Klinsmann und sein US-Team voller Tatendrang
Manaus (dpa) - Cristiano Ronaldo? Für Jürgen Klinsmann zählt nur noch sein US-Team. „Er hat es am Morgen abgelehnt, über Portugal zu sprechen“, erzählte US-Nationaltorwart Tim Howard vor dem brisanten Duell in der deutschen WM-Gruppe G am Sonntag (24.00 Uhr MESZ) in Manaus.
Für den früheren Fußball-Bundestrainer geht es nur noch um seine Boys. „Das ist eine riesige Chance für uns und wir wollen das packen“, verkündete ein vor Tatendrang schier strotzender Klinsmann vor dem möglicherweise entscheidenden Schritt, mit einem Sieg gegen Portugal das Ticket für das WM-Achtelfinale zu buchen.
Das 2:2 der deutschen Mannschaft in ihrem zweiten Spiel gegen starke Ghanaer wunderte Klinsmann überhaupt nicht. „Das unterstreicht, was wir alle wussten: Dass es eine sehr schwierige Gruppe ist. Das rückt unser Ergebnis gegen Ghana in die richtige Perspektive.“ Die USA hatten Ghana zum Auftakt mit 2:1 besiegt.
Und auch wenn Klinsmann in erster Linie nur noch über seine Elf reden will, die Klasse des Gegners nötigt ihm dann doch Respekt ab. „Portugal ist eine der besten Mannschaften der Welt. Wir müssen von der ersten Minute an hellwach sein“, forderte der 49-Jährige. „Wir haben den höchsten Respekt vor diesem Team.“
Dieses Team hat allerdings große personelle Probleme. Nationaltrainer Paulo Bento muss nach dem verpatzten WM-Auftakt gegen Deutschland seine Elf wegen mehrerer Verletzter umbauen. Nun droht auch der Ausfall von Innenverteidiger Bruno Alves wegen Leistenproblemen. Eine Entscheidung soll am Spieltag fallen. Bento kündigte schon mal an, Neto Luís aufzustellen, sollte der 32-Jährige nicht spielen können.
Dass auf Cristiano Ronaldo großer Druck lastet, ist Bento bewusst. Vielleicht bemühte sich der 45-Jährige bei der abschließenden Pressekonferenz am Samstag deshalb, vor dem richtungsweisenden Spiel seinen Superstar vor überzogenen Erwartungen in Schutz zu nehmen: „Ich würde ihm niemals die Verantwortung auferlegen, alleine unsere Probleme zu lösen. Dafür bin ich da.“
Ob Cristiano Ronaldo wegen seiner anhaltender Knieprobleme voll da sein wird, muss sich erst weisen. Für Howard, der mit dem Fußball-Juwel von 2003 bis 2006 gemeinsam für Manchester United in der englischen Premier League spielte, gibt es an der grundsätzlichen Klasse des Portugiesen natürlich keine Zweifel. „Wir wussten immer, dass er etwas Besonderes ist“, erinnerte sich der Schlussmann. „Er ist der Beste in der Welt mit dem Ball am Fuß. Da ist aber nicht nur eine Stärke.“ Howard appellierte daher an das US-Team: „Wir müssen uns gegenseitig unterstützen.“
Klinsmanns Auftritt nährte keinerlei Zweifel, dass bei den Amerikanern nicht jeder für den anderen einstehe, so fokussiert und selbstgewiss trat der Nationaltrainer auf. „Wir freuen uns wahnsinnig in Manaus zu sein. Wir blicken diesem Moment schon so lange entgegen und genießen jede Sekunde“, erzählte Klinsmann und stellte trotz Lächeln knallhart fest: „Wir wollen unser Spiel durchziehen, wir wollen Portugal besiegen und wir wollen in die nächste Runde.“