Volland: Hoffenheims Flügelflitzer in Löws Aufgebot
Zuzenhausen (dpa) - Als Kind tobte sich Kevin Volland beim Eishockey aus, sein Vater Andreas war sogar Nationalspieler. Aber irgendwann war es ihm zu blöd, dass ihm seine Mutter immer in diese Ausrüstung helfen musste.
Für Skifahren und sämtliche Ballsportarten konnte sich der Wirbelwind weiter begeistern - vor allem aber für Fußball. Künftig darf der bisherige Kapitän der deutschen U 21-Auswahl wohl sogar das Trikot im A-Nationalteam tragen. Mit der Nominierung für den erweiterten WM-Kader wurde der Profi von 1899 Hoffenheim für seine meist starken Leistungen in den vergangenen beiden Spielzeiten belohnt. Vollands erstes Nationaltrikot wird mal seine Mutter erhalten.
„Ich habe ihr als kleiner Bubi versprochen, dass sie es bekommt, als wir in Memmingen in der Jugend ins Training gefahren sind“, sagte der Angreifer am Donnerstag in Zuzenhausen. „Sie hat viel Zeit für mich geopfert, da ist es klar, dass das erste Nationaltrikot an meine Mama geht.“
Nach Tobias Weis, Marvin Compper und Andreas Beck wird Volland nun wohl der vierte deutsche Nationalspieler der Hoffenheimer. „Man hat gesehen, dass Kevin Volland einen großen Schritt nach vorne gemacht hat“, lobte Bundestrainer Joachim Löw. Mit zehn Toren und neun Vorlagen gehört der Hoffenheimer in dieser Saison zu den Topscorern der Bundesliga. Zusammen mit dem Brasilianer Roberto Firmino bildet er den attraktiven Angriff der TSG, die einst nur 600 000 Euro für ihn bezahlen mussten.
„Kevin ist ein sehr bodenständiger Junge und klar im Kopf. Er kann zurecht ein Stück weit stolz sein, aber jetzt geht es erst richtig los“, sagte sein Clubtrainer Markus Gisdol. „Ich glaube, dass Kevin in dieser Saison schon noch einen richtigen Schritt gemacht hat. Es war für ihn sehr wichtig, flexibel einsetzbar zu sein.“ Volland könne zentrale Spitze oder zweite Spitze spielen und gleichzeitig über die rechte und linke Seite kommen - „darüber hinaus hat er tolle Leistungen gebracht.“
Der gebürtige Allgäuer startete seine Profikarriere bei 1860 München, wo er 19 Tore in 57 Zweitliga-Spielen schoss. Seit 2012 spielt Volland in Hoffenheim, und dort war der Jubel im vergangenen Sommer groß, als bekanntgegeben wurde, dass der Vertrag des Offensivspielers bis 2017 verlängert ist. „Volland wird nicht verkauft“, sagte Gisdol seither immer wieder.
Für seinen früheren Trainer Markus Babbel war Volland „unser stärkster Läufer“, da der 21-Jährige regelmäßig über zwölf Kilometer im Spiel rennt. Doch dieses Superlativ allein wird Volland nicht gerecht. „Na ja, ich bin technisch nicht so schlecht, dass ich nicht auch mal an einem Gegner vorbeidribbeln kann. Aber ich kann eben auch mal einen aus den Schuhen hauen“, erklärte Volland in einem „Kicker“-Interview. Der bullige Hoffenheimer ist kaum aus dem Gleichgewicht zu bringen, wenn er auf seine Gegenspieler zustürmt.
Vorbild des Linksfußes ist übrigens der frühere Nationalmannschafts-Kapitän Michael Ballack. „Ich fand die Art, wie er aufgetreten ist, immer beeindruckend. Wenn er zum Freistoß ging, dann hat er ihn auch geschossen. Wenn ihm etwas nicht passte, dann hat er es auch deutlich gesagt. Ich habe nie verstanden, warum es so viele Leute gab, die ihn nicht mochten“, sagte Volland.
Heute ist seine Mutter - was ihren Sohnemann angeht - übrigens mit ganz anderen Dingen beschäftigt: Sie legt das Geld des Fußballprofis an. Eine Schwäche für schnelle Flitzer habe er, räumte Volland mal ein, ansonsten gilt er eher als bodenständig. „Ich gebe alles und werde die Zeit genießen“, versprach er nach der Nominierung.