Club-Chef zum Solheim Cup: „Man ist auf einmal Europäer“
St. Leon-Rot (dpa) - Wenn die besten Golferinnen aus den USA und Europa aufeinandertreffen, soll das bei den Zuschauern für Stimmung sorgen - und beweisen, dass Golf massentauglich ist.
Das wünscht sich Eicko Schulz-Hanßen, Geschäftsführer des Golf Clubs St. Leon-Rot, der den ersten Solheim Cup in Deutschland austrägt. Im Interview der Nachrichtenagentur dpa betont er, dass Golf nicht mehr nur etwas für Gutbetuchte sei.
Bis zu 80 000 Menschen sollen zum Solheim Cup kommen, allein am Sonntag erwarten Sie 30 000 Zuschauer. Wirkt sich das auf die Golferinnen aus?
Eicko Schulz-Hanßen: Das ist für die Spielerinnen eine Herausforderung, aber ein unheimlicher Spaß für die Zuschauer. Bei so einer Masse kommt gute Stimmung auf, weil einfach tausend Kehlen mehr dabei sind. Wir wollten gerade, wenn sich die großen Entscheidungen abzeichnen, auch diese mentale Herausforderung schaffen. Wir haben etwa eine 1500-Mann-Tribüne rund um das 15. Grün. Jetzt spielen die Spielerinnen in eine richtige Front hinein. Da hoffen wir natürlich auch auf einen Heimvorteil - dass dann die europäischen Spielerinnen den einen oder anderen Fan mehr haben, der ihnen zujubelt.
Gibt es da Unterschiede zum Herren-Golf?
Schulz-Hanßen: Sportlich ist der Unterschied deutlich geringer als in den allermeisten Sportarten. Sicherlich ist die absolute Schlaglänge ein Unterschied, aber um das Grün herum, was die Präzision angeht, sind die Damen schon sehr, sehr nah dran an den Herren. Das Interesse ist leider nicht gleich stark. Das ist bedauerlich. Wir sind aber ein bisschen inspiriert durch den Tennissport. Damen-Tennis ist heute nahezu so bezahlt und so bedeutungsvoll wie Herren-Tennis. Das muss uns Mut machen, das würden wir auch gerne erreichen.
Kann der Solheim Cup denn Golf generell beliebter machen?
Schulz-Hanßen: Es ist eine ganz große Chance, um Jüngere zu inspirieren, wie es beim Fußball ja auch klappt: Ich sehe einen großen Star und denke, ich werde auch Fußballer. Zweitens inspiriert man Golfer, die herkommen und sagen: Wow, Golfen macht auch als Zuschauer Spaß. Und drittens wollen wir Sportinteressierte hineinziehen in diese Faszination, dieses Drama, das sich da abspielt. Zwei Kontinente spielen gegeneinander - man ist auf einmal Europäer, man schreit genauso laut für die Französin wie für die Deutsche. Wir wollen das Klischee drehen und beweisen, dass der Golfsport die Massen bewegen kann.
Muss der Sport dafür alte Klischees ablegen?
Schulz-Hanßen: Man muss als deutscher Golfer kritischerweise einräumen, dass wir in den ersten 100 Jahren unserer Existenz wahrscheinlich viel selbst dazu beigetragen haben, dass es diese Klischees gibt: Altherrensport, nur was für die Gutbetuchten. Dieser Kritik stellen wir uns. In den 700 Anlagen in Deutschland sind die meisten Übungsanlagen öffentlich. Ich kann mir einen Golfschläger für zehn Euro auf Ebay kaufen, kann auf eine Driving Range gehen für zehn Euro und Übungsbälle schlagen. Der Preis auf den Plätzen hat sich auseinandergezogen. Früher war er durchgängig hoch, aber heute gibt es auch viele, die deutlich günstiger sind.
ZUR PERSON: Eicko Schulz-Hanßen (44) ist Geschäftsführer des Golfclubs St. Leon-Rot, der den Solheim Cup 2015 austrägt. Er ist Mitglied des Präsidiums des Deutschen Golf-Verbands.