Rooneys nicht mehr „unantastbar“ - Sturridge glänzt
London (dpa) - Wayne Rooney konnte sich bei seiner Auswechslung ein kleines erfreutes Lächeln nicht verkneifen. Mehr als 80 000 Zuschauer verabschiedeten Englands Stürmerstar im Londoner Wembleystadion beim 3:0-Testsieg über Peru mit reichlich Applaus in Richtung WM.
Doch nach einem blassen Auftritt begleitet den 28-Jährigen auch vor dem Abflug ins letzte Trainingslager nach Miami eine für ihn delikate Debatte. „Es ist nicht länger undenkbar, dass Rooney rausgenommen werden könnte“, schrieb der „Daily Mirror“. „Seine Zeiten als englischer Unantastbarer sind vorbei.“
In seiner ersten Partie nach mehr als einmonatiger Spielpause wegen einer Leistenverletzung wirkte Rooney noch gehemmt, entwickelte in der Rolle hinter Stoßstürmer Daniel Sturridge nur selten Torgefahr. Nationaltrainer Roy Hodgson beeilte sich gut zwei Wochen vor dem WM-Start aber jegliche Kritik an dem Stürmer von Manchester United einzufangen. „Ich war glücklich mit der Leistung von Wayne Rooney und ich brauche mir momentan nicht überlegen, welche Stürmer ich gegen Italien spielen lassen“, betonte der erfahrene Coach. „Seine Einstellung und Hingabe sind erstklassig.“
Sollte Rooney allerdings wie in den 66 Minuten gegen Peru auch in den weiteren Testspielen gegen die WM-Teilnehmer Ecuador und Honduras seine Topform vermissen lassen, dürften die zweifelnden Stimmen noch lauter werden. „Schlagzeile von diesem Spiel ist, was macht Roy mit Rooney“, twitterte Englands WM-Rekordtorschütze Gary Lineker. „Jetzt führt Sturridge den Angriff an, wo lässt er ihn spielen, wenn überhaupt. Gutes Problem.“
Auch wenn die englische Legende daran erinnerte, dass Rooney in seiner Karriere „säckeweise“ Tore für England erzielt hat, ist Sturridge Mann des Augenblicks für die Three Lions. Nach einer starken Saison für den FC Liverpool besetzt der 24-Jährige die Rolle als zentraler Angreifer - und erzielte von der Strafraumgrenze mit seinem vierten Länderspieltreffer die wunderschöne Führung (42. Minute). „Ich bin ein Gewinner, die Spieler sind Gewinner“, sagte Sturridge zu den Ambitionen seines Teams beim Weltturnier in Brasilien. „Das bedeutet nicht notwendigerweise, dass wir die WM gewinnen, aber wir sind Siegertypen.“
Auch Hodgson freute sich nach problemlos verlaufenen Trainingslagern an der Algarve und in der englischen Heimat über „das perfekte Ende von zwei perfekten Wochen“. Allerdings wurde die englische Defensive von den zweitklassigen Südamerikanern mehrfach vor Probleme gestellt.
Doch jeweils nach Ecken sorgten die Innenverteidiger Gary Cahill (65.) per Kopf und Phil Jagielka (70.) dank eines Torwart-Fehlers für den verdienten Erfolg - bei dem „The Sun“ allerdings etwas den Glamour-Faktor vermisste. „Lasst uns ehrlich sein, das ist nicht wirklich Englands Stärke. Kein Samba-Stil und keine wilden Dribblings und Angeben“, schrieb das Boulevard-Blatt. „Englands Spiele sind, ähm, vorhersagbar und professionell. Sie werden nicht plötzlich die Harlem Globetrotters.“