Beim DHB-Team kehrt nach Siegen die Routine zurück
Koblenz (dpa) - Das Vorspielen für die Zukunft ist erstmal beendet. Nach zwei überzeugenden Siegen gegen überforderte Schweizer kehrt für die wegweisenden Qualifikationsspiele für die EM 2014 wieder Routine in die Handball-Nationalmannschaft zurück.
Der mit sechs ehemaligen Junioren-Weltmeistern verjüngte WM-Fünfte besiegte in Koblenz die Schweiz mit 30:25 (15:11) und feierte damit den zweiten Erfolg gegen die Eidgenossen binnen 24 Stunden. „Die Schweizer waren heute wesentlich stärker und bis zum Ende disziplinierter. Deswegen ist der Sieg nicht so hoch ausgefallen. Für uns wichtig war waren die Flexibilität und die Vielseitigkeit, die wir an den Tag gelegt haben“, sagte Bundestrainer Martin Heuberger, „wir haben die jungen Spieler wieder etwas näher an das internationale Niveau herangeführt.“
Doch schon nach dem 36:22 (19:7) am Vortag in Wetzlar hatte Bundestrainer Martin Heuberger klargestellt, dass in den Ausscheidungsspielen gegen Tschechien in vier Wochen nicht seine Perspektiv-Auswahl zum Zuge kommt. „Wir haben Alternativen getestet im Hinblick auf Tschechien. Aber gegen die Tschechen können wir keine Experimente starten. Ich muss den stärksten Kader einsetzen, den wir haben. Da haben wir bei der WM Akzente gesetzt“, erklärte Heuberger.
Denn der Bundestrainer weiß: Ein Scheitern kann sich der deutsche Handball nicht leisten. Die blamable Heimniederlage in der Qualifikation gegen Montenegro hat die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) unter Siegzwang gesetzt. „Da hängen wir etwas hinterher“, sagte Heuberger. Aus den Spielen gegen Tschechien am 4. April in Brünn und am 7. April im westfälischen Halle braucht sein Team deshalb drei Punkte, um aus eigener Kraft Erster oder Zweiter der Gruppe 2 zu werden und sich so für die EM in Dänemark zu qualifizieren.
„Ich werde jetzt noch drei Wochen die Liga beobachten und dann werden wir eine schlagkräftige Truppe zusammenstellen, die den Tschechen Paroli bietet“, sagte der Bundestrainer. Als sicher gilt, dass die wegen Europapokalspielen verhinderten Oliver Roggisch, Michael Haaß, Patrick Groetzki und womöglich auch Stefan Kneer zurückkehren. Auch Sven-Sören Christophersen ist gesetzt, wenn er seine Knieprobleme überwunden hat. Ob Heuberger auch die formstarken, aber nicht berücksichtigten Holger Glandorf und Lars Kaufmann zurückholt, ist offen.
Auf längere Sicht wird der Bundestrainer die Junioren-Weltmeister von 2009 und 2011 aber als Stammkräfte in der Nationalmannschaft etablieren und so den Umbruch vollenden wollen. Akteure wie die Länderspiel-Debütanten Christian Dissinger und Fabian Gutbrod oder auch die bereits bei der WM eingesetzten Patrick Wiencek und Kevin Schmidt haben die Zuschauer begeistert und den Bundestrainer in seinem Weg bestärkt. „Man spürt, die Jüngeren drängen nach“, fasste Heuberger seine Eindrücke zusammen.
Doch hat er auch vorgeführt bekommen, woran es noch hapert. Im Gefühl des sicheren Vorsprungs spielten seine jungen Akteure mit zu viel Hurra-Stil, ließen in der Konzentration nach und in der Abwehr zu große Lücken. Und nach diversen Wechseln kamen Brüche ins Spiel. „Die Mannschaft ist noch zu jung und euphorisch. Bei so einer jungen Garde ist es wichtig, dass sich jeder zeigen kann“, konstatierte Heuberger, der dem Team dies aber nachsah. Dennoch stellte klar: „Die Mannschaft hat Perspektive, aber die Spiele gegen Tschechien kommen noch ein bisschen zu früh.“