Was Hoffnung macht Was nimmt Borussia aus dem 0:3 gegen Leverkusen mit?
Analyse | Mönchengladbach · Trotz der am Ende hohen Niederlage gab es auch einige Lichtblicke auf dem Rasen.
Irgendwann in der 1. Hälfe des Spieles in der Fußball-Bundesliga zwischen Borussia Mönchengladbach und Bayer Leverkusen kam für ein paar Sekunden das Fohlengefühl aus besseren Zeiten auf. Das war, als die Gastgeber nach einem Ballgewinn vor dem eigenen Strafraum mit drei, vier klugen, schnellen Pässen vor dem Tor der Leverkusener auftauchten, letztlich erfolglos zwar, aber immerhin im Stile einer versierten Kontermannschaft. Diese Szene ist nach der Partie weithin vergessen worden. Zu schwer wog die Niederlage, die mit 0:3 angesichts der Überlegenheit des Gastes aus Leverkusen noch deutlich höher hätte ausfallen können. Es war deshalb auch ebenso richtig wie ehrlich, dass Gladbachs Coach Gerardo Seoane die Niederlage widerspruchslos akzeptierte und Bayer Leverkusen eine beachtliche Leistung attestierte. Seine Elf war in allen Belangen unterlegen. Zu langsam, zu weit weg von den Gegenspielern, zu hektisch im Spielaufbau. „Wir müssen in der Defensiver aktiver werden und im Zweikampfverhalten noch präsenter sein“, sagte der Trainer nach der Partie. Jeder, der mehr als 54 000 Zuschauer im Stadion hätte diesen Satz sicher unterschrieben.
Tatsächlich ist Borussia Mönchengladbach noch viel stärker im Umbruch, als die Testspiele und der Pokalauftritt gegen Bersenbrück das haben vermuten lassen. Während Bayer Leverkusen bereits am 2. Spieltag sehr eingespielt wirkte und den Eindruck erweckt, dass jeder im Team weiß, wann er wohin zu laufen hat, offenbarte Gladbach auch zum Auftakt in Augsburg schon die Schwächen, die Leverkusen am Samstag eiskalt bestraft hat. Tempo, Zweikampfverhalten, Widerstandsfähigkeit, gemeinsames Verteidigen im Raum und gegen den Mann fehlten vor allen drei Toren. Aber am offensichtlichsten war das vor dem dritten Treffer, den Florian Wirtz von Gladbachs Florian Neuhaus völlig ungehindert, mit einem äußerst präzisen Steilpass vorlegen konnte.
Doch es gab in der letztlich einseitigen Partie immer wieder auch Szenen, die andeuteten, welchen Fußball Seoane mit der neuen Gladbacher Mannschaft spielen will. Da ging es bisweilen schnell über die Flügel, wurde im Mittelfeld zügig kombiniert und über Flanken der neue Zielspieler Tomas Cvancara anvisiert - oft zu hektisch, oft zu ungenau, noch ohne ausreichend Durchschlagskraft. Gladbach war zwar chancenlos, wirklich schlecht gespielt, hat die Elf vom Niederrhein aber nicht, vor allem in den Phasen, als Leverkusen den Fuß vom Gas genommen hatte. Das ändert allerdings nichts an der Tatsache, dass im Mittelfeld körperlich präsente Aufräumer wie Kouadio Koné und Christoph Kramer fehlen und es für die Gladbacher gut sein könnte, die Hängepartie um den Wechsel von Nico Elvedi nach Wolverhampton zugunsten eines schnellen Innenverteidigers zu beenden. Dass auf den Außenbahnen bei Borussia Mönchengladbach in dieser Transferperiode nichts mehr geschieht, hat Sportdirektor Roland Virkus bereits zu Protokoll gegeben. Die immer noch recht unerfahrenen, bisweilen labilen Luca Netz und Joe Scally sind erste Wahl. Hinter ihnen stehen der 19 Jahre alte Lukas Ullrich und der an Krebs erkrankte Stefan Lainer in der Warteschleife.
„Im Sommer hat es einen Umbruch gegeben. Wir wussten, dass es eine schwierige Saison wird“, sagte der Trainer nach der Partie am Samstag. Der Fokus liege auf der Entwicklung. Die tut trotz einiger guter Ansätze in den Spielen gegen Augsburg und Leverkusen Not, zumal die Konkurrenz auf den Umbruch bei Gladbach keine Rücksicht nehmen wird. Das hat am Samstag Bayer Leverkusen eindrucksvoll bewiesen. Und am Samstag kommt der FC Bayern München in den Borussia-Park.