Prüfung in der „grünen Hölle“ - Löw: 90 Minuten Kampf

Dublin (dpa) - Es kann eine Hölle sein - das futuristisch anmutende Aviva Stadium mitten in Dublin. Doch von den „grünen Jungs“ aus Irland wollen sich Bastian Schweinsteiger und Co. unter keinen Umständen vom direkten Qualifikationsweg zur Fußball-WM nach Brasilien abbringen lassen.

„Von uns erwarte ich die richtige Präsenz in den Zweikämpfen, im Spiel mit und ohne Ball“, betonte Joachim Löw am Tag vor dem WM-Ausscheidungsspiel in Dublin. „Wir werden hier ein stimmungsvolles Spiel sehen“, ergänzte der Bundestrainer.

„Ich denke, das nicht alles so schlecht ist“, erklärte Schweinsteiger, der als Ersatzkapitän für den gesperrten Philipp Lahm aufläuft, mit Hinweis auf die zwei bisherigen Qualifikationssiege. Der Münchner appellierte an seine Kollegen, auf all die Kritiken an den jüngsten Vorstellungen der deutschen Nationalelf mit einem starken Auftritt auf der „grünen Insel“ Irland zu antworten.

„Gegen Österreich haben wir viele Fehler gemacht in vielen Bereichen. Aber diese Dinge werden wir besser machen“, versprach Joachim Löw. Nach dem 95-Minuten-Flug von Frankfurt ins regnerische Dublin am Donnerstag machte der Bundestrainer keine großen Geheimnisse mehr um seine Startelf, die im Aviva-Stadion im Stadtteil Ballsbridge am Freitag gewinnen soll. Wichtiger ist Löw: „Wir brauchen wieder mehr Stabilität und Ordnung.“

Noch einmal verwies der Chefcoach vor dem Abschlusstraining in Dublin auf die Qualitäten der „Boys in Green“, die sie schon immer auszeichnen: „Wir dürfen eins nicht glauben, dass die Iren irgendwann das Spiel verloren geben. Das wird ein Kampf, der 90 Minuten anhält.“

In der letzten EM-Qualifikation hatten die Iren unter ihrem Kulttrainer Giovanni Trapattoni nur einmal verloren. Beim Turnier in Polen und der Ukraine kamen sie über die Rolle des Punktelieferanten aber nicht hinaus. Zum Auftakt der WM-Ausscheidung gewann das Team des 73-jährigen Trapattoni äußerst glücklich mit 2:1 in Kasachstan.

„Wir müssen unser Spiel durchziehen“, forderte Löw trotz der Ausfälle von Lahm, Mats Hummels, Lars Bender und Ilkay Gündogan. Mario Götze ist wie Lukas Podolski wieder einsatzfähig, beide sollen aber zunächst auf der Bank Platz nehmen.

Schon mit ihrer Körpersprache sollen seine Spieler zeigen, „dass wir gut sind“, verlangte Löw: „Das werden wir hinbekommen.“ Immerhin tritt der Zweite der Weltrangliste gegen den 28. an, erinnerte Flick. Und in der WM-Qualifikation hat Deutschland noch nie auswärts verloren! „Fußballerisch sind wir besser. Wir müssen dagegenhalten, dann werden wir gewinnen“, betonte Toni Kroos, für den nach Schweinsteigers Rückkehr zunächst kein Platz in der Startelf ist.

Schweinsteiger wird zusammen mit Sami Khedira die Zentrale im Mittelfeld bilden. In der Innenverteidigung ersetzt Per Mertesacker den verletzten Hummels. Nicht nur von der neuformierten Viererkette mit Jérome Boateng, Mertesacker, Holger Badstuber und Marcel Schmelzer, der links eine weitere Chance erhält, wird viel abhängen. „Wir müssen als Einheit auf dem Platz auftreten“, forderte Löw.

Wirbel löste Löw mit kritischen Aussagen zu Schmelzer aus, die er später in einer offiziellen Erklärung relativieren wollte. „Viel mehr Alternativen gibt es links im Moment auch nicht die nächsten ein, zwei, drei, vier, fünf Monate. Also müssen wir mit Marcel Schmelzer weiterarbeiten. Das werden wir auch machen“, hatte der Bundestrainer geäußert. Löw versicherte dann dem Dortmunder in einem persönlichen Gespräch nochmals sein „großes Vertrauen“. Der Druck ist für den 23 Jahre alten Schmelzer jetzt in Dublin noch gewachsen.

In den bisherigen 16 Vergleichen mit Irland gab es neben sieben Siegen und vier Remis immerhin fünf Pleiten für das DFB-Team. Der letzte deutsche Erfolg in Dublin datiert vom Mai 1979, allerdings folgten danach nur noch zwei Partien (1:1, 0:0) in Irland.

Die Deutschen sehen sich zudem einem „absoluten Taktikfuchs“ gegenüber, betonte Flick. Der Assistent von Löw hatte einst bei Red Bull Salzburg ein paar Wochen mit Trapattoni zusammengearbeitet. „Er wird sich das eine oder andere einfallen lassen“, sagte der Co-Bundestrainer voraus. In Richard Dunne, Kevin Doyle, James McClean, Sean St. Ledger, Glenn Whelan und Starstürmer Robbie Keane, der am Donnerstag kurzfristig wegen Problemen an der Achillessehne absagte, haben die Iren allerdings sechs Verletzungsausfälle.

Das Löw-Team will die Gastgeber selbst mit schnellen Offensivaktionen beschäftigen, für die im Mittelfeld Thomas Müller, Mesut Özil und Marco Reus sowie in der Angriffsspitze Miroslav Klose sorgen sollen. Oldie Klose hatte schon vor zehn Jahren bei der WM 2002 den Treffer beim 1:1 gegen Irland erzielt.

„Von Miro und anderen Spielern mit größerer Erfahrung wie Bastian Schweinsteiger erwarte ich, dass sie Verantwortung übernehmen und den Takt vorgeben“, sagte der Bundestrainer. „Für mich ist es phänomenal, wie er in dem Alter spielt, was er für eine körperlich Präsenz mitbringt und wie er in Italien trifft“, lobte Löw den 124-maligen Nationalspieler Klose und wies damit die Kritik von Bayern-Präsident Uli Hoeneß zurück. Der hatte erklärte, Klose würde immer nur gegen kleine Gegner treffen - Irland gilt immerhin als mittleres Kaliber.

Aufstellungen zu Irland - Deutschland:

Irland: Westwood (FC Sunderland/27 Jahre/12 Länderspiele) - Coleman (FC Everton/24/6), O'Shea (FC Sunderland/31/81), O'Dea (FC Toronto/25/16), Ward (Wolverhampton Wanderers/27/16) - McGeady (Spartak Moskau/26/55), Cox (Nottingham Forest/25/18), Andrews (Bolton Wanderers/32/32), McCarthy (Wigan Athletic/21/6), Fahey (Birmingham City/29/15) - Walters (Stoke City/29/12)

Deutschland: Neuer (Bayern München/26/33) - Boateng (Bayern München/24/26), Mertesacker (FC Arsenal/28/82), Badstuber (Bayern München/23/28), Schmelzer (Borussia Dortmund/24/8) - Khedira (Real Madrid/25/35), Schweinsteiger (Bayern München/28/95) - Müller (Bayern München/23/35), Özil (Real Madrid/23/41), Reus (Borussia Dortmund/23/11) - Klose (Lazio Rom/34/124)

Schiedsrichter: Rizzoli (Italien)