Niersbach: Blatter-Rücktritt „irgendwie überfällig“

Berlin (dpa) - Fragen an DFB-Präsident Wolfgang Niersbach nach der Rücktrittankündigung von FIFA-Präsident Joseph Blatter. Der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes stellte sich nach der Preisverleihung des „Deutschen Fußball-Botschafters“ den Fragen der Journalisten.

Niersbach: Blatter-Rücktritt „irgendwie überfällig“
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Hat Sie die Entscheidung überrascht?

Wolfgang Niersbach: Die Entscheidung am heutigen Tag hat mich total überrascht. Die Entscheidung war absolut richtig, man könnte auch sagen, sie war irgendwie überfällig. Denn ungeachtet des Wahlsieges beim Kongress ist ja keine Ruhe eingekehrt und ein Aufbruch, den die FIFA dringend nötig braucht, ist nur mit einem neuen Mann an der Spitze möglich. Mit seinem Rücktritt sind bestimmt nicht alle Probleme gelöst. Aber wenn Sepp Blatter jetzt nicht mehr da ist, dann kann man beginnen, die Probleme zu lösen.

Haben Sie eine Erklärung dafür, warum er sich nach dem Kongress so entschieden hat?

Niersbach: Wir haben keine Informationen, ob es gestern oder heute Entwicklungen gegeben hat, die ihm zu diesem Schritt gebracht haben, oder ob die andere Variante der Druck für ihn wurde einfach zu groß

Welche Rolle kann die UEFA bei den Neuwahlen spielen?

Niersbach: Ich gehe davon aus, dass diese neue Situation ganz neu bewertet werden muss. Auch mit der Frage, bringt Europa, bringt die UEFA einen eigenen Kandidaten ins Rennen, wie schnell kann das geschehen. Wie zügig kann ein außerordentlicher Kongress einberufen werden. Das braucht ja alles eine Vorlaufzeit. Ich denke, dass das alles in den nächsten drei, vier Monaten geschehen muss.

Muss die UEFA die Chance nutzen, sich an diesem Wochenende in Berlin zusammenzusetzen?

Niersbach: Jetzt bitte keine Hektik. Da geht wirklich Präzision vor Schnelligkeit. Es wäre nur spekuliert, wenn ich jetzt sagen würde, wie es weitergeht. Das wird man in den nächsten Tagen sehen.

Ist es ein guter Tag für den Weltfußball?

Niersbach: Lassen Sie uns wegbleiben von den populistischen schwarz-weiß Aussagen. Ich meine, es wäre vor allem für Sepp Blatter persönlich viel leichter gewesen, wenn er den Schritt vor dem Kongress getätigt hätte, denn nach meiner Meinung war die Entscheidung vorhersehbar. Wenn man ein neues positives Image der FIFA aufbauen will, dann ist der Umschwung nur überzeugend zu schaffen, wenn auch ein neues Gesicht an der Spitze steht.

Was wird von Josef Blatters Amtszeit übrig bleiben?

Niersbach: Ich hätte ihm trotz allem einen großen Abschied von der Weltbühne des Fußballs gewünscht. So ist es eben total überschattet. Und ich stehe auch dazu, dass Sepp Blatter auch viele gute Dinge für die Entwicklung des Fußballs gerade auch auf anderen Kontinenten gebracht hat.