British Open: Björn fordert Superstar McIlroy

Sandwich (dpa) - Der dänische Oldie Thomas Björn hat dem nordirischen Golf-Superstar Rory McIlroy zum Start der 140. British Open Championship die Show gestohlen.

Mit einer 65er Auftakt-Runde setzte sich der 40-jährige „Ersatzmann“ aus Silkeborg bis zum Donnerstagmittag überraschend in Sandwich an die Spitze der Konkurrenz im noblen Royal St. George's Golfclub. „Ich habe schwere Wochen hinter mir und hatte über Monate die Richtung und den Schwung verloren. Aber es ist einer meiner Lieblingsplätze und ich weiß, wie ich hier den Ball spielen muss“, sagte der Skandinavier. „Heute habe ich mich sehr wohlgefühlt, obwohl ich schon um kurz vor halb acht starten musste.“

Erst vor wenigen Wochen war Björns Vater gestorben. In der Weltrangliste lag er vor dem Start nur an Nummer 80 - obwohl er Anfang des Jahres bei der Katar Open seinen elften Tour-Titel in Europa gewonnen hatte. Aber als der 22-jährige McIlroy als zweitjüngster US-Opensieger aller Zeiten noch mit den Widrigkeiten im Regen und auffrischenden Winden an der Nordsee um seine Form kämpfte, stand der coole Däne zumindest bis zum Mittag auf Platz eins und genoss still seinen Triumph.

Am Montag erst war Björn - ursprünglich als Nummer sechs der Ersatzliste beim dritten Major des Jahres - für den indisponierten Major-Sieger Vijay Singh von den Fidschi-Inseln in das illustre Feld gerutscht. Eine einzige Trainingsrunde hatte er absolviert, nachdem er am Sonntag angereist war und nicht „wusste, wo, wie und was auf mich zukommt“.

Aber in Erinnerung an 2003 spielte Björn völlig losgelöst: Fast auf den Tag genau vor acht Jahren war er bei den British Open in Sandwich auf dem Par 70-Dünenkurs an sich selbst und seinen Nerven gescheitert: Mit drei Schlägen Vorsprung war der ehemalige Ryder Cup-Vizekapitän von 2004 - hinter dem deutschen Captain Bernhard Langer - auf die letzten vier Löcher der finalen Runde gegangen.

Aber in einem desaströsen Finish brach der von seinen Konkurrenten liebevoll „Major Tom“ gerufene dänische Kauz auf den letzten vier Löchern völlig ein. Ein Bogey an der 15, ein Doppelbogey nach zwei Bunkerschlägen an der 16 - einem Par drei über 149 Meter - sowie ein Bogey an der 17 kosteten ihm den sicher geglaubten Sieg. „Damals hatte ich die größte Chance, ein Major zu gewinnen“, sagte Björn.

Am Donnerstag machte er es besser: Am 16. gelang ein Birdie, ehe er mit einem Bogey am 18. Grün noch einen Schlag verlor. „Das ist Golf, heute hat fast alles gepasst. Ich habe hart mit meinem Caddie Pete Cowen gearbeitet. Ihm verdanke ich ganz viel, weil er mich immer antreibt“, sagte Björn, der schon mehr als 14 Millionen Euro an Preisgeldern eingespielt hat.