Pause für den Weltmeister - Löw: Zurück zu alter Stärke

Vigo (dpa) - Für einen optimistischen Ausblick auf 2015 wartete Joachim Löw die Abschlussvorführung im WM-Jahr gegen Spanien gar nicht mehr ab.

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„Im nächsten Jahr werden wir zu alter Stärke zurückfinden“, erklärte der Bundestrainer bereits vor dem Prestigeduell in Vigo. W E L T M E I S T E R - dieser Triumph bleibt bestehen als alles überstrahlender Erfolg nach 17 Länderspielen 2014. „Dieser vierte Stern leuchtet besonders“, hatte Bundespräsident Joachim Gauck zurecht bemerkt bei der Ehrung der 23 Champions vor einer Woche im Schloss Bellevue.

127 Tage vergehen bis zur nächsten Partie am 25. März 2015 in Kaiserslautern gegen Australien. Vier Tage später folgt in Tiflis das Qualifikationsspiel gegen Georgien. Dann dauert es erneut bis Mitte Juni, wenn ein Test gegen die USA und das Rückspiel gegen Gibraltar bereits das Saisonende markieren. Insgesamt stehen gerade zehn Länderspiele im Übergangsjahr 2015 auf dem Programm. Richtige Prüfungen sind dabei erst in der zweiten Jahreshälfte die drei Punktspiele gegen Polen sowie in Schottland und in Irland.

Den sportlichen Schwerpunkt bildet dabei die Qualifikation für die Europameisterschaft, in der das DFB-Team nach dem Stotterstart mit sieben Punkten aus den ersten vier Partien und Tabellenplatz drei in Zugzwang geraten ist, aber nicht in Unruhe oder etwa Panik. „Ich mache mir um uns und um die EM-Qualifikation überhaupt keine Sorgen“, äußerte Weltmeister Toni Kroos auf der Dienstreise nach Vigo.

Löw wird trotzdem nicht vier Monate in Urlaub gehen. Der 54-Jährige will die Zeit mit seinem Trainerstab intensiv dazu nutzen, „ein paar kleine Veränderungen“ auf dem Weg zur Europameisterschaft 2016 in Frankreich in Angriff zu nehmen. Er sieht Handlungsbedarf: „Wir müssen uns wirklich in unserer Winterpause Gedanken machen.“

Der Weltmeister befindet sich im Umbruch. Philipp Lahm, Miroslav Klose, Per Mertesacker sind abgetreten. Die Hierarchie bildet sich neu. Der seit der WM verletzt pausierende Bastian Schweinsteiger hat das Kapitänsamt noch nicht einmal aktiv ausüben können. Zugleich ist der Stellenwert von Manuel Neuer, Sami Khedira, Thomas Müller, Mats Hummels, Jérome Boateng oder auch Kroos gestiegen. „Es gibt automatisch Veränderungen“, bemerkte der 24-jährige Kroos: „Gerade als Weltmeister muss man sich hinterfragen. Stillstand bedeutet Rückschritt. Jeder Gegner will den Weltmeister schlagen.“

Personell hat sich schon im WM-Jahr einiges getan. 42 Spieler hatte Löw bis zum Jahresabschluss in Spanien eingesetzt, darunter die beachtliche Zahl von 16 Debütanten. Einige wie der Gladbacher Senkrechtstarter Christoph Kramer oder der im Sommer zum FC Valencia gewechselte Abwehrspieler Shkodran Mustafi, aber auch die beim Turnier in Brasilien nicht eingesetzten Dortmunder Azubis Erik Durm und Matthias Ginter sind gleich zu Weltmeistern durchgestartet.

Der Leverkusener Karim Bellarabi, Stuttgarts Youngster Antonio Rüdiger oder U21-Kapitän Kevin Volland haben sich ebenfalls eine EM-Perspektive geschaffen. Die Tür zum Nationalteam ist offen - allerdings zu beiden Seiten. „Das bestimmen die Spieler selbst mit ihren Leistungen“, erklärte Löw mit Blick auf 2015.

Langjährige Nationalspieler wie Mario Gomez (AC Florenz), Marcel Schmelzer (Dortmund) oder Marcell Jansen (HSV) waren 2014 nur noch einmal dabei. Auch der Dortmunder Weltmeister Kevin Großkreutz, der in Brasilien nicht eine Minute gespielt hatte, kam danach nur noch einmal zum Einsatz und scheint keine Zukunft mehr bei Löw zu haben. DFB-Veteran Lukas Podolski muss im Winter seine verzwickte Situation beim FC Arsenal lösen.

Der Dortmunder Ilkay Gündogan und der Münchner Holger Badstuber könnten dafür nach langwierigen Verletzungen und einigen Rückschlägen 2015 ein Comeback auch im Nationalteam feiern und dem Bundestrainer damit neue personelle Perspektiven eröffnen für die nächste Titelmission. „Für mich beginnt die Vorbereitung auf 2016 im nächsten Jahr“, sagte Löw. Ein gutes Gefühl für die EM hat er schon jetzt, wie er in Vigo verriet: „Wenn wir eine gute Vorbereitung haben und ich die Mannschaft drei, vier Wochen zusammen habe, dann ist alles gut.“