Zwangspause ärgert Schweinsteiger
Nürnberg (dpa) - Um sein 24. Tor für Deutschland mochte Bastian Schweinsteiger nicht streiten, über seine Gelbe Karte schon.
„Es war das einzige Foul im gesamten Spiel von mir“, beklagte sich der Vize-Kapitän der deutschen Fußball-Nationalmannschaft beim griechischen Schiedsrichter Anastasios Kakos, der ihm beim 3:0-Sieg in Kasachstan mit seiner überzogenen Verwarnung ein paar freie Tage bescherte, an denen der Mittelfeldspieler lieber arbeiten würde.
Ärgerlich verließ der Mittelfeldchef darum am Freitagabend die Astana Arena. „Ich war jetzt lange nicht mehr dabei, und jetzt hätte ich gerne noch das Rückspiel gespielt. Jetzt muss ich wieder warten“, kommentierte Schweinsteiger seine Gelb-Sperre für die zweite Partie in der WM-Qualifikation gegen die Kasachen an diesem Dienstag.
Als der DFB-Flieger am frühen Samstagmorgen in Nürnberg gelandet war, ließ Bundestrainer Joachim Löw seinen Vize-Kapitän gleich weiter nach München heimreisen. Schweinsteigers 99. Länderspiel wird also warten müssen, vermutlich bis zur neuen Saison. Nach fünf Monaten ohne Einsatz für Deutschland genügten dem Bayern-Star jedoch die 90 Minuten in Astana, um seine Führungsrolle in der DFB-Auswahl aufs Neue zu dokumentieren.
An der Seite von Sami Khedira gab er in seinem 98. Länderspiel, mit dem er in der deutschen Rekordspielerliste mit dem langjährigen Kapitän Michael Ballack gleichzog, als Taktgeber dem Spiel wichtige Impulse und Struktur. Und Schweinsteiger war mit dem Treffer zum 1:0 auch ein entscheidender Wegbereiter des Sieges. Nach Zuspiel von Mesut Özil verlud er filigran die kasachischen Gegenspieler und traf volley ins Tor - allerdings fälschte Bayern-Kollege Thomas Müller den Ball noch ab.
„Letztendlich ist die Hühnerbrust vom Thomas noch im Weg gewesen“, scherzte Schweinsteiger. „Aber ohne die Berührung wäre der Ball, glaube ich, auch nicht reingegangen.“ Gönnerhaft fügte Schweinsteiger Richtung Müller hinzu: „Von mir aus kann er das Tor ruhig haben.“ Der WM-Torschützenkönig erzielte aber später noch das 3:0, das unstrittig ihm gehörte.
Persönliche Erfolgserlebnisse kommen für Schweinsteiger nicht an erster Stelle. „Für mich ist es immer das wichtigste, der Mannschaft zu helfen“, sagte er. Mit Deutschland und dem FC Bayern wolle er „den maximalen Erfolg erreichen“ und endlich auch den langersehnten internationalen Titel gewinnen. Bis zur WM 2014 in Brasilien dürfte niemand an seiner Führungsposition im Mittelfeld rütteln können, auch wenn jüngere Spieler wie Ilkay Gündogan nachdrängen.
Der 22-jährige Dortmunder könnte der Nutznießer der Sperre von Platzhirsch Schweinsteiger beim Rückspiel gegen die Kasachen sein. Das findet noch dazu in Nürnberg statt, wo Gündogan vor seinem Wechsel nach Dortmund zum erstklassigen Bundesligaprofi reifte.
„Natürlich würde ich mich freuen, wenn ich spielen dürfte“, sagte Gündogan zur Aussicht, am Dienstagabend Schweinsteigers Platz einzunehmen. „Ich rechne aber nicht hundertprozentig damit. Ich weiß nicht, was im Kopf des Bundestrainers vorgeht“, meinte er bescheiden. Schon beim 2:1-Sieg in Frankreich konnte Gündogan zuletzt beweisen, dass er ein hervorragender Schweinsteiger-Vertreter sein kann.