52:0 Punkte: THW auf Rekordjagd nicht zu stoppen
Kiel (dpa) - Wie eine Walze rollt der THW Kiel durch die deutschen Lande und macht seine Gegner reihenweise platt. In der Champions League im Viertelfinale, im Pokal im Final Four und in der Liga einsame Spitze - der Handball-Gigant von der Förde ist auf seiner Jagd nach Rekorden nicht zu stoppen.
Durch das überlegene 36:28 gegen den Tabellenzweiten Füchse Berlin stockte der deutsche Rekordmeister seine imposante Bundesliga-Bilanz auf 52:0 Punkte in 26 Spielen aus und darf den Sekt für den 17. Meistertitel schon mal kaltstellen - auch wenn an der Förde (noch) niemand das Wort Meisterschaft in den Mund nehmen will.
Wer in deutschen Hallen aber soll bitteschön den Turnverein Hassee-Winterbek in der aktuellen Superform aufhalten? Ob Meister HSV Hamburg, Nordrivale Flensburg-Handewitt, die ambitionierten Rhein-Neckar Löwen oder der ärgste Verfolger Füchse Berlin - alle bezogen sie Prügel von den Kielern. „Ich bin stolz auf die Mannschaft, dass sie immer wieder Moral zeigt und Spaß und Spielfreude auf den Platz bringt“, sagt Trainer Alfred Gislason, der fachlich und menschlich ein Großer in der Trainergilde ist.
Die letzte Niederlage in der Liga kassierten die Kieler am 4. Mai 2011 in Magdeburg (24:30), die letzte Heimpleite liegt sogar noch länger zurück (6. April 2011/31:33 gegen Rhein-Neckar Löwen). Saisonübergreifend stehen die Fördestädter nunmehr bei 29 Siegen. Europaweit ist das allerdings keine Bestmarke. Die hält RK Zagreb, Kiels Gegner im Viertelfinale der Champions League. Die Kroaten brachten es in der nationalen Liga sogar auf 117 Siege in Serie.
Wie überlegen der THW in der sogenannten stärksten Handball-Liga ist, gibt auch das Torverhältnis wieder. Das weist ein Plus von 243 Treffern aus. Flensburg, die Füchse oder Hamburg haben lediglich ein Polster von weniger als 100 Toren. „Kiel spielt dieses Jahr in einer anderen Liga“, meint Rückraumspieler Sven-Sören Christophersen von den Füchsen Berlin beeindruckt.
So nimmt es nicht wunder, dass der THW Geschichte schreiben will. Als erstes professionelles Ballsport-Team Deutschlands hat er sich eine verlustpunktfreie Saison als Ziel gesetzt. Noch stehen acht Partien aus. Spieler und Trainer halten sich bei Ankündigungen vornehm zurück. „Wir schauen nicht auf die Tabelle. Wir messen uns an unserer Leistung im letzten Spiel“, versichert Kapitän Marcus Ahlm. Torjäger Filip Jicha bekennt: „Unser Ziel ist es, jedes Spiel zu gewinnen.“ So ganz nebenbei können die „Zebras“ die Uralt-Bestmarke des VfL Gummersbach auslöschen: In der Saison 1974/75 blieben die Oberbergischen in der zweigleisigen Bundesliga eine komplette Spielzeit unbesiegt, leisteten sich allerdings drei Unentschieden.