Klinsmanns Küken Green fliegt zur WM

Stanford (dpa) - Der Bubi aus Bayern hat es tatsächlich geschafft: Julian Green fliegt zur Fußball-WM nach Brasilien. US-Nationaltrainer Jürgen Klinsmann hat den erst 18-Jährigen von Bayern München in seinen 23er-WM-Kader berufen.

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„Julian ist ein sehr intuitiver, instinktiver Spieler. Er denkt nicht zu viel nach. Wenn er eine Chance hat, zu schießen, dann schießt er“, meinte Klinsmann.

Der ehemalige Bundestrainer hatte nicht nur mit seiner unerwartet frühen Nominierung - neun Tage vor FIFA-Meldeschluss - alle in Amerika überrascht, sondern mit der Nicht-Berücksichtigung von Landon Donovan für einen Paukenschlag gesorgt. Donovan ist Amerikas größter Fußballstar. Der ehemalige Bundesliga-Profi von Bayer Leverkusen und Bayern München hat bei drei Weltmeisterschaften gespielt, ist mit 57 Länderspielen sowie fünf WM-Treffern US-Rekordmann. Klinsmann sprach von „einer der schwersten Entscheidungen meines Lebens“, setzte letztlich aber trotzdem auf rotzfrech statt routiniert.

„Ich wollte bei dieser WM dabei sein und habe hart gearbeitet, um mir diesen Traum zu erfüllen“, meinte Green. Mit seinen 18 Jahren ist er das Küken der „Klinsmänner“. In Tampa geboren, zog der Sohn eines Amerikaners und einer Deutschen als Zweijähriger in die Heimat seiner Mutter. 2010 kam er zu Bayern München. In den Jugendnationalmannschaften lief Green sowohl für sein Geburtsland, als auch für Deutschland auf. Im März lud ihn Klinsmann im Vorfeld des Testländerspiels gegen die Ukraine zu einem Kurztrainingslager der Amerikaner nach Frankfurt ein. Von US-Kapitän Clint Dempsey gab's zum Abschluss schon mal ein Trikot mit Name und Rückennummer - in der Hoffnung, Green würde sich für die „Yanks“ entscheiden.

Kurze Zeit später gab Green Klinsi und Co sein „Yes“. Der Jubel über das „18-jährige Fußball-Wunder“ (CBS) war groß in den USA. Am 2. April gab Green im Testspiel gegen Mexiko sein Debüt und nun fliegt er zur WM. Jedes Kind, sagt er, träume von einer Nationalmannschafts-Karriere. Und er sei sehr glücklich, das US-Trikot zu tragen.

„Julian ist ein großartiges Talent, das es verdient hat, mit nach Brasilien zu fliegen“, sagt DeMarcus Beasley. Er gehört mit seinen fast 32 Jahren und mehr als 100 Länderspielen zu den Erfahrendsten im Team. Und Beasley kann sich gut in Greens Lage versetzen. 2002 war er bei der WM in Japan und Südkorea das Greenhorn im US-Team. Doch trotz seines jungen Alters kam Beasley in den drei Gruppenspielen zum Einsatz. „Julian hat sich im Training durchgesetzt und es freut mich, das ein so junger Spieler in seinem Alter bereits die Chance bekommt, bei einer WM zu spielen“, meint Beasley.

Einige mögen in Julian Wesley Green nur ein Babyface sehen. Schließlich spielt der schmächtige Mittelfeldmann lediglich in der Regionalliga-Mannschaft von Bayern München. Seine Gegner in der vierten Liga sind Amateure und spiele für Vereine wie den SV Schalding-Heining oder FV Illertissen. In Brasilien hingegen will Green in der Vorrundengruppe G gegen Größen wie Kevin Prince Boateng, Cristiano Ronaldo oder Mesut Özil bestehen.

Ob er tatsächlich auf der WM-Bühne zum Zug kommt, ist noch ungewiss. Keine Zweifel gibt es hingegen daran, dass der 1,72 Meter Wirbelwind für die Zukunft des US Soccer steht. Schnell, trickreich, abschlussstark - Spieler wie er mit doppelter Staatsbürgerschaft, sollen den amerikanischen Fußball in den kommenden Jahren auf eine höhere Stufe hieven.

„Wenn es irgendwo auf der Welt ein talentiertes Kind gibt, ist es unser Job, es zu finden, einzuschätzen und herauszubekommen, ob wir es bei uns integrieren können“, betont Klinsmann. Neben Green hat der Schwabe in dem Ex-Schalker Jermaine Jones (Besiktas Istanbul), Fabian Johnson (Hoffenheim), Timothy Chandler (Nürnberg) und John Brooks (Hertha BSC) vier weitere Profis mit deutsch-amerikanischer Staatsbürgerschaft in seinen WM-Kader berufen. Der gebürtige Bremer Terrence Boyd (Rapid Wien) wurde hingegen gestrichen.