Langer adelt Kaymer als Nummer 1 - Finale verloren
Marana (dpa) - Den Golf-Himmel erobert, aber das Finale bei der WGC Matchplay Championship verloren: Deutschlands Superstar Martin Kaymer ließ sich als neue Nummer 1 in der Welt die Laune nicht verderben.
Seinen größten Triumph konnte auch die Niederlage gegen den Engländer Luke Donald in der Wüste von Arizona nicht schmälern. „Ich habe den Moment nur kurz genossen, als ich wusste, dass ich am Montag Weltranglisten-Erster werden würde. Dazu gibt es nicht viel mehr zu sagen. Es war ein Augenblick so richtig zum Genießen“, kommentierte Kaymer in typisch nüchternen Manier die wohl aufregendsten 24 Stunden seiner Karriere - mit dem kleinen Dämpfer der Endspielniederlage.
Rund 624 000 statt 1,027 Millionen Euro Siegprämie machten nur den pekuniären, aber für den Multimillionär Kaymer leicht verschmerzbaren Unterschied auf dem Platz aus. Den Augenblick der Thronbesteigung des erst zweiten Deutschen nach Bernhard Langer in der Golf-Branche konnte Kaymer keiner nehmen. „Luke ist ein sehr harter Gegner. Ich habe einfach nicht so gut gespielt wie zuletzt“, kommentierte Kaymer seine vorzeitigen Niederlage am 16. Grün.
Höchstes Lob zum unglaublichen Aufstieg aus der Anonymität Europas innerhalb von fünf Jahren hatte sein einstiges Vorbild und Vorgänger Langer längst geliefert. „Es ist einfach wunderbar. Es ist fantastisch. Das ist das, was das deutsche Golf benötigt“, schwärmte der inzwischen 53-jährige Langer in einer Telefonbotschaft während einer Golfrunde mit Freunden in Florida.
„Vor fünf Jahren habe ich noch nichts von ihm gehört. Aber Martin ist ein großes Vorbild. Ich freue mich riesig für ihn. Ich hoffe, er bleibt für viele, viele Jahre ganz oben“, legte Langer nach. „Er hat keinen Grenzen. Für mich ist es keine Überraschung, dass er die Nummer 1 ist“, ergänzte Langer. Der Schwabe war 1986 für drei Wochen Weltranglisten-Erster und beobachtet Kaymers Karriere aus der Ferne.
Kein Schampus, kein Jubelschrei - Lieber Fitnessstudio, gutes Essen und ganz viel Schlaf. Ganz nach eigenem Gusto hatte der stille Star nach der Inthronisierung die Nacht vor dem Endspiel verbracht. Auch das hatte Langer mit seiner asketischen Lebensweise, stundenlangem Trainingsfron und höchster Bescheidenheit Kaymer vorgelebt. Im Stil eines deutschen Buchhalters mit Ärmelschonern, der seine Karriere minuziös plant.
Aber am „Tag danach“ stahl der seit fünf Jahren auf der US-PGA- Tour sieglose Donald dem zu entspannt spielenden Kaymer die Show. Loch für Loch lief Kaymer dem Ryder-Cup-Kollegen vor der spektakulären Kulisse in der Kakteenlandschaft hinterher. Der Brite benötigte in dem Lochspiel-Match nur insgesamt 89 bis zum Sieg, ohne eine der sechs 18er Runden bis zum Ende durchspielen zu müssen.
Kaymer hatte an insgesamt 101 Löchern inklusive Finale deutlich mehr Kraft, Kondition und Konzentration gelassen. Der Ball war nicht sein Freund, die Abschläge unpräzise. „Natürlich hatte ich gehofft, zu gewinnen. Ich habe alles versucht. Aber selbst einen gute Runde von mir hätte an diesem Supertag von Luke nicht gereicht.“ Nach einwöchiger Pause wird Kaymer bei der WGC Championship in Doral/Florida erstmals seinen Spitzenplatz verteidigen.