WM-Debakel Löw-Analyse wohl am 24. August
München (dpa) - Bundestrainer Joachim Löw und Teammanager Oliver Bierhoff sollen die mit Spannung erwartete WM-Analyse am Tag des Bundesliga-Starts vorlegen.
Die „Sport Bild“ berichtet, dass der 24. August der Termin für diesen Neuanfang sein soll. Laut dem Bericht erwartet das Präsidium dann Erklärungen für den erstmaligen Vorrunden-K.o. einer deutschen Nationalmannschaft bei einer Fußball-WM und die Schlüsse daraus.
Der Termin sei auf Wunsch von Löw und Bierhoff zweimal nach hinten verlegt worden, weil die Aufarbeitung des Vorrunden-Scheiterns bei der WM in Russland „zu umfangreich“ sei, hieß es in dem Bericht. DFB-Präsident Reinhard Grindel hatte zuletzt dem Fachmagazin „Kicker“ gesagt, dass er mit konkreten Resultaten der WM-Analyse bis Ende August rechne und „gravierende Veränderungen“ erwartet. Unmittelbar nach der Rückkehr des gestürzten Weltmeister nach Deutschland hatte Grindel sogar eine „erste Analyse“ für Anfang Juli terminiert.
Bierhoff hatte nach Löws Entscheidung, den Neuanfang zu gestalten, vor einer Woche Gespräche mit Spielern und Mitarbeitern angekündigt. Man müsse Entscheidungen „entsprechend zum richtigen Zeitpunkt, der vor den Spielen im September ist“ kommunizieren, sagte er. „Es ist die Notwendigkeit, sich darüber Gedanken zu machen, aber noch keine Notwendigkeit, irgendwas zu verkünden oder anzukündigen. Das muss gut durchgedacht und vorbereitet sein.“
Voraussichtlich am 31. August wird Löw seinen Kader für die Länderspiele am 6. September in München gegen WM-Finalist Frankreich und drei Tage später gegen Peru benennen. Die Partie gegen die Franzosen wird die erste in der neuen Nations League sein. Dort warten die Niederlande als weiterer Gegner.
Nach Ansicht von Weltmeister-Kapitän Philipp Lahm ist ein Neuanfang mit der bisherigen Führung Löw und Bierhoff möglich. „Die Frage ist, wie jeder mit der Situation umgeht. Bei den Spielern geht es los. Jeder Spieler muss sich fragen: Bin ich noch der richtige? Das geht weiter bis zu allen, die beteiligt waren“, sagte der 34-Jährige im Interview der Wochenzeitung „Die Zeit“. „Wenn Deutschland die Vorrunde nicht übersteht, kann man alles hinterfragen. Eigentlich standen immer elf Spieler auf dem Feld, die gegen die anderen elf hätten gewinnen müssen. An den fußballerischen Qualitäten kann es also nicht gelegen haben. Außer es waren alle nicht in Form.“
Kritische Töne ließ Lahm beim Umgang mit der Erdogan-Affäre anklingen. Was er zu seiner Zeit als Kapitän getan hätte, sei im Nachhinein schwer zu sagen, sagte Lahm, der nach dem WM-Triumph 2014 seine Nationalmannschaftskarriere beendet hatte. „Ich hätte definitiv das Gespräch gesucht, klar. Aber es sind ja immer auch Verantwortliche des Verbandes da. Die Frage ist: Hat man allen Spielern immer genau aufgezeigt, wofür man steht? In Zukunft muss das jedenfalls so sein, finde ich. Fußball hat bei uns eine große Bedeutung über das Spiel hinaus. Ich muss als Spieler wissen, wie ich mich innerhalb der deutschen Nationalmannschaft zu bewegen habe.“
Das hätte man sicher besser vermitteln können, befand der frühere Bayern-Star. „Ich bin aber kein Freund davon, immer nur zurückzuschauen. Die Spieler müssen sich ihrer Verantwortung bewusst sein, dass ihnen Millionen zuschauen. Bei allem, was sie tun. Ich weiß, dass sich Mesut Özil innerhalb der Mannschaft immer tadellos verhalten hat, total kollegial. Auch seinetwegen haben sich viele Menschen in Deutschland mit der Nationalmannschaft identifizieren können“, führte er aus.
Bei der Frage, ob es „zu viel Tamtam um das deutsche Team“ und die Auswirkungen von PR-Kampagnen hielt sich Lahm zurück. „Die Spieler hätten lieber weniger Marketingtermine. Aber jetzt geht es erst mal um die sportlichen Dinge, wie sich eine Mannschaft als Team neu erfindet: Qualität, Zusammenhalt, Auftreten, Haltung“, sagte Lahm. „Und dafür muss sich jeder Spieler fragen: Bin ich für einen Neuaufbau noch der richtige? Sie müssen sich vor allem überlegen: Bin ich auch in zwei Jahren, beim nächsten Turnier, noch der richtige? Habe ich noch genug Benzin im Tank für zwei Jahre? Da gibt es immer viele Schulterklopfer. Aber die Spieler müssen ehrlich mit sich sein.“