Özil-Wechsel: Löw äußert Unverständnis über Real

München (dpa) - Joachim Löw hat Unverständnis über die Entscheidung von Real Madrid geäußert, Mesut Özil zum FC Arsenal ziehen zu lassen.

Für die Nationalmannschaft sei der Rekordtransfer eines deutschen Fußballers dagegen gerade auch im Hinblick auf die bevorstehende Weltmeisterschaft im kommenden Jahr in Brasilien „gut“, erklärte der Bundestrainer in München.

„Mesut findet in London eine Mannschaft vor, die fußballerisch auf technisch hohem Niveau spielt“, sagte Löw in seiner ersten öffentlichen Reaktion auf den 50-Millionen-Euro-Transfer. Bei Arsenal finde er neben den Nationalelf-Kollegen Lukas Podolski und Per Mertesacker wieder einen Verein und einen Trainer vor, die ihm das Vertrauen schenken würden, das dem 24-Jährigen in Madrid zuletzt gefehlt habe. „Mesut ist schon ein bisschen ein sensibler Spieler, der in einem Verein viel Vertrauen von einem Trainer braucht“, sagte Löw. Özil habe von einem sehr positiven Telefonat mit Arsenal-Coach Arsène Wenger gesprochen. „Er hat mir seine Vorstellungen gesagt und er vertraut mir - und das brauche ich auch als Spieler“, hatte Özil erklärt.

Erstaunt zeigte sich Löw, dass Real den Edeltechniker Özil drei Jahre vor Vertragsablauf nach England ziehen ließ. Diese Entscheidung sorge ja auch vereinsintern für Debatten, wie die Reaktionen von Spielern wie Topstar Cristiano Ronaldo zeigen würden. „Ich finde es ein Stück weit unverständlich, dass Real Madrid seinen Topscorer, der wahnsinnig viele Tore vorbereitet hat, abgibt“, erklärte Löw.

Der Bundestrainer geht davon aus, dass Özil im WM-Qualifikationsspiel gegen Österreich unbelastet von dem kurzfristigen Vereinswechsel zu Wochenbeginn aufspielen werde. „Im Training war ihm nichts anzumerken“, berichtete der Bundestrainer.

Der 50-Millionen-Deal sorgt auch bei Real Madrid weiter für Wirbel. Nach Informationen des Sportblatts „As“ äußerte sich der Portugiese Ronaldo verärgert darüber. „Der Weggang von Özil ist eine sehr schlechte Nachricht für mich“, zitierte das Blatt den Portugiesen. Im Trainingslager seiner Nationalelf habe Ronaldo immer wieder gesagt: „Ich bin wütend über Özils Weggang.“ Kein anderer Spieler kenne seine Laufwege vor dem gegnerischen Tor so gut wie der Deutsche. Auch andere Real-Profis wie Weltmeister Sergio Ramos oder Alvaro Arbeloa hatten den Özil-Verkauf bedauert.

„Der Özil-Transfer löst bei Real ein Unwetter aus“, titelte die Zeitung „El Periódico“. Real-Präsident Florentino Pérez hatte die Beliebtheit des Deutschen unter Mitspielern und Fans offensichtlich unterschätzt. Er gab Özil an Arsenal ab, um den Rekordtransfer des Walisers Gareth Bale für 100 Millionen Euro finanzieren zu können.

Auch Reals Ex-Trainer José Mourinho lobte seinen früheren Spieler in den höchsten Tönen. „Özil ist die beste Nummer 10 der Welt“, zitierten die Sportblätter „Marca“ und „As“ den jetzigen Coach des FC Chelsea. „Von ihm gibt es keine Kopie, nicht einmal eine schlechte.“ Mourinho stellte Özil auf eine Stufe mit Stars des Weltfußballs. „In ihm sieht man ein wenig von Luis Figo und ein wenig von Zinédine Zidane.“