Nach Boykott kommt der Präsident: Bringt er Prämien mit?
Brasília (dpa) - Bringt Nigerias Präsident die Millionen höchstpersönlich mit nach Brasilien?
Staatschef Goodluck Jonathan kommt auf jeden Fall spontan eingeflogen und will am Montag das WM-Achtelfinale gegen Frankreich live im Estadio Nacional von Brasília verfolgen - nachdem er zuvor in den Prämienstreit eingegriffen und die Zahlung von 3,805 Millionen Dollar genehmigt haben soll.
„Das ist eine sehr große Motivation, dass der Präsident kommen und uns besuchen will“, zitiert „nigeriafootball“ den Kapitän Joseph Yobo: „Das ist besser als Geld, wir werden unser Bestes geben. Das ist eine moralische Verstärkung.“
Dass Trainer Stephen Keshi schon jetzt einen Rekord aufgestellt hat, ist angesichts der Streitereien ums liebe Geld ziemlich untergegangen. Der 54-Jährige ist der erste afrikanische Trainer, der ein Team in das WM-Achtelfinale geführt hat. Am Wochenende durfte der Rekordmann zufrieden sein, denn die Spieler der nigerianischen Fußball-Nationalmannschaft trainierten wieder brav und bereiteten sich teilweise bei Mittagshitze auf das Spiel gegen Frankreich vor.
Keshi ging auf seine Art mit dem Problem um. Er hatte die Debatte um die WM-Prämien einfach dementiert: „Es gibt hier kein Geld-Thema.“ Das stimmt zumindest insofern, dass sich die Lage nach dem fast schon traditionellen Streit wieder beruhigt hat. Seit der Ankunft in Brasília haben die Nigerianer im Centro de Capacitação Física dos Bombeiros trainiert, wo der Rasen in besserem Zustand als im Stadion Nacional ist.
Nach der Übungseinheit am Samstag zur Mittagszeit trainierten die Nigerianer am Sonntagmorgen wieder. 22 Spieler übten auf dem abgelegenen Trainingsplatz im Süden Brasílias. Nach dem Ausfall des verletzten Michael Babatunde konnte auch der zuletzt angeschlagene Chelsea-Profi Victor Moses an den Übungen teilnehmen.
Dass sie bereitwillig über den grünen Rasen liefen, war nicht selbstverständlich. Denn am Tag vor der Abfahrt in die brasilianische Hauptstadt hatte das Team eine Übungseinheit in Campinas bei São Paulo noch boykottiert. Zur schnellen Klärung soll der Präsident Nigerias höchstpersönlich beigetragen haben. Staatschef Jonathan hat nach Angaben des Internetportals „africanfootball“ die Prämienzahlung genehmigt - und zahlt jetzt vielleicht selber aus. Das Geld soll noch vor der Partie gegen Frankreich eingeflogen werden. So wie zuvor schon bei den Ghanaern - die anschließend ausschieden.
Kapitän Yobo berichtete von einem Telefonat mit dem Präsidenten und sagte dem Internetportal „KickOffNigeria“: „Wir haben nicht gegen irgendjemand gekämpft. Wir wollten sie nur daran erinnern, dass wir auf das warten, was vereinbart war.“
Die Auseinandersetzung ums Geld soll auf jeden Fall keinen Einfluss auf die Leistung haben, versprach der Kapitän. „Auf dem Platz kann man an nichts anderes denken“, versicherte der Abwehrspieler: „Das Geld-Thema gab es vor dem ersten Spiel, und es war da vor dem Bosnien-Spiel und bevor wir gegen Argentinien gespielt haben - und es hat uns nicht beeinflusst.“ Dass Yobo vor einem Rekord steht, ist angesichts der WM-Prämien-Probleme ein bisschen untergegangen: Der 33-Jährige bestreitet gegen Frankreich sein 100. Länderspiel.