Auf zu Olympia: Frustbewältigung in WM-Platzierungsrunde
Doha (dpa) - Am Tag nach dem bitteren Ende des Traums vom Halbfinale schworen sich die deutschen Handballer bei der WM in Katar auf ihr Ziel Olympia 2016 ein.
„Das Weltmeisterschafts-Final4 haben wir nicht erreicht. Jetzt haben wir das Olympia-Final4 vor uns“, sagte Bob Hanning, Vizepräsident Leistungssport im Deutschen Handballbund (DHB), im Teamhotel.
Drei aus vier, lautet die Formel für Olympia. In der Platzierungsrunde der Viertelfinal-Verlierer um die Ränge fünf bis acht werden drei Teilnehmer für die Qualifikations-Turniere im kommenden Frühjahr ausgespielt. Auftakt zur Endrunde ist für die deutsche Mannschaft an diesem Freitag (14.00 Uhr MEZ) Kroatien. Der WM-Dritte hatte gegen Polen den Kürzeren gezogen. Der Sieger spielt am Samstag um Platz fünf, der Verlierer am gleichen Tag um Platz sieben.
„Von dem Halbfinale haben wir alle geträumt. Wenn man als Gruppensieger durchkommt und im Achtelfinale Ägypten dominiert, kommt man schon aus einer gewissen Fallhöhe“, meinte Hanning. Dennoch zog er ein positives Zwischenfazit: „Wir haben eine tolle Mannschaft, die es geschafft hat, Deutschland wieder für den Handball zu begeistern.“
Die Mitglieder der „tollen Mannschaft“ liefen am Tag nach dem niederschmetternden 24:26 gegen Gastgeber Katar mit kleinen Augen durchs Hotel. Für die meisten war die Nacht kurz, weil ans Einschlafen nicht zu denken war. „Ich glaube, um 5.30 Uhr war ich immer noch wach“, sagte Torhüter Silvio Heinevetter. Nicht anders erging es Uwe Gensheimer. „Gut geschlafen haben ich nicht. Ich habe mir noch viele Gedanken über das Spiel gemacht“, berichtete der Kapitän.
Nur mit Mühe konnten sich Heinevetter und Kollegen von dem Frusterlebnis am Vorabend befreien. „Ich war gerade eine Stunde am Strand. Aber die Themen dort sind die gleichen wie im Zimmer“, erzählte der Berliner Schlussmann. Der Niederlagen-erfahrene Michael Kraus, der schon die bitteren Pleiten im Halbfinale und dem Spiel um Platz drei bei der EM 2008 in Norwegen miterlebt hatte, behalf sich mit Binsenweisheiten. „Niederlagen gehören zum Spiel dazu. Wir müssen das jetzt aus unseren Köpfen verbannen. Jetzt werden wir den Frust mit Handball bewältigen. Dann ist mir vor Kroatien nicht bange“, sagte der Spielmacher.
Sorgen aber macht sich Bundestrainer Dagur Sigurdsson um Steffen Weinhold. Der Rückraumspieler hatte sich gegen Katar bereits in der 17. Minute einen Zerrung der Adduktoren im rechten Oberschenkel zugezogen und droht, für gegen Kroatien auszufallen. „Das war bitter. Ich konnte keinen schnellen Schritt mehr machen“, sagte der Kieler.
Sein weiterer Einsatz ist fraglich. „Normalerweise dauert eine Zerrung etwas länger. Ich werde natürlich alles versuchen, um für die Mannschaft da zu sein“, sagte Weinhold. Er werde von den Physiotherapeuten intensiv behandelt, meinte der Bundestrainer. „Er hat jetzt ein paar Stunden zum Regenerieren. Es sieht ganz okay aus“, befand der Isländer.
Neben dem Oberschenkel schmerzte auch Weinhold vor allem das Viertelfinal-Aus. „Ich bin sehr traurig, weil von der Konstellation her die Möglichkeit fürs Halbfinale und das Finale gegeben war. Ich weiß nicht, ob ich solch ein Chance noch mal bekomme“, sagte der 28-jährige Franke, für den in Doha nun nur noch ein Platz für die Olympia-Qualifikation zählt: „Das will ich unbedingt schaffen.“