Sicherheitsexperte: Angst darf nicht im Vordergrund stehen

München (dpa) - Sicherheitsexperte Heinz Palme sieht die Fußballstadien auch nach dem Massaker in Paris und der Terrorwarnung von Hannover als „gut gesichert“ an.

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„Sicher wird es Nachbesserungen geben. Aber die Grundstruktur passt. Es ist jetzt etwas passiert — aber es wird weitergehen. Man wird nun sehr wachsam sein, als Zuschauer, als Organisator“, sagte Palme in einem Interview des „Münchner Merkur“. „Aber ich würde das noch nicht als dramatische Veränderung sehen. Man darf das jetzt nicht überziehen. Die Angst darf nicht im Vordergrund stehen.“

Palme war General-Koordinator der Fußball-WM 2006 in Deutschland und wurde danach auch für die EM 2008 in Österreich und der Schweiz engagiert. Mittlerweile arbeitet er für das „International Centre for Sport Security“, das seinen Sitz in Doha hat.

„Der Terror hat eine neue Dimension erreicht, diese Aussage ist absolut berechtigt. Jeder hat gehofft, dass das ausbleibt, was eingetreten ist“, erklärte Palme und mahnte an: „Man darf jetzt nicht vorschnelle Schlüsse ziehen.“ Die unmittelbaren Auswirkungen auf den Fußball würden nicht so dramatisch sein, „weil der Fußball im Sicherheitsbereich sehr gut strukturiert ist.“

Palme blickte auf die Sommerspiele 2012 und die Winterspiele 2014 zurück. „Wenn man alleine mal schaut, was in London und Sotschi umgesetzt wurde, sieht man, wie hoch der Standard ist. Das betrifft sowohl wirtschaftliche als auch finanzielle Ressourcen“, sagte Palme.

Der Standard sei hoch, international ein immenses Knowhow verfügbar, erklärte der Sicherheitsexperte. „Letztendlich ist man aber als Veranstalter — auch bei Bundesliga-Spielen — dann auch aufgefordert, sich dieser Experten zu bedienen. Nach solchen Ereignissen wird man natürlich hier und da neue, verbesserte, erweiterte Maßnahmen setzen. Oder aber feststellen, dass das, was schon entwickelt wurde, ausreicht und war richtig war“, erklärte Palme.

Hundertprozentige Sicherheit könne man nicht garantieren, sagte Palme. „Man kann viele Bereiche absichern, bei manchen aber ist es unmöglich. London hat das zum Beispiel bei den Olympischen Spielen versucht, die haben sehr viel in Überwachungssysteme investiert. Aber selbst da gab es ein Restrisiko. Weil die Kriminellen sich auch weiterentwickeln und neu vernetzen. Das ist ein Wettrennen: Was machen die einen? Was machen die anderen?“, erläuterte Palme. „Das Ende der Fahnenstange gibt es noch nicht. Man ist gefordert, Bewährtes in den Vordergrund zu stellen, aber auch zu schauen, wo es — im Zusammenhang mit dem aktuellen Risikolevel — Bedarf gibt.“