Zieler ist Löws 50. Debütant
In Kiew steht Ron-Robert Zieler im Tor, wenn Deutschland auf die Ukraine trifft.
Düsseldorf. Jörg Schmadtke kontrolliert gerne. Wie Anfang 2010 im britischen Manchester. Der Manager von Hannover 96 hatte einen Torwart mit Perspektive gesucht, dann war dem Rheinländer Schmadtke der Rheinländer Ron-Robert Zieler eingefallen.
Ein junger Mann, der im Juli 2005 auf sich aufmerksam gemacht hatte, als er als 16-Jähriger vom 1. FC Köln zu Manchester United gewechselt und dann in der Versenkung verschwunden war.
Zieler spielte kein Pflichtspiel in der Premier League, nach einer Verletzung nicht einmal mehr im Reserveteam. Trotzdem schickte Schmadtke seine Scouts nach Old Trafford, schließlich rundete er sein Bild vor Ort ab und verpflichtete Zieler.
Rückkehr nach Deutschland. Mit 20. Als dritter Torwart hinter Florian Fromlowitz und Markus Miller. Elf Monate hat er gebraucht, um von der Nummer drei in Hannover zur Nummer drei in Deutschland zu mutieren. Am Freitag, wenn die DFB-Auswahl in der Ukraine spielt, feiert Zieler sein Debüt — als 50. Debütant des Bundestrainers.
„Sie hatten damals in Manchester durchaus eine sehr positive Meinung von ihm, sagten aber auch: ,Hier wird es Ron schwer haben, seine ersten Schritte zu gehen’“, sagt Schmadtke heute rückblickend.
Der 22-Jährige Zieler steht stellvertretend für die neue Torwart-Generation mit Marc-André ter Stegen, Bernd Leno, Kevin Trapp und Oliver Baumann, allesamt junge Torverhinderer, die mitspielen. Die in jungen Jahren das haben, was man Torhütern vor nicht allzu langer Zeit erst jenseits der 30 zugetraut hat.
Löw hätte auch einen der anderen Youngster nehmen können, Schmadtke selbst hat die „Dynamik zunächst überrascht“, aber Löw nahm Zieler.
Und so kommt es zu dem Umstand, dass Hannovers Trainer Mirko Slomka zum zweiten Mal Steigbügelhalter einer steilen Torwart-Karriere wurde. Als Trainer in Schalke vertraute Slomka einst dem jungen Manuel Neuer und schob das Urgestein Frank Rost beiseite.
In Hannover setzte er den gerade etablierten Fromlowitz auf die Bank — und stellte Zieler ins Tor. Schmadtke ist begeistert: „Er ist sehr ruhig. Man merkt, dass er lange in einem großen Klub war.“ Bis 2015 läuft der Vertrag. „Und es gibt keinen Zweifel, dass der erfüllt wird“, sagt Schmadtke.
Slomka hat es sich zur Aufgabe gemacht, den jungen Mann, weiter zu formen. Als „unentschlossen“ und „unsicher“ bezeichnete er Zieler jüngste Auftritte. Normale Schwankungen, die den eher introvertierten Zieler nicht schocken. „Meine Aufgabe ist, es Bälle zu halten“, ist einer von Zielers Lieblingssätzen. Viel spektakulärer gibt es ihn nicht. Man hat schon aufbrausendere Rheinländer zwischen den Pfosten erlebt.