Von Cardoso bis Pinola: Argentinier in Alemania
Rio de Janeiro (dpa) - 130 Brasilianer spielten bis heute in der Fußball-Bundesliga, aber nur 39 Argentinier. Der Ex-Stuttgarter Basualdo bestritt sogar schon mal ein WM-Finale gegen Deutschland, jetzt hat Demichelis (früher FC Bayern) die Ehre.
Wenn ihr Argentinier am Ball war, wurde es den Fußballfans des SC Freiburg einst besonders warm ums Herz. „Die Sonne scheint bei Tag und Nacht ... Rodooolfo Cardoooso“, sangen sie nach der Melodie von „Que viva España“. Der schussgewaltige Mittelfeldspieler, zuletzt U23-Trainer beim Hamburger SV und heute 45 Jahre alt, hat 220 Bundesliga-Einsätze (47 Tore) aufzuweisen - so viele wie kein anderer Fußballprofi aus dem Land des deutschen Finalgegners bei der Weltmeisterschaft.
Insgesamt 39 Argentinier haben nach „kicker“-Angaben bis heute in „Alemania“ gespielt. Darunter Lucas Barrios bei Borussia Dortmund, Andrés d'Alessandro (VfL Wolfsburg), Diego Placente (Bayer Leverkusen), Sergio Zárate (1. FC Nürnberg/Hamburger SV), Raúl Bobadilla (heute FC Augsburg) und eben Rodolfo Esteban Cardoso.
Ein Bundesliga-Argentinier stand sogar in einem WM-Endspiel gegen Deutschland: José Horacio „Nene“ Basualdo unterlag 1990 in Rom mit dem Team um Diego Maradona der DFB-Auswahl mit 0:1. Mit einem aus der Weltmeister-Mannschaft spielte er beim VfB Stuttgart zusammen: Guido Buchwald.
Als Basualdo im Juli 1989 mit zwei Hosen und zwei T-Shirts auf dem Flughafen Echterdingen gelandet war, ahnte er nicht, dass ihn die Schwaben gleich für zwei Jahre verpflichten würden. Erst im Dezember sah er seine Frau Silvia wieder und das am 18. November geborene Töchterchen Carolina Ayelen überhaupt zum ersten Mal.
Einige Wochen nach dem WM-Finale gab es bei der Saisoneröffnung des VfB zwischen Buchwald und Basualdo eine Revanche im Fußball-Tennis. Das Ergebnis ist nicht überliefert. Heute ist der Argentinier Sportdirektor bei Atlético Bucaramanga in Kolumbien und fiebert dem WM-Finale mit großer Freude entgegen: „Es steht 1:1. 1986 haben wir gewonnen, 1990 die Deutschen.“
Ein aktueller Bundesliga-Spieler war sogar schon mit Superstar Lionel Messi Weltmeister. David Abraham gehörte 2005 zur erfolgreichen argentinischen U 20-Auswahl. Für die A-Nationalmannschaft wurde der Abwehrspieler von 1899 Hoffenheim bislang aber nicht nominiert. „Leo ist ein sehr netter, ruhiger Typ - sowohl beim Spiel auf dem Platz als auch privat. Wenn er spielt, will er aber immer unbedingt gewinnen“, sagte der 27-Jährige in der Online-Ausgabe des Sportmagazins „Kicker“ über Superstar Messi.
Bei Werder Bremen stehen mit Santiago Garcia und Franco di Santo sogar zwei Profis aus dem Messi-Land unter Vertrag. Die ersten Argentinier in der Bundesliga waren 1972 Horacio Ricardo Neumann beim 1. FC Köln und Christian Rudzki bei Hannover 96. Die meisten Tore erzielte Diego Klimowicz - insgesamt 70 für den VfL Wolfsburg, Borussia Dortmund und den VfL Bochum.
Nach dem Ex-Freiburger Cardoso (220), der auch für den FC 08 Homburg, Werder Bremen und Hamburger SV spielte, und Klimowicz (213) hat Javier Pinola die meisten Bundesliga-Begegnungen absolviert. Der 31-Jährige ist seit 2005 beim 1. FC Nürnberg und schon ein halber Franke. Und er kennt die argentinische WM-Mannschaft sehr gut.
Mit Javier Mascherano („Ein alter Bekannter“) war Pinola 2003 Südamerika-Meister mit der U 20. Sein einziges Länderspiel bestritt er 2007 beim 4:3 gegen Algerien - an der Seite von Messi. Torwart Sergio Romero ist sein Kumpel: „Ich habe 2004/05 bei Racing Avellaneda mit ihm gespielt. Sehr guter Junge, hat mir immer gut zugehört“, erzählte Pinola auf der Homepage des Deutschen Fußball-Bundes.
Abwehrspieler Pablo Zabaleta ist „mein Zwilling. Er sieht mir ähnlich, wir haben zusammen in der U 20 gespielt.“ Ezequiel Garay kennt er noch aus der Jugend - und auf Martin Demichelis setzt er große Stücke: „Micho hat gelernt, nicht mehr so viel Risiko einzugehen. Dank großer Erfahrung sehr guter Innenverteidiger.“ Dass der frühere Bayern-Spieler (2003 bis 2010) mit 33 noch einmal bei einer WM zum Zuge kam, war für viele eine Überraschung.
Der WM-Pokal für Argentinien ausgerechnet im Land des Erzrivalen Brasilien, sagte Cardoso der Hamburger „Morgenpost“, „das wäre für uns das Allergrößte. Die Duelle sind wie Krieg.“ Das Endspiel zwischen seinem Heimatland und der Wahl-Heimat wollte er sich mit Frau Karina, Sohn Pablo (23) und Tochter Sofia (16) vor dem heimischen TV anschauen. „Wir sind alle heißblütig - da wird geschrien und geflucht.“