4:2 gegen Montenegro Polen fährt zur WM und feiert Retter Lewandowski

Warschau (dpa) - In Polen kannte die Begeisterung um Robert Lewandowski am Tag nach einer Berg- und Talfahrt zur WM-Endrunde nach Russland keine Grenzen.

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Selbst Universitäts-Dozenten zogen für den Stürmer das Nationaltrikot über: Denn Lewandowski hatte Polen am Sonntagabend nicht nur die WM-Teilnahme 2018 in Russland gesichert, am nächsten Morgen legte er an der Warschauer Sporthochschule mal eben einen Uni-Abschluss mit Auszeichnung nach.

Nur Stunden nach dem entscheidenden Sieg verteidigte Lewandowski seine Bachelor-Arbeit. Ebenfalls mit Bravur, wie seine Prüfer betonten. Sie empfingen Lewandowski in den weiß-roten Nationalfarben gekleidet, während der 29-Jährige, wie in Polen üblich, im Anzug erschien.

Von den Medien des Landes wurde der Superstar des deutschen Meisters Bayern München zum „König des Warschauer Nationalstadions“ gekürt. „Vom Himmel in die Hölle, aus der Hölle nach Russland“, so fassten die Kommentatoren den Weg des zweimaligen WM-Dritten Polens beim 4:2 (2:0) in einem turbulenten Qualifikationsabschluss gegen Montenegro zusammen.

Der stets bescheiden auftretende Lewandowski hat seine Nation zweifelsohne durch diese WM-Qualifikation getragen. Erstmals seit 2006 in Deutschland ist Polen wieder bei einem Weltturnier dabei. Lewandowski erzielte 16 der 28 Tore und ist mittlerweile Rekordtorschütze in der polnischen Nationalmannschaft. Sein 51. Treffer rettete das Team, das eine 2:0-Führung verschenkt hatte und um das direkte WM-Ticket zittern musste. Lewandowski nutzte geistesgegenwärtig einen schweren Abwehrpatzer der Montenegriner und stoppte mit dem 3:2 in der 85. Minute den Negativlauf.

„Angriff ist die beste Verteidigung“, sagte Lewandowski, übte aber auch Selbstkritik: „Der Nervenkitzel zum Schluss war unnötig.“ Das Team sei nach dem Blitzstart durch die Tore von Krzysztof Maczynski (6. Minute) und Kamil Grosicki (16.) nicht wachsam genug gewesen. Stefan Mugosa (78.) und Zarko Tomasevic (83.) bestraften die Gastgeber dafür. Fast 60 000 Fans im Stadion und Millionen Polen vor den Bildschirmen stockte der Atem. Sie wurden aber von Lewandowski erlöst, das Eigentor von Montenegros Filip Stojkovic beseitigte dann letzte Zweifel.

Während Polen bei den Weltmeisterschaften 1974 und 1982 mit Stars wie Grzegorz Lato, Andrzej Szarmach, Kazimierz Deyna, Robert Gadocha oder Torhüter Jan Tomaszewski für Furore gesorgt hatten, erscheint die Gegenwart als Ein-Mann-Show. Lewandowski schmeicheln diese Elogen zwar, dennoch gibt er sich zurückhaltend und richtete bereits den Blick nach vorne.

„Das war der erste Schritt“, meinte er und bedankte sich im Namen der Mannschaft von Trainer Adam Nawalka bei den Fans. Der nächste Schritt sei nun Russland, kündigte Lewandowski an, der in diesem Jahr Vater einer Tochter geworden ist. Ehefrau Anna, Profi-Karatekämpferin und in Polen gefeierte Werbeikone, hatte ihm von der Tribüne aus die Daumen gedrückt.

„Wir sind glücklich, dass wir uns für die WM qualifiziert haben“, sagte Lewandowski. Am Spiel der Polen gebe es aber noch immer viel zu verbessern: „Wir haben Potenzial und müssen es nutzen.“