Weltweite Anerkennung - Beckenbauer: „Beste Botschafter“
Rio de Janeiro (dpa) - „Deutschland regiert wieder die Fußball-Welt.“ Nach dem Meisterwerk von Maracanã sind der „Goldenen Generation“ von „4-Sterne-Koch“ Joachim Löw weltweit Sympathie und Verehrung entgegengebracht worden.
„Sie waren die besten Botschafter für Deutschland“, lobte Franz Beckenbauer, 1974 als Spieler und 1990 als Teamchef ebenfalls Weltmeister, im Interview des TV-Senders Sky Sport News HD. „Die Zeit war einfach reif“, meinte der 54-er Weltmeister Horst Eckel im „Kicker.“ Und auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Bundespräsident Joachim Gauck dankten der „wunderbaren Mannschaft“ (Gauck) für den vierten Titel beim wichtigsten Fußball-Spektakel der Welt. „Davon werden wir noch unseren Enkeln erzählen“, sagte Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU).
Beckenbauer ging in seiner Begeisterung über das 1:0 nach Verlängerung im Endspiel gegen Argentinien fast so weit wie vor 24 Jahren, als er das deutsche Team im Überschwang als „auf Jahre hinaus unschlagbar“ bezeichnet hatte und seinem Nachfolger Berti Vogts damit eine schwere Bürde aufgelastet hatte. „Die deutsche Mannschaft wird sehr schwer zu schlagen sein“, sagte der Fußball-Kaiser und gab damit die weltweite Stimmung wieder.
„Goldene Generation, goldene Zukunft“, schrieb „Der Tages Anzeiger“ in der Schweiz. „Deutschland ist gut gerüstet, um Spanien zu folgen als das auf Jahre dominierende Team im internationalen Fußball“, analysierte die britische „Times.“ „Deutschland regiert die Fußball-Welt“, meinte BBC. „Deutschland tritt das Erbe Spaniens an“, titelte „El Periódico“ im Land des bereits in der Vorrunde entthronten Titelverteidigers.
Vor allem die Art und Weise, wie sich das „beste Deutschland aller Zeiten“ (Diário de Notícias/Portugal) den Titel am Zuckerhut schnappte, sorgte für Begeisterung. „Aus Betonfußball wurde 'Das schöne Spiel'“, schrieb die niederländische Tageszeitung „NRC“, die ihre Titelseite am Tag nach dem Endspiel komplett auf Deutsch und in schwarzen und roten Buchstaben gestaltete. „De Telegraaf“ konstatierte: „Es passiert nicht oft, dass der Rest der Welt in einem Finale Fan von Deutschland ist. Aber durch die Vision und die vielen Tore in dem Turnier stieg allmählich die Sympathie für die Nachbarn im Osten.“ Die niederländische Fußballlegende Johan Cruyff fand, „der beste Fußball wurde von Deutschland gespielt“. Auch Italiens Popstar Eros Ramazzotti gratulierte: „Deutschland hat den Sieg verdient. Die Mannschaft war stark und kompakt.“
Neben Siegtorschütze „Super Mario“ Götze wurde besonders Bundestrainer Joachim Löw mit Lob überhäuft. „Er hat alles richtig gemacht“, meinte Beckenbauer. „Joachim Löw und seine Spieler haben den Titel verdient, weil sie Fußball auf konstant hohem Niveau geboten haben“, sagte Löws Nationalcoach-Kollege Ottmar Hitzfeld, der mit der Schweiz im Achtelfinale an Argentinien gescheitert war. „Jogi Löw: Unser 4-Sterne-Koch“, schrieb Ex-Handballstar Stefan Kretzschmar bei Twitter.
Wie Beckenbauer sieht Jupp Heynckes den deutschen Fußball vor einer großen Zukunft. „Deutschland hat aktuell eine ganz tolle Generation, die in ihrer Ausstrahlung einzigartig ist“, schrieb der Champions-League-Sieger mit Bayern München. „Der Weg dieses Teams ist noch nicht zu Ende.“ Auch Heynckes-Nachfolger Pep Guardiola, der am Montag seine erste Trainingseinheit in der Vorbereitung auf die neue Saison leitete, freute sich für die deutsche Auswahl: „Das ist überragend für Deutschland. Glückwunsch an alle meine Spieler und Joachim Löw. Genießt diesen unglaublichen Titel! Ihr habt es euch verdient!“
In die weltweite Jubelstimmung mischte sich in einigen Ländern jedoch auch ein wenig Skepsis über die allgemeine Rolle Deutschlands in der Welt. „Sie herrschen überall und Deutschland über alles“, schrieb „Livesport“ im von der Euro-Krise arg gebeutelten Griechenland. „Deutschland ist nicht nur in wirtschaftlicher Hinsicht, sondern auch in Sachen Fußball eine Supermacht“, analysierte „Le Parisien“ in Frankreich.“ Doch insgesamt war der Großteil der Welt genauso begeistert wie Popstar Rihanna. „Das war die epischte Erfahrung meines gesamten Lebens“, twitterte die Sängerin direkt aus dem Maracanã.