Vor Playoff-Rückspiel „WM ohne Italien nicht möglich“ - Hoffen auf ein Wunder

Rom (dpa) - Die letzte Hoffnung heißt San Siro: Im legendären Mailänder Stadion soll die wohl größte Schmach im italienischen Fußball seit 60 Jahren noch abgewendet werden.

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„Wir brauchen in Mailand ein Wunder“, schrieb die Zeitung „La Repubblica“. Topverteidiger Leonardo Bonucci sprach von „dem Spiel unseres Lebens“. Am Montag entscheidet sich, ob die Fußballnation Italien sich doch noch für die Fußball-WM in Russland im kommenden Jahr qualifizieren kann.

Am Freitag hatte die Squadra Azzura beim Hinspiel in den Playoffs gegen Schweden eine glanzlose Partie hingelegt und 0:1 verloren. Die Nation blickt nun in den Abgrund. Kann „La Nazionele“ den Rückstand gegen Schweden nicht aufholen, ist der viermalige Weltmeister das erste Mal seit 1958 nicht bei einer WM-Endrunde dabei - damals war die WM ironischerweise in Schweden.

Nach der Niederlage gegen die Schweden am Freitag war die Stimmung zuhause mehr als mies. „Hässliches Italien“, „Halbe Apokalypse“, „am Abgrund“ oder einfach nur „azurblaue Scham“ hieß es in den Zeitungen.

Trainer Gian Piero Ventura weiß, dass es jetzt um alles geht. „Jetzt müssen wir einfach gewinnen, wir müssen das Ergebnis in Mailand umdrehen“, sagte er nach der Partie in Stockholm. Gleichzeitig versuchte er die Niederlage zu rechtfertigen, Italien sei vom Schiedsrichter unfair behandelt worden, deutete er an. Doch die Schweden um den starken Mittelfeldspieler Emil Forsberg von RB Leipzig waren überlegen, was nicht nur das Siegtor von Jakob Johansson in der 61. Minute zeigte.

Von einer Schiedsrichterdiskussion wollte in der Heimat niemand etwas wissen. „Genug Entschuldigungen!“, schrieb die Sportzeitung „Tuttosport“. Auch sonst gab es viel Kritik. „Es ist ein farbloses Team ohne Persönlichkeit“, schrieb „La Repubblica“. „Eine Gemeinschaft von Spielern, die nicht wissen, was sie machen“, urteilte der „Corriere della Sera“.

Auch Ex-Nationalspieler Andrea Pirlo zeigte wenig Verständnis. „Man braucht Qualität, um solche Spiele zu gewinnen“, sagte der kürzlich zurückgetretene Fußballstar. „Dies sind Spiele, in denen du siehst, was richtige Spieler sind.“

Italien hat an 18 Weltmeisterschaften teilgenommen und - wie Deutschland - vier Mal den Titel geholt. Die Qualifikationsrunde für Russland war aber bislang eine einzige Zitterpartie. Im September verlor die Squadra Azzurra 0:3 gegen Spanien und verpasste den Gruppensieg, der das direkte Ticket zur WM bedeutet hätte. Gegen Israel und Albanien schafften die Italiener gerade mal ein 1:0 und gegen Mazedonien reichte es nur zum 1:1. In der Kritik steht auch der Chef des italienischen Fußballverbandes Carlo Tavecchio - gegen ihn wurden Rücktrittsforderungen laut, falls Italien sich wirklich nicht qualifizieren sollte.

Das Team ist nicht nur moralisch angeschlagen und steht unter immensem Druck. Ventura muss am Montag im San-Siro-Stadion zudem auf Spielemacher Marco Verratti verzichten, der eine Gelbsperre verbüßt. Verteidiger Bonucci hatte sich in Schweden in einem Zweikampf die Nase gebrochen, mit seinem Einsatz wird dennoch gerechnet.

Man dürfe sich jetzt nicht beschweren, sagte Torwart-Legende Gianluigi Buffon, für den es im kommenden Sommer seine sechste WM im Alter von 40 Jahren wäre. „Wir können über unsere Fehler reden, aber es hilft überhaupt nichts. Wir brauchen für die Aufholjagd erhobene Köpfe.“ Sein Kollege Lorenzo Insigne sprach derweil das aus, was wohl alle in seiner Heimat denken: „Eine WM ohne Italien ist nicht möglich.“