„Sie schlagen uns nie“ - Azzurri nach Remis euphorisch
Mailand (dpa) - Die Superserie gegen den Lieblingsgegner Deutschland hält, jetzt glaubt Italien sogar schon an den fünften WM-Titel. „Wir können bei der WM das Undenkbare schaffen“, urteilte Nationaltrainer Cesare Prandelli sieben Monate vor dem Turnier in Brasilien.
Seit 18 Jahren hat die Squadra Azzurra nicht mehr gegen Deutschland verloren, auf italienischem Boden hält die Serie nach dem 1:1 in Mailand am Freitag sogar schon knapp 28 Jahre. „Sie schlagen uns nie“, frohlockte die „Gazzetta dello Sport“ voller Stolz. „Wie sagt man? Fußball ist das von den Engländern erfundene Spiel, bei dem die Deutschen nie gegen die Italiener gewinnen.“
Der „Corriere dello Sport“ schrieb: „Italien bleibt die schwarze Bestie für Deutschland.“ Trotz aller Euphorie und Titelträume warnte Prandelli jedoch auch vor zu hohen Erwartungen im Land des viermaligen Weltmeisters: „Wenn jemand sagt, wir fahren nach Brasilien, um den Titel zu gewinnen, an diesem Punkt sind wir wirklich noch nicht.“
Doch das Remis gegen die DFB-Elf macht den Azzurri Mut. „Das war eine wichtige Bewährungsprobe, um zu sehen, auf welchem Niveau wir wirklich sind“, erklärte Regisseur Andrea Pirlo. „Wir sind mutig, wir werden immer besser und sind optimistisch für die WM. In gewissen Partien enttäuscht Italien nie.“ Ignazio Abate, der mit einem Linksschuss (28. Minute) die frühe deutsche Führung durch Mats Hummels (8.) ausgeglichen hatte, ergänzte: „Ich bin überzeugt, dass wir in Brasilien gut spielen werden.“
Obwohl Deutschland durchaus den Sieg vor Augen hatte, ziehen die Italiener positive Schlüsse aus dem Testspiel. „Für Prandelli ist es ein glänzendes Unentschieden, weil ein Crash-Test gegen die Deutschen immer zuverlässig ist und es diverse positive Signale gibt“, schrieb die „Gazzetta dello Sport“. Der Nationalcoach selbst schob der DFB-Elf jedoch die Favoritenrolle für die WM zu. „Wir haben gegen eines der stärksten Teams der Welt gespielt und wir sind noch nicht soweit, eine solche Mannschaft dominieren zu können.“
Das Spiel der Italiener ist dabei nach wie vor abhängig von dem 34 Jahre alten Mittelfeld-Regisseur Andrea Pirlo, der die Mannschaft lenkt und mit seinen Pässen fast jeden Angriff einleitet. „Es bleibt der Fakt, dass er das Herz der Mannschaft ist. Eine Nationalelf ohne ihn ist unvorstellbar“, analysierte die „Gazzetta dello Sport“ und betonte, die Squadra Azzurra sei absolut „Pirlo-zentriert“. Der „Corriere dello Sport“, der den Routinier wie alle italienischen Zeitungen zum besten Spieler kürte, lobte: „Er hat Italien aus der Ecke gebracht, in die Deutschland es gedrängt hat. Unersetzlich.“
Ebenfalls gute Noten gab es für den zuvor viel gescholtenen Stürmerstar Mario Balotelli, der mit seinem Club AC Mailand seit Wochen in der Krise steckt. „Mario hatte seine Sache gut gemacht. Er muss ruhig und ausgeglichen bleiben, ohne nervös zu werden“, lobte Prandelli sein Sorgenkind.