Fußball-Regionalliga West Wuppertaler SV: Das macht die Stärke des neuen Spitzenreiters aus

Wuppertal · Kämpferische Einstellung, Standardstärke, spielerische Mittel und frischer Wind von der Bank - beim 3:0 in Wegberg spielte der Wuppertaler SV seine stetig gewachsenen Qualitäten voll aus. Die nächste Herausforderung wartet aber schon.

 Dreckverschmiert und glücklich: Die WSV-Spieler in Wegberg bei der Humba vor den Fans. Jubelszenen die sich inzwischen Samstag für Samstag wiederholen.

Dreckverschmiert und glücklich: Die WSV-Spieler in Wegberg bei der Humba vor den Fans. Jubelszenen die sich inzwischen Samstag für Samstag wiederholen.

Foto: Krschak/OTTO KRSCHAK

Die dreckverschmierten Trikots der WSV-Spieler gaben am Samstag nach 90 Minuten im Regen von Wegberg Zeugnis davon, mit welcher Arbeitseinstellung sich der Wuppertaler Regionalligist den 3:0-Erfolg gegen Gastgeber Wegberg-Beeck verdient hatte. Wieder einmal, darf man sagen, denn nach dem fünften Sieg in Folge eroberte der WSV zum Abschluss der Hinrunde den Platz an der Sonne. Die zahlreichen Fans, die die Mannschaft auch an den Niederrhein wieder begleitet hatten, hatten schon kurz vor dem Abpfiff „Spitzenreiter, Spitzenreiter Spitzenreiter“ skandiert, als beim Spiel Köln II gegen Münster gerade der 1:1-Ausgleich für die Geißböcke gefallen war, wodurch die Wuppertaler die Preußen überholten.

„Natürlich registriert man das, und natürlich ist das ein schönes Gefühl“, meinte Kapitän Felix Backszat und sprach von einer schönen Momentaufnahme , die die Mannschaft sich  verdient habe. Die kosteten die Spieler, inklusive Ersatzbank, nachher mit einer Humba vor den Fans aus. Szenen, die fast schon zur Gewohnheit geworden sind, genau wie die zwei freien Tage, die sie von Trainer Björn Mehnert für jeden Erfolg erhalten.

„Vielleicht muss ich mir mal was anderes zur Motivation einfallen lassen“, scherzte der 45-Jährige nachher gelöst, um dann mit voller Überzeugung nachzuschieben: „Was diese Mannschaft leistet, ist phantastisch. Sie allein hat sich das verdient.“ Die Spitzenposition relativierte Mehnert noch  mit den Spielen die RWE (eins) und Fortuna Köln (zwei) weniger haben. Bei optimaler Ausbeute könnten sich beide noch am WSV vorbeischieben, aber die 42 Punkte aus 19 Spielen könne dem Team keiner nehmen.

Dass er selbst genau vor einem Jahr die Mannschaft übernommen hatte, darauf wurde Mehnert erst bei der Pressekonferenz nach dem Spiel hingewiesen. Damals hatte sie kurz vor einem Abstiegsplatz gestanden, hatten Mehnert und der Sportliche Leiter Stephan Küsters das Ruder erst nach der Winterpause herumreißen können. „Damals und dann auch im Sommer wurden glaube ich viele richtige Entscheidungen getroffen“, sagt Felix Backszat, der im Sommer dazugekommen war - als einer von noch einmal einem Dutzend Neuen, die die bereits in der vergangenen Rückrunde aufgeblühte Mannschaft noch stärker gemacht haben.

Über welche Waffen sie verfügt und wie zielgerichtet sie sie einsetzt, wurde auch in Wegberg wieder deutlich. Dass Fußballspielen auf dem kleinen und tiefen Platz gegen einen „ekligen“ Gegner nicht einfach werden würde, war klar. Und so setzte der WSV anfangs vermehrt auf lange Bälle auf das robuste Sturmduo Marco Königs und Roman Prokoph, das mal wieder gemeinsam auflaufen durfte. Mit Mittelfeldmotor  Semir Saric fehlte schließlich auch ein wichtiges Bindeglied zwischen Abwehr und Sturm. In den ersten fünf Minuten hatte der WSV  Glück, dass er gegen stürmisch beginnende Gastgeber seine weiße Weste behielt. Doch dann griff die nächste Waffe: Eine Stärke bei Standard-Situationen, die man so seit Jahren nicht mehr gesehen hat. Ecke Pires, Kopfball Königs - nach 30 Minuten war die wichtige Führung erzielt. Angetrieben vom überragenden Kevin Pires, der im defensiven Mittelfeld mit seiner Zweikampfstärke genauso glänzt wie mit seinen technischen Fähigkeiten, verdiente sich der WSV die Führung von Minute  zu Minute mehr. Dass Pires kurz vor der Pause mit einem Traumfreistoß, den er aus 20 Metern über die Mauer in den Winkel zirkelte, das 2:0 erzielte, war für den 30-Jährigen verdienter Lohn. Sein Trainer hob ihn nach dem Abpfiff  aus einer starken  Mannschaft noch heraus.

Im Stile einer Spitzenmannschaft brachte der WSV den Sieg nach der Pause auf immer tiefer werdendem Geläuf nach Hause - hielt den Gegner, der alles versuchte, wirkungsvoll vom eigenen Tor weg und blieb selbst nach vorn aktiv. Am Ende war das 3:0 nur eine Frage der Zeit,  Nach mehreren guten Gelegenheiten erzielte es schließlich der eingewechselte Phillip Aboagye nach schöner Vorarbeit von Niklas Heidemann. Aboagye - noch so ein Rohdiamant im Team der inzwischen zahlreichen Möglichkeiten.

„Es ist wirklich überragend, wie wir das Woche für Woche im Kollektiv lösen, auch wenn Spieler durch Rote  Karte oder Verletzungen fehlen“, schloss Felix Backszat. Die nächste Herausforderung wartet am nächsten Samstag bei seinem Ex-Klub. Zwei Tage lang  dürfen die Spieler das Gefühl als Tabellenführer genießen. „Ab Dienstag liegt der Fokus nur noch auf Rödinghausen“, so Björn Mehnert, der dann mit weiteren Rückkehrern rechnen darf, nachdem der WSV endlich mal wieder ein Spiel zu elft beendet hatte.