Pfiffe für Werner verärgern Wagner-Festspiele auf kleiner Bühne
Nürnberg (dpa) - Nach der perfekten Woche mit einem Dreierpack zum Abschluss musste Sandro Wagner doch noch ein Problemchen lösen. Wer sollte das DFB-Trikot mit der Nummer 9 bekommen, in dem der 29-Jährige die ersten Tore für die Nationalelf erzielt hatte?
„Ich hab' schon so viele versprochen. Es gibt eine lange Warteliste“, sagte der Neu-Nationalspieler. Zwei Spiele, drei Tore lautet die stolze Bilanz des Hoffenheimers beim Start in die späte DFB-Karriere.
„Es war immer mein Ziel, für die Nationalmannschaft zu spielen. Jetzt habe ich noch ein paar Tore gemacht. Ein schöner Abend“, erklärte der Mittelstürmer nach dem 7:0 gegen San Marino. Fußball-Realist ist der äußerst selbstbewusste Profi aber auch: „Ich kann das schon einschätzen, es war jetzt nicht gegen England oder Italien.“
Wagner, der sich schon als besten deutschen Stürmer bezeichnet hatte, beeindruckte auch gegen den 204. der Weltrangliste. „Sandro Wagner war vorne im Zentrum gerade auch bei hohen Bällen sehr präsent mit seiner körperlichen Kraft. Mit seinem Einsatz und seiner Dynamik war er bei Flanken sehr erfolgreich“, analysierte Bundestrainer Joachim Löw. „Für die Debütanten ist das natürlich auch ein tolles Gefühl, im zweiten Spiel zu treffen.“
Wagner ist kein typischer Profifußballer. Der 29-Jährige ist unangepasst, eckt mitunter mit Aussagen an, zählt nicht zu den Filigrantechnikern. Aber er trifft - und spielt mit großer Leidenschaft. Der Hoffenheimer genießt die Tage im DFB-Team in jeder Sekunde - und er steht nach kürzester Zeit bei den Kollegen hoch im Kurs.
„Sandro Wagner hat in dieser Woche einen großen Schritt nach vorne gemacht. Wie das nächstes Jahr aussieht, ist jetzt schwer einzuschätzen“, sagte Löw. „Es tut einem Stürmer gut, wenn er in einem Spiel - egal gegen wen - drei Tore erzielt.“ Löw hofft, dass sich Hoffenheim und Wagner für die Champions League qualifizieren. Zum „Stürmer Nummer 1“ erhob er seinen Neuen aber nicht sofort.
Bei aller Hochstimmung fühlte Wagner mit Timo Werner. Der Leipziger, aktenkundig wegen einer später bereuten Schwalbe in der Bundesliga, wurde bei der Einwechslung ausgepfiffen. „Ich will jetzt kein Fass aufmachen, aber ich finde es ein bisschen überflüssig“, sagte Wagner. „Ich habe noch nie in dem Alter so einen guten Stürmer gesehen. Es ist doch toll für uns Deutsche. An ihm haben wir noch viel Freude die nächsten Jahre. Unverständlich, dass man ihn auspfeift.“
Werner wurmten die Unmutsbekundungen. „Ich weiß nicht, was die Gemüter so bewegt. Monatelang, jahrelang wurden Schwalben gemacht - und bei mir wird es so aufgebauscht, nur weil ich bei RB spiele. Schade“, sagte der 21-Jährige. Seine Miene hellte sich erst wieder auf, als er über Kollege Wagner sprach. „Wenn man mit 29, im fortgeschrittenen Alter, im Fußball seine erste Länderspielreise macht und drei Tore schießt - ich glaube, ein besseres Gefühl gibt es nicht.“
Für Wagner war es eine besondere Freude, mit Bayern-Allrounder Joshua Kimmich zusammenzuspielen. Der 22-Jährige glänzte als andauernder Vorbereiter. „Der Kimmich ist unglaublich. Wie er flankt, da kann sich der Lewandowski nächstes Jahr echt freuen, dann macht er noch mal zehn Tore mehr. Hundert Prozent“, schwärmte Wagner. „Ich habe ja auch schon ein paar Jahre auf dem Buckel und fast noch keinen gesehen, der so gut flankt. Vielleicht können wir den nach Hoffenheim holen.“