Wohl ohne Hulk gegen Mexiko - Seleção will zweiten Sieg
Fortaleza (dpa) - Für Brasiliens Nationaltrainer Luiz Felipe Scolari ist die mexikanische Mannschaft so etwas wie „ein Stein im Schuh“. Und der drückt bekanntlich. Der lateinamerikanische Rivale gilt nicht gerade als Lieblingsgegner des gastgebenden WM-Favoriten.
Ausgerechnet gegen die „Tri“ will die Seleção nun den Einzug ins Achtelfinale frühzeitig klar machen. „Wir wollen Gruppenerster werden. Wir werden dieses Spiel gewinnen!“, prophezeite Hulk vor der zweiten Vorrundenpartie in Fortaleza.
Dabei kann der bullige Stürmer womöglich gar nicht mitwirken. Beim Abschlusstraining am Montag fehlte er. Eine Computertomographie zwar habe keine Muskelverletzung bestätigt, Hulk sei aber von Physiotherapeuten im Hotel behandelt worden, hieß es vom Verband. „Ich habe viel Qualität. Wir hätten kein Problem, falls Hulk nicht spielen können sollte“, sagte Trainer Luiz Felipe Scolari.
Ähnlich sieht es Mexikos Coach Miguel Herrera: „Hulk ist ein wichtiger Teil des Teams, aber die auf der Bank sind auch stark. Ramires spielt bei Chelsea!“, meinte er mit Blick auf die mögliche Alternative.
Für Kapitän Thiago Silva wäre ein Ausfall Hulks dagegen eine empfindliche Schwächung. „Wenn er tatsächlich nicht spielt, wäre das ein herber Verlust für uns“, sagte der Profi von Paris St. Germain. Aber auch der Innenverteidiger verwies auf die Qualität im Kader des fünfmaligen Weltmeisters: „Felipão kann wählen, wen immer er mag. Er kann mit geschlossenen Augen auswählen, die Qualität ist so hoch. Aber einen Spieler wegen einer Verletzung zu verlieren bei der WM, das macht einen traurig.“
Gegen die Mexikaner will Thiago Silva aber trotzdem wieder strahlen können und setzt dabei auch auf die Unterstützung tausender Landsleute. „Wenn ihr mit uns singt, so wie wir auf dem Platz, das puscht uns noch mehr. Das zeigt, dass wir alle zusammengehören“, appellierte er an die Zuschauer mit Blick auf die Nationalhymne.
Jegliche Hilfe ist willkommen, denn mit den Mexikanern hat Brasilien noch ein paar Hühnchen zu rupfen. Scolari gab gleich nach der WM-Auslosung im Dezember zu bedenken: „In den letzten 20 Jahren haben wir Spiele gegen sie gemacht, die Klassiker sind, wo wir auf viele Schwierigkeiten gestoßen sind.“ Seit 1999 haben die beiden Mannschaften 15 Mal gegeneinander gespielt, und die Bilanz ist kein Ruhmesblatt für den Rekord-Weltmeister: Mexiko gewann achtmal, Brasilien nur viermal, dazu gab es drei Unentschieden.
Besonders tief sitzt bei der Seleção die Schmach der 1:2-Niederlage vom Olympia-Finale in London, damals noch unter Scolaris glücklosem Vorgänger Mano Menezes. Mit Kapitän Thiago Silva, Außenverteidiger Marcelo und den Angreifern Neymar, Hulk und Oscar stehen gleich fünf Profis von 2012 in der heutigen Stammelf Scolaris.
„Ich war damals sehr traurig. Wir wollten diese Goldmedaille, die Brasilien noch nie gewonnen hatte, und am Ende sind wir gescheitert“, erinnerte sich Oscar und versprach: „Ich werde alles tun, um die Mexikaner zu schlagen.“
Beim Confederations Cup im vergangenen Jahr - ebenfalls im Estádio Castelão von Fortaleza - bezwang Brasilien hingegen den ungeliebten Rivalen mit 2:0. Und noch ein gutes Omen für Brasilien: In den bisher drei WM-Spielen siegte die Mannschaft dreimal und kassierte nicht mal ein Tor: 1950 mit 4:0, 1954 mit 5:0 und 1962 mit 2:0. Dem gegenüber steht allerdings auch die bittere 3:4-Pleite im Endspiel des Confed-Cups 1999 vor über 100 000 Zuschauern im Aztekenstadion von Mexiko-Stadt.
„Mexiko ist daran gewöhnt, uns Probleme zu bereiten. Wir wissen, dass es ein schwieriges Spiel wird“, warnte Torwart Julio César. In Turnieren haben beide Teams nie unentschieden gespielt, deshalb betonte Hulk: „Wir sehen die Partie wie ein Finale.“
Gedanken wegen der Schiedsrichter macht sich Scolri nicht. Er befürchtet auch keine Konzessionsentscheidungen wegen des umstrittenen Elfmeters für Brasilien im Eröffnungsspiel gegen Kroatien (3:1). „Unser Job ist zu spielen, ich mache mir wegen der Referees keine Sorgen. Die pfeifen, wir spielen“, sagte Scolari.
Nach den Auftaktsiegen gegen Kroatien (3:1) und Kamerun (1:0) reisen sowohl die Brasilianer als auch die Mexikaner mit breiter Brust nach Fortaleza. „Das wird ein sehr sehenswertes Spiel“, versprach Torschütze Oribe Peralta, der im olympischen Finale vor zwei Jahren zweimal getroffen hatte. „Wir wissen, wie wir gegen sie auftreten müssen und wenn wir ihnen den Ball wegnehmen, können wir ihnen schaden.“
Stürmer Javier „Chicharito“ Hernández empfiehlt seinen Kollege der „Tri“, die bei den vergangenen fünf WM-Turnieren jeweils im Achtelfinale ausgeschieden war: „Wir müssen ruhig spielen. Und wir sollten nicht an die Geschichte dieser Begegnungen denken.“ Er selbst kann den Fehler nicht machen. Da Herrera seine Startelf aus dem Kamerun-Spiel nicht verändern will, bleibt ihm zunächst nur die Bank.