Wuppertaler SV Manuel Bölstler: „Im Konzept steckt schon viel Manuel Bölstler“

Der Sportliche Leiter spricht über die Zukunft des Vereins, die Pläne für die Dritte Liga und seine Aufgaben im Vorstand.

Manuel Bölstler schon mit der rot-blauen Vorstandskrawatte. Der Sportdirektor mit Doppelfunktion ist der Vordenker beim WSV.

Manuel Bölstler schon mit der rot-blauen Vorstandskrawatte. Der Sportdirektor mit Doppelfunktion ist der Vordenker beim WSV.

Foto: Krschak, Otto (krs)

Sie sind mit einem Vertrag als Sportlicher Leiter bis 2020 ausgestattet worden. Wie viel Manuel Bölstler steckt in dem Konzept WSV 2020, das den Verein in die Dritte Liga führen soll?

Bölstler: Schon sehr viel. Ich hab’ mich vor vier Monaten mal hingesetzt und überlegt, wo der Verein hin möchte. Das Motto lautete ja, wir wollen wieder in die Sportschau. Dann habe ich alle Leute im Verein gefragt, wie man dahinkommen möchte und hab nur zur Antwort bekommen „mit aufsteigen“. Ich habe dann überlegt, was gehört dazu an Finanzen, an Organisation und mich darüber mit dem Vorstand ausgetauscht. Wir hatten sehr viele Meetings und haben dann das Konzept entwickelt.

Wie lange mussten Sie überlegen, als das Angebot kam, auch Ihren Vertrag bis 2020 zu verlängern?

Bölstler: Das war auch ein Prozess. Wir saßen im Oktober schon zusammen, als ich wegen des Konzepts vorgesprochen habe. Ich kann nicht ein Konzept 2020 machen und meinen Vertrag nicht verlängern wollen, das war klar.

Was hat Sie bewogen, gleichzeitig auch in den Vorstand zu gehen?

Bölstler: Das ist ein ähnliches Thema. Ich bringe ein Konzept heraus, in dem ja auch die Aufstockung des Etats um jährlich 250 000 Euro ein Thema ist. Da habe ich natürlich auch irgendwann gesagt, dass ich bereit bin, dafür zu haften. Außerdem habe ich die vergangenen Monate bereits nicht nur in meinem Bereich gearbeitet, sondern auch drumherum. Sei es, dass ich mit Sponsoren gesprochen oder mir Gedanken über Merchandising, Ticketing und Spieltagsorganisation gemacht habe. Da sind wir gemeinsam auf die Idee gekommen, dass es auch sinnvoll wäre, wenn ich die Entscheidungen mittreffen kann.

Als Spieler hatten Sie viele Stationen. Von wo haben Sie am meisten für Ihre jetzige Tätigkeit mitgenommen?

Bölstler: Mein Vorteil ist, dass ich Spieler war, ganz kurz mal Trainer, Berater und jetzt Sportdirektor bin. Also habe ich alle Seiten kennengelernt. Für den jetzigen Job waren sicher die drei Jahre als Berater am wertvollsten, weil ich mir da ein Netzwerk aufgebaut habe. Rein menschlich gesehen hat mich Israel am weitesten gebracht, weil es eine andere Mentalität ist und man dort ganz andere Werte hat.

Welche?

Bölstler: Es zählt das Hier und Jetzt, das tägliche Leben. Sie wissen um Ihre Situation dort, den Krieg und sind gerade deshalb viel lebensfroher als in Deutschland. Hinzu kommt, dass dort die Familie über alles geht. Es ist alles viel menschlicher. Es geht nicht um Geld und um Statussymbole.

Die Fernsehverträge für die Dritte Liga sollen noch lukrativer werden. Das heißt, dass sicher auch andere Verein aufrüsten werden. Reicht da das Konzept 2020, das in der Saison 2019/20 von einem Etat von knapp 1,5 Millionen Euro ausgeht?

Bölstler: Wenn wir in die Liga schauen, sind wir bei etwa zehn Vereinen, die diesen oder einen höheren Etat aktuell haben, und die wollen, glaube ich, auch alle aufsteigen. Ich sage, mit 1,5 Millionen Euro ist man konkurrenzfähig. Ob es langt oder nicht, da kommen andere Dinge dazu. Erfolg ist aber für mich planbar, zumindest zu 70, 80 Prozent, auch wenn es Dinge wie etwa Verletzungen gibt, die man nicht in der Hand hat. Was dann dabei herauskommt, muss man sehen. Fakt ist aber auch, das das Konzept nur umsetzbar ist, wenn Gelder hereinkommen, wenn ganz ganz viele Leute in Wuppertal — nicht nur Firmen, sondern auch der normale Bürger — uns unterstützt. Sei es mit Mitgliedschaften, Stadionbesuchen oder Trikotkäufen. Wir müssen uns in jedem Bereich weiterentwickeln, um irgendwann diese Summe aufbringen zu können. Wenn man über eine Dritte Liga redet, ist man bei drei Millionen Euro. Das ist ein ganz, ganz weiter Weg.

