Messi? Robben! Oranje gelassen vor Superstar-Duell

São Paulo (dpa) - Schluss mit der Messi-Manie! Vor dem Halbfinal-Showdown mit Argentiniens Superstar geben sich Niederlandes WM-Überflieger ganz entspannt - und verweisen lieber auf ihren eigenen Angreifer von Weltformat.

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„Messi stoppen?“, fragte Co-Trainer Patrick Kluivert rhetorisch. „Auch wir haben Spieler, die eine Partie mit nur einer Aktion entscheiden können. Wie wollen sie Robben aufhalten?“ Nicht nur Lionel Messi, sondern auch Bayerns schier unermüdlicher Flügelsprinter Arjen Robben will im direkten Duell die Krönung seiner Karriere - und die nächste WM-Enttäuschung ohne den ersehnten Titel um jeden Preis verhindern.

Selbst kurz vor der Abreise nach São Paulo zum brisanten Semifinale am Mittwoch (22.00 Uhr MESZ) war die äußere Gelassenheit beim 30-Jährigen noch nicht gewichen. Ein paar Fan-Fotos mit Rios Christus-Statue als Kulisse im Hintergrund, ein Plausch mit dem Pressesprecher - „wir müssen jetzt schlafen, essen und regenerieren, damit wir am Mittwoch wieder fit sind“, verkündete Robben den Masterplan nach einem Monat kräftezehrender WM-Strapazen und warnte vor einer zu starken Fokussierung. „Sie haben zwar einen gewaltigen Spieler, aber das bedeutet nicht, dass sich alles nur um Messi dreht.“

Auf dem Platz erwartet die Albiceleste wieder einen Robben, der mit ähnlich wilder Entschlossenheit wie beim Münchner Champions-League-Triumph 2013 agiert. „Er ist unglaublich fit. Ich bin eigentlich schrecklich neidisch auf den Arjen Robben von heute“, beschrieb der frühere Bondscoach Bert van Marwijk die Wandlung des Offensivmotors. Vor vier Jahren hatte dieser im Finale noch die große Chance zum Sieg gegen Spaniens Keeper Iker Casillas vergeben. „Wer der Beste ist, Messi oder Robben? Arjen. Kein Zweifel möglich“, betonte van Marwijk nun.

Ob das Trainerteam, frühere Weggefährten oder Helden vergangener Tage - niemand im Oranje-Lager wird müde, den vermeintlichen Vorteil im Aufeinandertreffen der Top-Angreifer zu betonen. „Arjen Robben überstrahlt alle. Er ist zum Beispiel auch besser als Lionel Messi“, verkündete auch der zweimalige Vize-Weltmeister Willy van de Kerkhof. „Ich habe vor niemandem Angst. Nein, auch nicht vor Messi“, betonte Innenverteidiger Stefan de Vrij im „Algemeen Dagblad“.

Beide sind für das Offensivspiel ihrer Mannschaften unverzichtbar, sie erfüllen jedoch unterschiedliche Rollen. Nachdem Trainer Louis van Gaal den Dreifach-Torschützen während des Turniers teilweise auch schon in einer zentraleren Rolle eingesetzt hatte, ackerte Robben im Viertelfinale gegen Costa Rica wieder unermüdlich auf seiner angestammten rechten Seite die Linie auf und ab.

Sein argentinischer Gegenpart legte in der Mitte hingegen nach FIFA-Angaben erstaunliche 14 Kilometer weniger zurück, erreicht auch nicht so hohe Tempo-Spitzenwerte - pflegt aber die hohe Kunst der Improvisation mit Dribblings auf engen Raum gepaart mit höchster Torgefahr. „Messi bringt nicht nur Tore, sondern auch Ballbesitz. Er zieht Gegner auf sich und schafft Räume für seine Kameraden“, schwärmte Argentiniens Coach Alejandro Sabella und bezeichnete den 27-Jährigen, der bislang viermal traf, als „Wasser in der Wüste“ für seinen Angriff.

Auch gegenseitig schätzen sich die beiden Kontrahenten. „Er ist sehr unberechenbar. Er ist sehr schnell mit seinen Dribblings und kann mehrere Spieler mit nur einem Antritt hinter sich lassen“, lobte Messi den Niederländer vergangene Saison. Vor einigen Jahren hatte Robben seinerseits noch bekannt, dass der inzwischen viermalige Weltfußballer „in einer anderen Liga“ spiele. Am Mittwoch kann er beweisen, dass dies insgeheim in seinem Selbstverständnis womöglich nur Koketterie war.