Woods-Faktor: Ersehnte Rückkehr des Supergolfers

Hoylake (dpa) - Tiger Woods ist wieder da, endlich. Bei der Ankunft des Superstars im altehrwürdigen Clubhaus des Royal Liverpool, atmete die gesamte Golfszene auf.

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Fernsehsender, Veranstalter, Sponsoren, Fans und sogar die Konkurrenz sind heilfroh, dass der 38-jährige rund dreieinhalb Monate nach seiner Rückenoperation bei der 143. British Open wieder abschlägt. Auch Woods selbst kann es kaum erwarten. Der Kalifornier reiste bereits vergangene Woche an und hat seitdem schon drei Trainingsrunden gespielt. Auf die Frage, welche Platzierung für ihn akzeptabel sei bei seinem ersten Major-Turnier des Jahres, sagte Woods am Dienstag vor der Weltpresse nur cool: „Platz eins.“

2006, als die Open Championship zum letzten Mal in Hoylake gastierte, gewann er. Die Erinnerungen an den emotionalen Sieg sind im Royal Liverpool Golf Club noch allgegenwärtig. Zwei Monate nach dem Tod seines Vaters Earl dominierte Woods die Konkurrenz und verteidigte seinen Titel aus dem Vorjahr. Nach dem letzten Putt fiel er seinem damaligen Caddie Steve Williams in die Arme und weinte hemmungslos.

Genau diese bewegenden Bilder sind es, die vor allem die übertragenden TV-Anstalten in den USA herbeisehnen. Das dritte Major-Turnier des Jahres ohne einen Tiger Woods wäre für viele eine Katastrophe gewesen. Die Einschaltquoten beim prestigeträchtigen Masters in Augusta im April und beim US-Open-Triumph von Martin Kaymer in Pinehurst im Juni rauschten ohne den 14-maligen Major-Sieger in den Keller. Als Reaktion darauf kündigte der US-Sportsender ESPN im Vorfeld der Open Championship an, Woods in Hoylake auf Schritt und Tritt mit der Kamera zu verfolgen. ESPN3 wird zum eigenen Woods-Kanal: Die Fans werden hier jeden einzelnen Schlag ihres lange vermissten Helden sehen können.

Nicht nur für die TV-Sender ist Woods unersetzbar - auch die Kontrahenten sind glücklich über die Rückkehr der ehemaligen Nummer eins der Welt. „Tiger Woods ist ein großartiger Golfer und es freut mich, dass er nach der Verletzungspause wieder dabei ist“, sagte Deutschlands Golfstar Martin Kaymer. „Woods ist für Sponsoren, TV-Sender und Fans sehr wichtig und hat den Golf in den letzten 15 Jahren entscheidend geprägt.“ Die Profis wissen ganz genau, was sie dem charismatischen Woods zu verdanken haben. Seine Erfolgsgeschichte weckte um die Jahrtausendwende das Interesse der millionenschweren Großunternehmen für das Spiel mit dem kleinen weißen Ball.

Für die Veranstalter ist Woods sowieso der Publikumsmagnet: Dabei spielt die Form des US-Stars fast nur eine Nebenrolle - Hauptsache er ist an allen vier Turniertagen dabei. Danach sieht es in Hoylake derzeit aus. Woods spielte zwölf Löcher am Samstag, 18 am Sonntag und 18 am Dienstag, am Montag war er im Kraftraum. „Ich fühle mich gut“, sagte er.

Am 31. März ließ sich Woods in Park City einen eingeklemmten Nerv im Rücken operativ behandeln. Lange Zeit konnte er nicht voll trainieren. Erst bei seinem eigenen Turnier Ende Juni in Bethesda kehrte er auf die US-Tour zurück. Doch der Comeback-Plan des 79-maligen Siegers auf der PGA Tour ging nicht auf: Nach zwei Runden schied er vorzeitig aus. Statt weitere Turniere anzugehen, entschied sich Woods, die Vorbereitung auf die British Open in seine Heimat Florida zu verlegen.

Aber vielleicht überrascht Woods wieder einmal alle und am Ende gehört ihm wieder die Show. Wie vor acht Jahren, als er bei der Siegerehrung die Claret Jug in den dämmernden Abendhimmel an der Nordwestküste Englands reckte - genau mit diesem beeindruckenden Bild wirbt der Veranstalter für die Open Championship 2014.