Uli Hoeneß rechnet ab
Uli Hoeneß über den Trainerkandidaten aus Dortmund, alte Fehler, neue Ruhe und den Basketball beim FC Bayern.
München. Seit zwei Jahren ist der ehemalige Manager Uli Hoeneß Präsident des FC Bayern München. Im Interview spricht der 59-Jährige über die momentane Stärke seines FC Bayern München, den Fehler mit Jürgen Klinsmann und über Basketball, sein neues Steckenpferd.
Herr Hoeneß, Sie wurden vor drei Wochen im Fall Breno erstmalig wieder lauter. Was hat Sie umtrieben?
Hoeneß: Ich schwöre, dass das eine Riesensauerei ist. Man hätte ihn nicht 13 Tage ins Gefängnis stecken dürfen. Bei dem Hausbrand ist niemand verletzt worden, es ist bis heute nicht geklärt, ob es überhaupt Brandstiftung war. Breno hat an dem Tag, als es passierte, wieder ein dickes Knie bekommen. Er wusste, dass seine Karriere am seidenen Faden hängt. Er war total alkoholisiert und ist möglicherweise ausgeflippt.
Zur Liga. Muss die Konkurrenz langsam das von Ihnen oft erwähnte Fernglas auspacken, um Ihre Mannschaft noch zu sehen?
Hoeneß: Tatsache ist, dass wir momentan sehr gut aufgestellt sind, weil der FC Bayern in sich selbst ruht. Und das ist die Kunst. Letztes Jahr mit Louis van Gaal haben wir intern von Montag bis Freitag gestritten und wollten am Samstag die anderen schlagen. Das funktioniert nicht.
Sie haben auf der Trainerposition in den vergangenen Jahren auch daneben gegriffen.
Hoeneß: Moment mal. Mit Magath haben wir zwei Mal das Double geholt. Das war kein Missgriff. Mit van Gaal haben wir das Double geholt und standen im Champions-League-Finale. Dass der menschlich eine Katastrophe war, steht auf einem anderen Blatt. Fachlich war er top. Deswegen war er kein Fehler. Klinsmann schon. Und das kreiden wir uns alle an.
Sie selbst wollten damals angeblich Jürgen Klopp statt Klinsmann holen.
Hoeneß: Ich hatte Jürgen Klopp angerufen, der damals noch in Mainz war, und ihn gefragt, ob er sich vorstellen könnte, bei uns Nachfolger von Hitzfeld zu werden. Er hat sofort ja gesagt und wir haben vereinbart, Anfang Januar wieder zu telefonieren. Kurz vor Weihnachten brachte Karl-Heinz Rummenigge Jürgen Klinsmann ins Gespräch. Da haben wir Jürgen sofort kontaktiert. Am nächsten Tag sagte er zu. Also habe ich im Januar Klopp angerufen und ihm abgesagt. Der war natürlich alles andere als begeistert.
Woran ist Klinsmann gescheitert?
Hoeneß: Jürgen hat alles über seine — wie er glaubte — Begeisterungsfähigkeit gemacht. Immer nur Power, Power, Power. „Wir machen die nieder“, hat er der Mannschaft gesagt. Und die hat nach drei Monaten gefragt: „Wie?“ Man darf nicht glauben, dass ein Fußballteam doof ist. Die Spieler wollten mitsprechen in Sachen Taktik. Aber Jürgen hat sich nicht darauf eingelassen.
Wird Klopp in Ihrer Amtszeit noch Trainer beim FC Bayern?
Hoeneß: Das kann man nicht sagen. Er hat einen Vertrag bis 2014 und macht einen guten Job. In unserer heutigen Zeit geht alles so schnell.
Wie kamen Sie auf Jupp Heynckes?
Hoeneß: Mit Klinsmann lief es nicht gut. Jupp war im Stadion, als wir auch noch gegen Schalke 0:1 verloren. Im Vorstand hatten wir verschiedene Namen diskutiert. Thorsten Fink und Mehmet Scholl zum Beispiel. Irgendwann fragte einer: „Was ist denn mit Jupp Heynckes?“ Jupp war kaum gelandet, da hatten wir ihn angerufen. Wenn der damals nicht auf der Tribüne gesessen hätte, wäre der nie Bayern-Coach geworden. Vermutlich würde er jeden Tag mit seinem Hund in Mönchengladbach Gassi gehen.
Sie haben seit einiger Zeit das Steckenpferd Basketball. Wieso haben Sie plötzlich eine Sportart entdeckt, die beim FC Bayern München bislang ein Schattendasein fristete?
Hoeneß: Ich hatte festgestellt, dass Basketball zwar im Fernsehen übertragen wird, aber die Vereine kein Geld dafür bekommen. Adidas-Chef Herbert Hainer erklärte mir, dass man mit dieser Sportart in Europa kein Geld machen könne. Ich wollte dieses Projekt in der entscheidenden Sitzung abblasen. Ich kam fünf Minuten zu spät und hörte auf dem Gang schon die sonore Stimme von Dirk Bauermann, dem deutschen Bundestrainer. Er hatte in 15 Minuten alle begeistert. Ich habe dann gesagt: „Herr Bauermann, wir machen das. Aber nur ein Jahr. Die Halle muss voll sein und die Spieler dürfen nur einen Vertrag für ein Jahr bekommen.“ Wir sind aufgestiegen. Nächste Saison müssen wir zumindest Meister werden können.