„Danke Gott“: Argentinien feiert Messi
Belo Horizonte (dpa) - „Danke Gott“ - auf den Tag genau 28 Jahre nach der „Hand Gottes“ von Diego Maradona hat Argentinien seinen Wunderfußballer Lionel Messi endgültig ins Herz geschlossen.
Nachdem der Matchwinner den redlich verdienten freien Abend mit Söhnchen Thiago und Freundin Antonella hatte genießen dürfen, konnte er die Lobeshymnen in den argentinischen Zeitungen lesen. „Messi leuchtete zum Schluss auf und für Argentinien kam die Sonne heraus“, schrieb „Diario Popular“ und druckte ein riesiges Bild des entfesselt jubelnden Messi, darunter stand: „Danke Gott.“
90 Minuten lang hatte sich Argentinien gegen die No-Name-Truppe aus dem Iran gequält, dann erlöste der Weltstar den Titelanwärter mit seinem Geniestreich zum 1:0-Sieg in der Nachspielzeit. „Wir sind nun qualifiziert für die nächste Runde. Genau das hatten wir uns für heute vorgenommen“, sagte Messi, dessen Traumtor Argentiniens Fußball-Legende Diego Maradona im Stadion von Belo Horizonte nicht mehr miterlebte.
Der Weltmeister von 1986, der am Sonntag vor 28 Jahren in Mexiko sein Tor mit „Hand Gottes“ gemacht hatte, hatte sich schon vorzeitig mit Grauen aus dem Staub gemacht. Dass Verbandspräsident Julio Grondona die vorzeitige Flucht mit einem bissigen Kommentar quittierte, konterte Maradona auf seine Art: Er zeigte dem 83-Jährigen vor laufender Kamera in seiner eigenen TV-Sendung den Stinkefinger und nannte ihn einen „armen Dummkopf“.
Messi dürften die Bilder höchstens amüsieren. „Nicht einmal zwei Torhüter hätten Lionels Tor verhindern können“, lobte Nationaltrainer Alejandro Sabella den Treffer des Kapitäns der „Albiceleste“. Messis genialer Moment, in dem er das Spielgerät mit seinem begnadeten linken Fuß aus 26 Metern vorbei an vier hilflosen gegnerischen Akteuren und dem bis dahin überragenden Keeper Alireza Haghighi ins lange Eck zwirbelte, bewahrte den Favoriten vor einer Blamage und machte den vorzeitigen Einzug ins Achtelfinale perfekt. „Wenn du Messi hast, ist alles möglich“, meinte Sabella.
Eines vermochte aber auch Messi nicht: Den schwachen Eindruck überdecken, den der zweimalige Weltmeister gegen den Außenseiter hinterließ. Titelreife oder Finalform? Noch keine Spur. „Es gab einige Dinge, die uns Sorgen bereitet haben“, gab Sabella zu, der seine eingesetzten Spieler am Sonntag im WM-Camp Cidade do Galo Regenerationsübungen im Fitnessraum machen ließ. „Wir wissen, dass wir noch nicht so spielen wie wir wollen“, gab auch Messi selbstkritisch ein. „Wir erreichen noch unser Potenzial“, prophezeite er. Gegen Nigeria haben sie am Mittwoch die nächste Chance.
Einen Tag vorher feiert Messi seinen 27. Geburtstag, so langsam findet er seinen WM-Torrhythmus. Musste Messi nach der Premiere 2006 beim 6:0 gegen Serbien noch 623 Minuten auf den nächsten Treffer bei einer Endrunde warten, lagen zwischen dem zweiten Treffer gegen Bosnien-Herzegowina und dem dritten Erfolgserlebnis nur noch 116 Minuten.
Zwei Personen hätten den Unterschied ausgemacht, meinte Irans Trainer Carlos Queiroz: Messi und der Schiedsrichter. „Wir haben 90 Minuten mit Argentinien mitgehalten, nur der Schiedsrichter war nicht auf dem gleichen Niveau“, kritisierte der Portugiese. Referee Milorad Mazic aus Serbien hatte beim Stand von 0:0 in der zweiten Halbzeit ein klares Strafraum-Foul von Argentiniens Pablo Zabaleta am ehemaligen Bundesligaprofi Ashkan Dejagah nicht geahndet.
Auch Dejagah, einst für Hertha BSC und den VfL Wolfsburg tätig, wollte sich nicht beruhigen: „Ich habe es versucht, dem Schiedsrichter klarzumachen, aber er hat mich ignoriert. Er hat mich getroffen und es war ein Elfmeter, da bin ich zu Hundert Prozent sicher.“ Immerhin gab es aus der Heimat Trost von höchster Stelle. „Ich bedanke mich bei der Mannschaft und dem Trainerteam. Ihr habt trotz der unglücklichen Niederlage das Volk glücklich und stolz gemacht“, schrieb Präsident Hassan Ruhani bei Twitter. Beim Iran war es die ganze Mannschaft, bei Argentinien war es Messi.