoch, 01.30 MESZ) muss ein Sieg in Ecuador her, um sich zumindest als Fünftplatzierter in den Play-Off-Vergleich mit dem Ozeanienvertreter Neuseeland zu retten. Die ersten Vier der 10er-Gruppe in Südamerika lösen das WM-Ticket, Brasilien und Uruguay sind durch. Chile (26 Punkte) ist Dritter vor Kolumbien (26) und Peru (25/Tordifferenz 26:25). Argentinien ist bei gleicher Tordifferenz wegen der weniger erzielten Tore nur Sechster (25/16:15).

Da Peru und Kolumbien gegeneinander spielen, kann Argentinien bei einem Sieg an einem der beiden Teams vorbeiziehen - sogar an beiden, wenn Peru und Kolumbien unentschieden spielen. Vierter oder Dritter wird Argentinien bei einem Sieg in Ecuador, wenn Confed-Cup-Finalist Chile nicht in Brasilien gewinnt. Für Argentinien ist alles möglich - direkte Qualifikation, Playoff oder das Aus, alles von Platz 3 bis 7.

FIFA-Präsident Gianni Infantino fände es „ungerecht“, wenn Messi seine Karriere beenden müsste, ohne einen WM-Titel wie einst 1986 Diego Maradona gewonnen zu haben. Aber schon der Weg zur WM sei in Südamerika halt besonders schwer. „Das ist die härteste Qualifikation der Welt“, sagte Infantino der Zeitung „La Nación“. „Schrecklich“.

Messis „Endspiel“ findet in 2800 Meter Höhe im Atahualpa-Stadion der Hauptstadt Quito statt. Erst wenige Stunden vor der Partie wird die „Albiceleste“ dorthin anreisen, das gilt als bestes Rezept, damit die Höhe die Spieler nicht zu sehr beeinträchtigt. Die Bilanz unter Sampaoli, der 2015 Chile zum ersten Copa-América-Sieg geführt hatte und im Mai als „Qualifikations-Retter“ für 1,5 Millionen Euro vom FC Sevilla freigekauft worden war, ist mäßig. Drei Unentschieden, zwei 0:0 gegen Uruguay und Peru, ein 1:1 gegen Venezuela - Venezuelas Rolf Feltscher schoss dabei per Eigentor Argentiniens Ausgleich.

„Die Mannschaft ist wütend, aber wenn wir in Ecuador gewinnen, fahren wir zur Weltmeisterschaft“, hatte Sampaoli nach dem 0:0 in Buenos Aires gegen den direkten Konkurrenten Peru trotzig betont. Sein bisher guter Ruf wäre rampioniert, wenn die Qualifikation misslingt.

Und Messi fehlt in seiner Trophäensammlung ein großer Titel mit der Nationalelf, im Gegensatz zu Diego Maradona. Mit 30 Jahren ist es fast seine letzte Chance. Seine Nationalmannschaftskarriere war oft begleitet von Pech und Pannen - 2016 trat er auch mal entnervt zurück - bis er sich von den vielen Rückkehrrufen rasch wieder erweichen ließ.

Anders als in Brasilien schafften zuletzt kaum noch neue Talente den Durchbruch. So soll Messi nun wieder das Land vor tiefer Depression bewahren. Eine kleine Hoffnung hat Ecuadors Nationaltrainer Jorge Célico, ein Argentinier, bereits zu zerstreuen versucht. Es werde keine Geschenke geben, auch wenn man selbst keine Chance mehr habe. „Ich bin Argentinier durch und durch“, sagt Célico. „Aber wir wollen die Qualifikation mit einem Sieg gegen Argentinien beenden.“