Irland: Ohne Superstar Keane, aber mit tollen Fans
Dublin (dpa) - Italienisches Stoßgebet oder irischer Fluch? Welche Wörter Mr. Trapattoni spontan über die Lippen kamen, ist nicht bekannt. Die Nachricht vom Ausfall Robbie Keanes verschärfte die Sorgen des irischen Nationaltrainers aber erheblich.
Ohne ein Sextett müssen die „Boys in Green“ am Freitag zum Heimspiel in der WM-Qualifikation gegen Deutschland antreten und die Verletzung von Superstar und Rekordtorschütze Keane trifft das Team besonders hart.
Der LA-Galaxy-Angreifer wollte in Malahide, dem Leistungszentrum der Iren nahe Dublin, nach der Trainingseinheit am Donnerstag weitersehen, wie es seiner Achillessehne geht. Und es ging nicht gut. Denn am Nachmittag verbreitete der Fußballverband FAI die Nachricht über das Aus des Kapitäns: „Keane wird bei der Mannschaft bleiben, um sich weiter behandeln zu lassen, und dann hoffentlich am Dienstagabend gegen die Färöer zur Verfügung stehen“, hieß es.
Nun bleiben den Iren und ihrem Trainer Giovanni Trapattoni wieder einmal nur die eigenen Fans als große Hoffnung. Deutschlands Nationalelf erwartet in Dublin die „grüne Hölle“. Die wunderbaren, krisenerprobten Anhänger der „Grünen Jungs“ wollen das ausverkaufte Aviva Stadium in ein Tollhaus verwandeln. Ganz so, wie sie auch die sportlich jämmerlich verlaufene EM zu einer einzigen Party machten.
„Maestro“ Trapattoni zauberte am Donnerstagnachmittag dann FC-Sunderland-Verteidiger John O'Shea als Aushilfskapitän aus dem Hut - und gab kurzerhand bereits seine komplette Startelf bekannt. Jon Walters (Stoke City) stürmt statt Keane als einzige Spitze.
Keane selbst hatte am Mittwoch erklärt: „Ich hatte schon länger Probleme mit meiner Achillessehne, ich habe im Training einen Tritt dagegen bekommen und es ist angeschwollen.“ Dabei war gerade er einst der Deutschland-Schreck, als er bei der WM 2002 das Last-Minute-Tor zum 1:1 erzielte. Keane hatte sich dieser Tage daran noch als „happy memories“ erinnert. Damals formulierte er legendär: „Vergesst Frauen, Golf, sogar Hurling - das ist der beste Moment meines Lebens!“
„Sir Trap“ stapelt angesichts des Personalmangels lieber schon die ganze Woche tief. „Ich bin kein Arzt, sondern nur ein Trainer“, klagte er in seinem radebrechenden Englisch, im Team „Trappish“ genannt. Ausfallen werden auch Richard Dunne, Seán St Ledger, Glenn Whelan, James McClean und Kevin Doyle. Zwei langjährige Leistungsträger - Torwart und Rekordnationalspieler Shay Given sowie Außenbahnflitzer Damien Duff - haben im August ihre Karrieren beendet. Und so betreibt der 73-jährige Italiener gerade einen Umbruch des Teams, das das älteste der EM war.
Ein bisschen steht sich Trapattoni beim Verjüngungsprozess aber auch selbst im Weg. Zum Beispiel hat der 24-jährige Darron Gibson vom FC Everton aus Frust keine Lust mehr auf Trapattoni-Irland. Dabei würde der technisch starke Mittelfeldmann dringend benötigt. „Trap“ ist in Irland zwar beliebt für seine comicreifen Pressekonferenzen, aber umstritten wegen seiner Personal- und Taktikentscheidungen. Und weil er höchst selten bei Liga-Spielen zuguckt, geschweige denn auf Insel überhaupt mal auftaucht. „Keine andere Nation würde Traps Quatsch dulden“, titelte der „Herald“ in dieser Woche.
Aber die Deutschen täten nicht gut dran, den alten Trainerfuchs zu unterschätzen, auch wenn der frühere Coach des FC Bayern München und des VfB Stuttgart sich betont ehrfürchtig vor der DFB-Elf gibt: „Die Deutschen haben ein starkes Team. Wir kennen ihre Qualität: ihr Offensiv-Potenzial. Sie sind Tabellenerster und eines der stärksten Teams in Europa - vielleicht auf der Welt.“
Trapattonis Assistent Marco Tardelli zeigte sich forscher. Er machte bei den Deutschen „Schwächen in der Defensive“ aus und meinte: „Wir werden versuchen zu gewinnen. Das ist normal für uns. Ein Sieg gegen Deutschland wäre wichtig für das Team und das Land. Aber ein Unentschieden? Ich weiß nicht.“ Solche markigen Sätze wollen die verrückten Fans hören!