Selbstkritischer Kaymer räumt Fehler ein

Seattle (dpa) - Titelverteidiger Martin Kaymer schlägt vor der 115. US Open in Chambers Bay bei Seattle selbstkritische Töne an und gesteht eine falsche Saisonvorbereitung. „Manchmal ist man eben selbst der größte Feind“, sagte der ehemalige Weltranglistenerste.

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Kaymer erklärte im Interview der Deutschen Presse-Agentur, dass er sich zu sehr auf das legendäre Masters fokussiert und bis zur Erschöpfung trainiert habe. Aus der sportlichen Durststrecke in der ersten Saisonhälfte habe er aber gelernt. Er habe sich Pausen gegönnt und in Deutschland zuletzt sehr gut trainiert: „Ich bin nun zuversichtlich für die US Open.“

Möglicherweise hätten die Europäer beim zweiten Major von Donnerstag bis Sonntag auf dem trockenen Dünen-Platz, der mit seinen vielen Sandbunkern eher an eine British Open erinnert, sogar Vorteile, meint Kaymer: „Linkskurse haben mir in der Vergangenheit schon häufig gut gelegen. Ich gehe mit einer hohen Erwartung in ein Major-Turnier, als Titelverteidiger erst recht. Die Woche wird zwar sicherlich etwas stressiger als sonst, aber es sollte mich nicht davon abhalten, ab Donnerstag voll da zu sein.“ Für die Buchmacher zählt der auf Platz 19 in der Welt zurückgefallene Rheinländer allerdings ebenso wenig zu den Favoriten bei dem mit neun Millionen Dollar dotierten Turnier wie Tiger Woods.

Der in der Weltrangliste auf Rang 195 abgestürzte Kalifornier testete vor Wochen sogar heimlich den ungewöhnlichen Golfplatz an der Westküste im Bundesstaat Washington. Der dreimalige US-Open-Champion weiß genau: Wenn er nicht bald die Kurve kriegt, rücken Major-Sieg Nummer 15 und die Qualifikation für Olympia in Rio de Janeiro im nächsten Jahr in weite Ferne.

Die Favoriten auf den Siegerscheck von 1,62 Millionen Dollar sind Branchenprimus Rory McIlroy (Nordirland) und Masters-Sieger Jordan Spieth. „Ich werde vorangehen, um mich in eine gute Position zu bringen“, sagte der Amerikaner selbstbewusst. Kaymer geht um 8.28 Uhr Ortszeit (17.28 MESZ) zusammen mit McIlroy auf den trickreichen Kurs. Besonders gewöhnungsbedürftig sind auch die riesigen, ondulierten Putting-Grüns, die aussehen wie große Kartoffelchips.

Neben dem 30 Jahre alten Ryder-Cup-Sieger vertreten Marcel Siem (Ratingen) und der Münchner Stephan Jäger die deutschen Farben bei dem Prestige-Event der PGA-Tour. Um 7.22 Uhr (16.22 MESZ) wird der 26-Jährige an Loch Nummer zehn des Chambers Bay Golf Clubs an der Puget-Bucht seinen Schläger erstmals bei einem Major-Turnier schwingen. „Klar werde ich nervös sein. Das gehört dazu, aber damit muss man leben können. Sonst wird das nichts mit dem Siegen“, sagte Jäger. Er ging mit 16 Jahren als großes Talent des Golfclubs München Eichenried in die USA und arbeitete sich dort über die zweitklassige web.com-tour hoch.

Für Siem, der um 7.55 Uhr (16.55 MESZ) abschlägt, sind es nach dem guten zwölften Platz im Vorjahr die vierten US Open. Er setzt alles auf die Karte PGA-Tour und versucht, sich im Wochen-Rhythmus für die lukrativen Turniere zu qualifizieren. Meist geht es nur um wenige Schläge daneben - bei der US Open hat es funktioniert.