„Big Fella“: Fellainis Versprechen Richtung Manchester
São Paulo (dpa) - Für Belgiens erfolgreiche WM-Rückkehr und einen Stammplatz schiebt Marouane Fellaini gern eine Extraschicht.
Während seine Teamkollegen nach dem WM-Auftaktsieg gegen Algerien zur Regeneration durch die Hotelanlage in Mogi das Cruzes radelten, ackerte der lang aufgeschossene Nationalspieler nach seinem Teilzeit-Einsatz lieber auf dem Rasen mit den Ersatzspielern. Beim Kopfballtraining sprang er am höchsten. Bei den Tempoläufen rannte er am schnellsten.
Seine Kritiker aus England wundern sich derzeit, denn auf der Insel hat Fellaini eine miese Premieren-Saison bei Manchester United hinter sich. Er brachte es nur auf 16 Einsätze. Ein Treffer wie am Dienstag gegen Algerien gelang ihm für United in der Liga nicht. Und so musste sich der Mittelfeldspieler, der für 30 Millionen Euro vom FC Everton zum englischen Rekordmeister kam, zuletzt viel Spott gefallen lassen. Trotz eines Vertrages bis 2018 wird sogar über einen vorzeitigen Abschied spekuliert.
Nach dem Algerien-Spiel scherzte auch noch der ehemalige englische Nationalstürmer Gary Lineker bei Twitter, dass United doch lieber den Fellaini unter Vertrag nehmen solle, der für Belgien spielt. Der 26-Jährige mit den zwei Gesichtern entgegnete: „Es war eine schlechte Saison für mich. Aber es ist derselbe Spieler.“ Und dann versprach er, schon bald bei United „der Beste“ werden zu wollen.
Genugtuung für Hohn und Spott beim englischen Rekordmeister habe er nach seinem Tor zum 1:1-Zwischenstand aber nicht gespürt. „Überhaupt nicht“, sagt Fellaini. Das Tor sei für die Mannschaft, seine Familie und für ganz Belgien gewesen. „Ich spiele hier auch nicht um einen neuen Vertrag. Ich fühle mich gut bei United“, ließ Fellaini nach seinem 51. Länderspiel wissen.
2008 wurde er bei Standard Lüttich an der Seite von Axel Witsel und dem jetzigen Bayern-Profi Dante belgischer Meister und wechselte danach als bis dato teuerster Belgier für sieben Millionen Euro nach Everton. Große Hoffnung verbindet der zweikampfstarke 1,94-Meter-Mann nun mit seinem zukünftigen Vereinstrainer Louis van Gaal. Unter Uniteds Ex-Coach David Moyes durfte er in Manchester fast nie auf seiner besten Position als hängende Spitze agieren.
Nur im Strafraum kann der Sohn eines Marokkaners aber seine Kopfballstärke ausspielen. Wilmots gestand ihm diese Rolle am Dienstag nach seiner Einwechslung zu. Bei dem ehemaligen Schalker Profi spürt Fellaini das Vertrauen, das er braucht, um große Leistungen zu bringen. Gut gelaunt ließ er sich sogar auf eine Wette ein: Sollten die Roten Teufel Weltmeister werden, will sich Fellaini von seiner Afro-Haarpracht trennen.
Sein neunter Länderspieltreffer soll die Wende gewesen sein. Vor dem Auftaktspiel galt Fellaini noch als der Verlierer der Vorbereitung. Am Sonntag gegen Russland könnte der „Big Fella“ (Großer Kerl) wieder in die Startformation zurückkehren. Insgeheim geht auch er davon aus. „Ich habe mit dem Trainer nicht darüber gesprochen, aber er hat ja gesehen, wie ich gespielt habe“, sagt er selbstbewusst.