Brasiliens Legende Tostão: „Unser Fußball ist primitiv“
Berlin (dpa) - Die brasilianische Fußball-Legende Tostão hat nach der enttäuschend verlaufenen WM der Seleção die Nationalmannschaft und das Verbandswesen scharf kritisiert.
„Unser Fußball ist primitiv. Es ist nicht der Fußball, der in den großen Clubs der Welt gespielt wird“, sagte der angesehene Fußball-Analyst im Interview der „Welt“. Für den 67-Jährigen war das 1:7-Desaster der Brasilianer im WM-Halbfinale gegen Deutschland „eine Lehrveranstaltung über die Unterschiede, die heutzutage zwischen beiden Mannschaften existieren“.
Brasilien spiele mit „vielen Fernschüssen, vielen langen Bällen, viel Rennen, Zweikämpfen und Einzelaktionen“, monierte der frühere Stürmer, der 1970 mit Brasilien den WM-Titel gewann. Das DFB-Team spiele hingegen „den modernen Fußball dieser Zeit. Mit vielen Pässen, mit Ballbesitz und Spielkontrolle, mit außergewöhnlichen Spielern im Mittelfeld“.
Der brasilianische Fußball stagniere, daher fordert Tostão drastische Veränderungen: „Es müsste eine Revolution geben, alles müsste auf den Kopf gestellt werden, es bräuchte andere Persönlichkeiten mit einer anderen Vision, neue Trainer mit anderen Vorstellungen.“ Bei den Verbandsfunktionären, denen er eine Mentalität der Korruption vorwirft, sieht Tostão jedoch „überhaupt keine Bereitschaft zur Veränderung“.