Kaymers Master(s)plan: Reifeprüfung mit Majortitel
Augusta (dpa) - Adrenalin pur - aber seine Nerven hat Martin Kaymer vor seinem ersten Auftritt als Weltranglisten-Erster beim 75. US-Masters wie immer im Griff. Deutschlands Golfstar spielt beim ersten Major des Jahres im Augusta National GC als Nummer eins der Welt die Rolle des Gejagten.
„Meine Ansprüche an mich sind wirklich sehr, sehr hoch. Ich will alle Major-Turniere gewinnen. Es ist ein wunderbares Gefühl, als Nummer eins hier anzutreten. Aber dass es so kommen würde, habe ich so schnell wirklich nicht erwartet“, meinte Kaymer vor dem ersten Abschlag an der Seite des Briten Lee Westwood am Donnerstag.
Die Konkurrenz mit Amerikas favorisierten Mehrfach-Siegern beim Masters wie Phil Mickelson (3 Titel) und Tiger Woods (4) lauert wie der Weltranglisten-Zweite Westwood bei der Reifeprüfung des 26-Jährigen nur auf den ersten Fehltritt des stets coolen Branchenprimus.
Vor sechs Wochen hat Kaymer den Thron bestiegen und den 37-jährigen Engländer an der Spitze abgelöst. Seitdem fiebert der Deutsche dem begehrtesten Einladungsturnier der Welt entgegen. Selbst seine bisher drei Fehlversuche seit 2008 im Kampf um den Titel und das „Grüne Jacket“ belasten ihn nicht.
„Ich habe hier nie gut gespielt. Aber es gibt immer ein erstes Mal. Wenn du drei Cuts verpasst hast, kann es wirklich nicht schlechter werden“, gab Kaymer zu. Neben Alexander Cejka ist er der einzige deutsche Profi bei dem mit 7,5 Millionen Dollar dotierten Grand Slam. Der zweimalige Mastersieger Bernhard Langer musste wegen einer Daumenoperation absagen.
Die Buchmacher wie Ladbrokes in London führen Kaymer mit 20/1 hinter Topfavorit Mickelson (7/1), Woods (12/1), Westwood (16/1) und US-Profi Nick Watney (16/1) nur an Nummer fünf. Aber der Rheinländer hat aus den bisher sechs so lehrreichen Runden in Augusta Konsequenzen gezogen.
„Klar, dass ich was ändern musste. Der Platz liegt mir nicht so. Um hier zu gewinnen, muss man auch einen Draw spielen können. Das habe ich intensiv trainiert“, meinte Kaymer. Er beherrscht als Rechtshänder bei dem Spezialschlag die Flugkurve des Balls nicht so gut, die rechts startet, nach links dreht und dann erst auf der geplanten Linie landet.
„Das ist hier der perfekte Hieb, mit dem du dir viele Schläge sparen kannst, wenn der Draw richtig kommt. Das hat bisher nie richtig geklappt“, gestand er. Entsprechend hat er sich so intensiv wie noch nie auf diese Highlight des Jahres vorbereitet. Wenige Meilen entfernt von Augusta hat er den Ernstfall auf einem ähnlich konzipierten Platz in Sage Valley simuliert.
„Wenn du ein Major-Turnier wie die US PGA Championship gewinnen kannst, gibt es dir die Motivation und das Selbstvertrauen, um jedes Turnier zu gewinnen. Ich habe hier geschwächelt. Aber es gibt auch genug Gründe, warum ich die Nummer eins bin.“ An Selbstbewusstsein hat es Martin Kaymer noch nie gefehlt.