Sie wollen neben der Ausbildung junger Spieler auch 60 Prozent des Teams halten. Wer sind da die Stützen?

Bölstler: Weiter Verträge haben Wickl, Manno, Hagemann, Pagano, Andi Ivan, Heidemann, Leikauf. Das sind die Ersten, die mir einfallen. Mit Peter Schmetz sind wir gerade dran. Wir würden ihn sehr gern behalten. Auch mit Tristan Duschke haben wir schon gesprochen und da wird sich der eine oder andere noch einreihen. Wir wollen unsere Jungs weiterentwickeln, und dann haben sie es auch verdient, dass wir weiter mit ihnen arbeiten. Aber auch im Sommer wird es Änderungen geben. Um die nächsten Schritte zu machen, brauchen wir wieder die nächste Qualität dazu. Wir haben uns auf die Fahne geschrieben, dass wir jedes Transferfenster nutzen, um den Kader aufzuwerten, wenn es finanziell machbar ist.

Mit Cheftrainer Stefan Vollmerhausen bilden Sie seit eineinhalb Jahren ein Gespann und sind beide in diesen Positionen auf dem Niveau noch Newcomer. Spürt man da schon mal den Neid?

Bölstler: Wenn man Erfolg hat, gibt es auch immer Neider, und dass wir Erfolg hatten mit dem Aufstieg, dem Niederrheinpokalendspiel und auch dem Start in der Regionalliga hat man gesehen. Ich glaube, das haben uns nicht viele mit unserem Etat so zugetraut. Uns ist aber egal, ob uns jemand mag. Wir wollen unseren Weg gehen. Jeder, der uns unterstützen möchte, ist herzlich willkommen. Jeder, der das nicht tun will, soll es lassen.

Haben sie umgekehrt Anerkennung erfahren?

Bölstler: Ja, nicht nur in der Liga. Nach dem Aachen-Spiel, das ja live gezeigt wurde, haben wir sehr viel Positives erfahren, ebenso natürlich nach dem Aufstieg. Wenn man sieht, welche Spieler uns noch in der Oberliga angeboten worden sind, dann in der Winterpause, nach dem Aufstieg und heute, sieht man, welche enorme Entwicklung wir genommen haben. In der Oberliga haben wir über Spieler aus der U 19 von kleinen Vereinen gesprochen, jetzt reden wir über Erst- und Zweitliga-Spieler aus dem Ausland (Yordi Teijsse wurde, wie berichtet vom schottischen Erstligisten FC Dundee ausgeliehen, d. Red), die auf einmal Interesse haben, in Wuppertal Fußball zu spielen, um sich hier für den Profibereich anzubieten. Das macht uns stolz.

Sie wirken mit Stefan Vollmerhausen unzertrennlich. Gibt es auch einmal unterschiedliche Auffassungen?

Bölstler: Ja klar, es wäre schlimm, wenn wir immer einer Meinung wären. Aber wir klären alle Dinge intern auf einer sachlichen Ebene und finden letztendlich immer einen gemeinsamen Nenner. Keiner von uns beiden will da seinen Willen oder seinen Kopf unbedingt durchdrücken. Am Ende geht es immer daran, unseren Verein nach vorne zu bringen.

Wie sind Sie mit der Vorbereitung auf die Restrunde zufrieden?

Bölstler: Sehr. Wenn man die Ergebnisse gegen starke Gegner sieht, liest sich das gut. Klar, die Verletzungen von Gaetano Manno und Andi Ivan sind jetzt etwas unglücklich, aber mit so etwas muss man rechnen. Dementsprechend gibt es andere Spieler, die einspringen. Wir fokussieren uns auf das Düsseldorf-Spiel am 10. Februar und wollen da die ersten Punkte einfahren.

Was dürfen wir vom WSV in der Liga noch erwarten? Ist die Mannschaft eventuell stärker als in der Hinrunde?

Bölstler: Wir haben Spieler abgegeben, die nicht gespielt haben und drei geholt, die spielen sollen. Entsprechend ist es eine Aufwertung. Was man von uns erwarten kann, ist genau die gleiche Euphorie und der gleiche Wille, der ab dem ersten Spieltag an den Tag gelegt worden ist. Das sind unsere Grundtugenden, und bei uns werden nur Spieler auf den Platz stehen, die diese Grundtugenden verkörpern. Das weiß jeder.