Finalreferee Rizzoli ist dem DFB-Team gut bekannt

Rio de Janeiro (dpa) - Der Handshake mit dem Schiedsrichter vor dem WM-Finale wird für Philipp Lahm zum angenehmen Déjà-vu. Nicola Rizzoli und der Kapitän des DFB-Teams schüttelten sich auch vor dem siegreichen Finale des FC Bayern München in der Champions League gegen den BVB die Hand.

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Man kennt sich also vor dem großen Augenblick am Sonntag im Maracanã. Rizzoli ist ein Topakteur der Schiri-Branche. Für Massimo Busacca, den Referee-Boss der FIFA, ist der Italiener der derzeit beste Unparteiische der Welt und damit logischer Endspiel-Vertreter seiner Zunft.

Rizzoli hat sich die Messlatte selbst genau so hoch gelegt. „Ich bin stolz, Italiener zu sein und ich will Italien gut vertreten. Ich will der Beste sein, und ich werde der Beste sein“, sagte er in der aufgezeichneten Videoeinspielung bei seiner Präsentation als Final-Schiedsrichter sichtlich bewegt. „Das ist etwas, von dem jeder nur träumen kann. Es ist unglaublich für mich. Ich werde alles geben“, sagte der 42-Jährige vor der wichtigsten Partie seiner Karriere.

Mit 16 Jahren startet Rizzoli seine Karriere als Unparteiischer. Seit 2002 gehört er zu den Referees in der Serie A. 2011 und 2012 wurde er zum besten Schiedsrichter in seiner Heimat gewählt. International ist er seit 2007 dabei - und begegnete den deutschen Fußballern regelmäßig. Für die DFB-Auswahl sprangen mit ihm als Schiedsrichter bisher nur Siege heraus. Am 12. Oktober 2012 gelang in der WM-Qualifikation in Dublin ein 6:1-Erfolg gegen Irland, auch die Testspiele gegen Bosnien-Herzegowina (Juni 2010/3:1) und Rumänien (September 2007/3:1) wurden gewonnen.

Das deutsche Wehklagen dürfte sich daher in Grenzen halten - auch wenn brasilianische Medien schnell argumentierten, dass Rizzoli aufgrund vieler italienischer Auswanderer nach Argentinien eventuell emotional mit dem Kontrahenten verbunden sein könnte. „Also, bitte!“, sagte Busacca, auf diese Möglichkeit angesprochen. „Die Schiedsrichter bereiten sich seit Jahren professionell vor.“

Deshalb hatte Busacca auch kein Problem, sich von dem ungeschriebenen Gesetz, dass der Referee nicht aus der Heimat-Konföderation eines Finalteilnehmers kommen darf, zu verabschieden. „Es gibt eine einfache Antwort: Qualität“, sagte der Schweizer. „Es kann nicht sein, dass ein Schiedsrichter nicht pfeift, weil vor 100 Jahren irgendwo etwas vorgefallen ist oder es Verbindungen zwischen dem einen Land gibt oder dem anderen“, sagte Busacca.

Und die Historie gibt Busacca recht. Auch der letzte Finalreferee Deutschlands war Italiener (Pierluigi Collina): in einem Endspiel gegen ein Team aus Südamerika - Brasilien 2002.

Rizzoli wusste in Brasilien zu überzeugen - wie Collina dereinst in Japan und Südkorea. Es ist beim WM-Turnier bereits sein vierter Einsatz. Zuvor leitete er die Gruppenspiele Spanien - Niederlande und Nigeria - Argentinien sowie das Viertelfinale Argentinien - Belgien. Damit ist der Unparteiische aus Bologna, der im Hauptberuf als Architekt tätig ist, bereits zum dritten Mal bei einem Spiel von Lionel Messi und Co. an der Pfeife. „Auch das spielte bei der Auswahl überhaupt keine Rolle“, betonte Busacca.

Rizzolis Historie auf internationaler Ebene ist lang. Neben dem Endspiel der Champions League 2013 pfiff er drei Jahre zuvor das Finale der Europa League in Hamburg zwischen Atlético Madrid und dem FC Fulham (2:1 n.V.). Bei der EM 2012 in Polen und der Ukraine kam er bei zwei Vorrundenspielen sowie dem Viertelfinale zwischen Spanien und Frankreich (2:0) zum Einsatz. Rizzoli ist der dritte italienische Schiedsrichter in einem WM-Finale nach Sergio Gonella 1978 und Collina vor zwölf Jahren.