„Geflashte“ Schwimmerinnen machen Trainern Spaß
Berlin (dpa) - Von einem Fräuleinwunder oder einer Nachfolgerin für Britta Steffen sind die deutschen Schwimmerinnen zwar noch ein gutes Stück entfernt. Trotzdem gab es bei den deutschen Meisterschaften am Wochenende mehr als kleine Hoffnungsschimmer.
Es sind schon ermutigende Signale, die Chefbundestrainer Henning Lambertz auf dem langen Weg zurück in die Weltklasse wahrnahm.
„Den schönsten Abschluss haben die drei Damen geliefert“, schwärmte Lambertz in Berlin am Ende des dritten Titelkampftages über die 1500 Meter Freistil. Angeführt von Freiwasser-Europameisterin Isabelle Härle schwammen drei Deutsche am Samstag auf die Plätze zwei bis vier der Weltjahresbestenliste.
Die Essenerin Härle verbesserte ihre persönliche Bestzeit um elf Sekunden. „Ich freu mich wie Keks“, sagte die Freundin von Brustschwimmer Hendrik Feldwehr. Härle weiß aber auch ihre Zeit von 16:06,82 Minuten einzuschätzen. Weltmeisterin Katy Ledecky aus den USA war bei ihrem Weltrekord vergangenes Jahr fast 39 Sekunden schneller. „Die geht schon duschen, wenn ich ankomme“, verdeutlichte Härle lächelnd die Relation zur Weltspitze. Immerhin wäre sie 2013 bei der WM mit ihrer Zeit ins Finale gekommen.
Das hatten damals in Barcelona überhaupt nur zwei deutsche Damen in Einzelrennen geschafft: Sprintspezialistin Dorothea Brandt und Britta Steffen. Die Doppel-Olympiasiegerin von 2008 treibt nach ihrem Rücktritt mit einem Zweitstudium ihre berufliche Zukunft voran. Für ein Online-Portal wird die einstige deutsche Vorschwimmerin in der kommenden Woche bei der Laureus-Verleihung in Shanghai vom Roten Teppich berichten.
Glänzendes Edelmetall holten 2014 bei der Heim-EM in Berlin nur die deutschen Männer. Nun sind immerhin fünf DSV-Schwimmerinnen unter den Top 5 der Weltjahresbestenliste. Zwar haben große Schwimm-Nationen wie die USA oder Russland ihre nationalen Titelkämpfe noch vor sich, daher ist die Weltrangliste noch nicht ganz aussagekräftig.
Unverkennbar ist aber die Leistungssteigerung. Besonders auf den langen Strecken, schon lange eine der Hauptbaustellen der schwimmerischen Sanierungsarbeiten. „Ich freue mich, dass dort wieder gut trainiert wird und Defizite der letzen Jahre aufgearbeitet wurden“, sagte Lambertz.
Gewohnt zuverlässig präsentierte sich über 200 Meter Schmetterling Franziska Hentke. Die WM-Dritte auf der Kurzbahn verbesserte ihre persönliche Bestzeit auf 2:07,05 Minuten und überzeugte eben so wie Rückenspezialistin Jenny Mensing. „Ich bin selbst total geflasht, ich hätte nie mit dieser Zeit gerechnet“, sagte die lächelnde Europameisterin von 2012 über ihre 2:08,48 Minuten über 200 Meter. Zuletzt hatte die oft so ernst wirkende Polizeikommissarin eine sportliche Durststrecke durchlitten.
„Beide machen viel Spaß. Jenny ist jemand, der sich selten so richtig schön freut. Wenn sie es tut, freu ich mich mit“, sagte Lambertz. Zwölf deutsche Schwimmerinnen waren bei der WM in Shanghai dabei - diesmal sollen es nach mehr als einem Dutzend erfüllter Teilnormen mehr werden.