Kaymer peilt bei British Open zweiten Majorsieg an
Gullane/Schottland (dpa) - Martin Kaymer scheut nicht das Risiko. Mit einem neuen Arbeitsgerät peilt der deutsche Golf-Star bei den 142. British Open seinen zweiten Majortitel an.
Stundenlang übte der ehemalige Weltranglistenerste auf der sonnigen Range im schottischen Gullane mit dem neuen Driver seines Ausrüsters, während die Servicekräfte an der Feinabstimmung arbeiteten. Alles für das große Ziel: „Ich habe bisher ein Major gewonnen und würde gern die British Open hinzufügen“, sagte ein selbstbewusster Kaymer im Interview der Nachrichtenagentur dpa.
Zwar hat der 28-Jährige aus Mettmann nur wenige Tage mit dem Driver, der die Bälle flacher fliegen und mehr rollen lässt, trainieren können. Aber Zweifel hat er nicht: „Das ist genau das richtige auf den harten Bahnen, den werde ich spielen.“
Nach einer kurzen Magen-Darm-Grippe vor zwei Wochen beim Turnier in Frankreich wirkt er gut erholt. Er hat viel am kurzen Spiel gefeilt und die Wochen im Rheinland genossen: „Ich habe mit meinem Vater Gartenarbeit gemacht, das war schön.“ Um 8.22 Ortszeit (9.22 MESZ) ist Kaymer einer der frühesten auf der ersten Runde des Par-71-Dünen-Platzes direkt an der Küste der schottischen See.
Weil der Platz im Muirfield Golf Club nach drei Wochen ohne Regen knüppelhart ist, ließ es sogar der fleißige Tiger Woods ruhiger in der Vorbereitung angehen. Die Proberunden dosierte er, spielte täglich nur neun Löcher. Der Weltranglistenerste beteuert zwar, dass sein entzündeter Ellenbogen nach der einmonatigen Pause geheilt ist. „Die Therapie hat geholfen, mein Ellenbogen fühlt sich gut an“, betonte Woods vor seiner 17. Open-Teilnahme.
Schläge auf dem ausgetrockneten Dünenkurs sind aber Gift für das lädierte Gelenk. Trotz seiner gesundheitlichen Sorgen und einer Durststrecke von fünf Jahren bei Majors ohne Sieg bleibt der Amerikaner Favorit auf seinen 15. Titel. Zuletzt gewann er 2008 die US Open. Die Experten rechnen auch mit Titelverteidiger Ernie Els, der zudem 2002 gewann, als die Open zuletzt in Muirfield ausgetragen wurden.
Für Diskussionen im Vorfeld sorgte die Politik des Traditionsclubs, keine Frauen als Mitglieder zuzulassen. „Wirklich? Das wusste ich gar nicht. Ich finde es lächerlich. Wenn manche Männer das brauchen. Ich finde es unnötig“, sagte Kaymer. Schottlands Ministerpräsident Alex Salmond sagte deswegen seinen Besuch ab. „Wir haben seit 250 Jahren keine politischen Kommentare gegeben, damit will ich nun nicht brechen“, sagte Peter Dawson, Chef der British-Open-Organisation Royal & Ancient. Nach dem Turnier werde man sich des Themas annehmen.
Neben Kaymer vertritt Marcel Siem die deutschen Farben in Muirfield. Zusammen mit seinen Eltern hat er sich in einem Häuschen eingemietet und kuriert die Folgen einer Sommergrippe aus. „Es ist eine Mischung aus Heuschnupfen und Grippe“, sagte der 33-Jährige, der mit dem zehnten Platz bei den Scottish Open aufhorchen ließ. Schon einen Tag später am Montag spielte er 18 Löcher an seinem Geburtstag in Muirfield und war um 21 Uhr im Bett. „Gefeiert wird später, hier möchte ich unbedingt unter die Top Ten kommen“, lautet die Ansage des Ratingers.