WM-Countdown: Was bedeuten Löws Entscheidungen?

Frankfurt/Main (dpa) - Mit der Nominierung seines vorläufigen Aufgebotes hat Bundestrainer Joachim Löw den Countdown der deutschen Nationalmannschaft für die Fußball-WM in Brasilien gestartet. Bis zum ersten Gruppenspiel am 16. Juni gegen Portugal will er das Team „weltmeisterlich“ vorbereiten.

Foto: dpa

Die wichtigsten Fragen und Antworten zur Vorbereitung, zu Spielern und Zielen.

Wie geht es nach der Nominierung weiter?

Am Dienstag findet gegen Polen das erste von noch drei Länderspielen vor dem WM-Turnier statt. Nur zehn Akteure aus dem noch 30-köpfigen WM-Kader sind in Hamburg dabei, da etliche Fixgrößen für Brasilien wie die Pokalfinalisten von Bayern München und Borussia Dortmund fehlen werden. „Dennoch müssen wir nicht den nationalen Notstand ausrufen“, mahnte Löw. Zwölf Neulinge stehen im 18-Mann-Aufgebot für die Polen-Partie, „Gesichter der Zukunft“, wie Löw sie titulierte. Erst nach dem Testspiel will er entscheiden, welche 25 oder 26 Akteure er mit ins Trainingslager (21. bis 31. Mai) nach Südtirol nimmt. Ein Casting-Match also.

Warum ist Sami Khedira dem Bundestrainer so wichtig?

Jochim Löw zählt auf den Führungsspieler von Real Madrid, auch wenn diesem nach seinem Kreuzbandriss Spielpraxis fehlt. „Er ist nicht am Leistungslimit, aber wir sind überzeugt, ihn dahinzubringen.“ Er habe noch keinen Spieler erlebt, der „so vehement und konsequent“ in der Reha gearbeitet habe. Löw hofft, dass Khedira bei Real Madrid noch etwas Spielpraxis sammelt und vielleicht sogar im Champions-League-Finale gegen Atlético Madrid zum Einsatz kommt. Dass Khedira verspätet nach Südtirol anreisen wird, sei kein Nachteil. Von Khediras Fitness kann sogar abhängen, ob Kapitän Philipp Lahm bei der WM im Mittelfeld spielen wird.

Kann sich Miroslav Klose noch einmal in WM-Form bringen?

Der deutsche Rekordtorschütze (68 Treffer), der drei Tage vor dem WM-Start 36 wird, will nach viel Verletzungspech alles tun, um bei seinem vierten WM-Turnier in Form zu sein. Löw ist überzeugt, dass Klose der Mannschaft - „in welcher Form auch immer“ - helfen kann. Klose hat in Brasilien auch ein ganz persönliches Ziel: Mit 14 WM-Treffern liegt er nur ein Tor hinter WM-Rekordschütze Ronaldo.

Was sprach gegen eine Ausnahmeregel für Mario Gomez?

Nur 280 Spielminuten beim AC Florenz seit September waren dem Bundestrainer zu wenig, um den Dauerpatienten zu nominieren. Löw sah keine Chance mehr für den 28-Jährigen, unter diesen Voraussetzungen in Brasilien „körperlich zu bestehen“. Bei der EM 2012 war Gomez mit drei Toren noch erfolgreichster deutscher Schütze. Das Ende der Nationalmannschafts-Karriere des Angreifers in der Nationalelf (59 Spiele, 25 Tore) bedeute die aktuelle Nichtberücksichtigung aber keineswegs, betonte der Bundestrainer.

Warum fiel bei den Torhütern die Entscheidung gegen René Adler?

Schon die WM 2010 verpasste Adler wegen einer Verletzung. Jetzt waren es Formschwächen in einer HSV-Saison voller Rückschläge. Löw wollte neben Manuel Neuer, „unserer klaren Nummer 1“, einen erfahrenen und einen jungen Schlussmann haben. Adler hatte damit gegen den gerade auch in der Champions League stark haltenden Dortmunder Roman Weidenfeller keine Chance. Hannovers Ron-Robert Zieler (25) bescheinigte er eine konstante Saison.

Welche WM-Chancen haben die sechs Länderspiel-Debütanten?

Die Schalker Max Meyer und Leon Goretzka sowie André Hahn (FC Augsburg) und Shkodran Mustafi (Sampdoria Genua) dürfen sich im Länderspiel gegen Polen für eine Mitnahme ins Trainingslager empfehlen. Der junge Erik Durm ist auf der Problemposition hinten links der Druckmacher für seinen BVB-Kollegen Marcel Schmelzer und den nicht topfitten HSV-Routinier Marcell Jansen. Hoffenheims Kevin Volland bekam von Löw einen „großen Schritt nach vorn“ bescheinigt. Der Hoffenheimer erhielt nach einer guten Bundesliga-Saison mit zehn Toren und neun Torvorlagen im Angriff als Alternative zu Veteran Klose den Vorzug gegenüber dem Gladbacher Max Kruse.

Wann muss Löw sich personell endgültig für die WM festlegen?

Einen Tag nach dem Testspiel am 1. Juni in Mönchengladbach gegen Kamerun muss der DFB den deutschen 23-Mann-Kader der FIFA melden. Am 6. Juni bestreitet dieses WM-Team in Mainz gegen Armenien das letzte Länderspiel vor der Abreise nach Brasilien (7. Juni). Dort beginnt am 16. Juni mit dem ersten Gruppenspiel gegen Portugal die extrem schwierige Mission Titelgewinn.