Südkorea-Kapitän Koo erfüllt sich Kindheitstraum

Berlin (dpa) - Koo Ja-Cheol ist ein stiller und höflicher Mensch. Allerdings werden vom Mittelfeldspieler des FSV Mainz 05 bei der WM in Brasilien höhere kommunikative Fähigkeiten gefragt sein.

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Der 25-Jährige ist der Kapitän der südkoreanischen Fußball-Nationalmannschaft. In dieser Eigenschaft musste er sich nach der ernüchternden 0:1-Testspielniederlage gegen Tunesien besonders die Kritik der Medien gefallen lassen. „Es tut mir für die Fans leid. Das war offensichtlich nicht unsere beste Leistung“, entschuldigte er sich nach dem tristem Spiel in Seoul: „Ich kann aber versprechen, dass wir in Brasilien besser spielen werden.“

Koo ist der jüngste Spielführer, der jemals ein südkoreanisches WM-Team angeführt hat. Überhaupt treten die „Taeguk Warriors“ mit der jüngsten Mannschaft (Durchschnitt: 25,9 Jahre) bei einer Weltmeisterschaft an. Koo, der gerne die Rolling Stones hört und in seiner Heimat wie ein Popstar verehrt wird, steht einer neuen Generation von Spielern vor, die vor allem im Ausland ihr Geld verdient.

Im WM-Team von 2002, das im eigenen Land völlig überraschend das Halbfinale erreicht hatte, befand sich kein einziger Spieler aus Europa. „Je mehr unsere Spieler in europäischen Ligen Erfahrungen sammeln, umso besser ist es für die Nationalmannschaft“, meinte Koo, der nur einer von insgesamt fünf Bundesligaspielern im Kader Südkoreas ist.

Auch deshalb würden seine Landsleute schon jetzt mehr Bundesliga als die englische Premier League schauen, erklärte Koo. Für ihn geht in Brasilien ein „Kindheitstraum in Erfüllung“. Die Erwartungshaltung in Südkorea ist allerdings sehr hoch. Die Öffentlichkeit erwartet den Einzug ins Viertelfinale. Koo hält das Achtelfinale für realistisch, „alles Weitere wäre ein Traum“. Die Gruppenphase mit den Spielen gegen Russland, Belgien und Algerien sei zu überstehen. „Jedes Land hat seine Chance. Wir schauen nur auf uns. Die Teamarbeit ist bei uns sehr ausgeprägt“, sagte der Mittelfeldspieler.

Unterstützt wird er bei der WM auch von seinem Mainzer Teamkameraden Park Jo-Hoo, der doch noch in den Kader des Nationaltrainers Hong Myung-Bo rutschte, weil sich Verteidiger Kim Jin-Soo bei der 0:1-Niederlage gegen Tunesien am Knöchel verletzte. „Ich weiß, wie sich Kim nun fühlen muss, deshalb kann ich mich auch nicht zu sehr darüber freuen, bei der WM dabei zu sein“, sagte Park zu seiner Nachnominierung. Wegen einer Entzündung am Zeh hatte Nationalcoach Hong den zuverlässigen Verteidiger zunächst nicht für den WM-Kader berücksichtigt.

Anders als bei Park lief es für Koo in Mainz nur durchwachsen. Der mit fünf Millionen Euro teuerste Einkauf der Clubgeschichte kam nach seinem Wechsel im Winter vom VfL Wolfsburg nur auf 13 Einsätze und einen Treffer. Nur einmal spielte er 90 Minuten lang durch. „Die Saison war für mich keine leichte Zeit“, befand Koo. Der Spieler vermisste seine Familie in Fernost. Am 3. März kam sein Sohn Bon-Woo zur Welt. Diesen sah er allerdings erst nach dem Ende der Bundesligasaison, als er zum Vorbereitungs-Trainingslager der Südkoreaner nach Seoul flog. Koos Familie lebt nur 20 Minuten vom Trainingsgeländer entfernt. Während der WM ist er nun wieder von seiner Frau und seinem Kind getrennt. Vorzeitig möchte er aber nicht aus Brasilien zurückreisen.