Handball-Bundesliga Bergischer HC verliert das Schicksalsspiel gegen Eisenach
Wuppertal · In der ausverkauften Uni-Halle unterliegen die Löwen Mitkonkurrent Eisenach und haben nun fünf Zähler Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz.
„Schicksalsspiel“, „Spiel der Spiele“, „Letzte Chance“ – wie wurde die Partie des Bergischen HC gegen den ThSV Eisenach im Vorfeld nicht bezeichnet. Es sollte aus BHC-Sicht die Wende im Abstiegskampf der Handball-Bundesliga werden. Vor 3000 Zuschauern in der ausverkauften Wuppertaler Uni-Halle gelang diese den Löwen aber nicht. Eisenach setzte sich in einem umkämpften Spiel in der Schlussphase mit 30:27 (16:14) durch und hat sieben Spiele vor Saisonende jetzt fünf Punkte Vorsprung auf die Löwen, die die elfte Niederlage in Folge kassierten und sich nach sechs Jahren erste Liga nun langsam aber sicher auf einen Abstieg vorbereiten müssen.
Knisternde Stimmung von
der ersten Minute an
Die Bedeutung der Partie wurde schon eine Stunde vor dem Spiel deutlich, als gut 200 Eisenacher Fans bereits ihre Schlachtrufe durch die Halle schickten. Die Partie wurde auch im frei empfangbaren Fernsehen bei Welt-TV gezeigt. Bezahlsender DYN hatte Stefan Kretzschmar als Experte nach Wuppertal beordert. Genau wie Pascal Hens im Vorspann titulierte er die Partie als „Endspiel“ für beide Teams. Und so war auch die Stimmung in der Uni-Halle von Beginn an: absolut außergewöhnlich.
Die gesamte Halle stand mit Anpfiff, das 1:0 durch Noah Beyer nach abgewehrtem ersten Eisenacher Angriff wurde frenetisch bejubelt und auch von den Spielern selbst mit entschlossenen Gesten kommentiert. Die Schlagzahl auf beiden Seiten war unglaublich hoch, von Nervosität zunächst nichts zu spüren. Klasse das Rückhandtor von Tomas Babak im Fallen zum 3:2, dem das Rückraum-Ass, das in dieser Saison bisher so selten zum Faktor werden konnte, gleich mit toller Körpertäuschung das 4:3 folgen ließ. Die Halle stand wieder, als Isak Person den BHC, der gerade in Überzahl spielte, nach acht Minuten erstmals mit drei Toren in Führung warf.
BHC nutzt das
Momentum nicht
Doch dann zeigte sich wieder eine Schwäche, die den BHC auch in den vergangenen Spielen die Punkte gekostet hatte. Sie nutzen solch starke Phasen zu wenig. Während die Löwen nun vorne durch Yannick Fraatz der auf Halbrechts angriff, und Rechtsaußen Isak Persson Fahrkarten warfen, zeigte sich Eisenach unbeeindruckt und drehte die Führung mit einem eigenen 4:0-Lauf. War Yannick Fraatz als gelernter Rechtsaußen den günstigeren Winkel von halbrechts nicht gewohnt? Jedenfalls setzte er zwei weitere freie Würfe neben das Tor und gewährte den Gästen die Chance, erstmals mit zwei Toren in Führung zu gehen. Das gelang dann auch Bundesliga-Top-Torschütze Manuel Zehnder, der den schon sechsten Siebenmeter für Eisenach nach 17 Minuten zum 10:8 verwandelte.
Großer Jubel dann in der Halle, als Tom Kare Nikolaisen im Innenblock erstmals weder zum Einsatz kam. Im gleichen Angriff konnte Eisenach zwar den schon siebten Siebenmeter erzwingen, den Zehnder mit seinem sechsten Treffer zum 12:10 verwandelte, doch anschließend hatten die Löwen erstmals wieder die Chance auszugleichen. Nun zeigte sich ein weiteres, so oft beobachtetes Manko. Lukas Stutzke und Frederik Ladefoged vergaben freie Gelegenheiten gegen Eisenachs Torwart Mateusz Kornecki. Gut, dass Rechtsaußen Noah Beyer weiter „on fire“ war. Sowohl bei Gegenstößen als auch bei Siebenmetern blieb er eiskalt und hielt seine Mannschaft in Schlagdistanz. Als Eisenachs Marko Gregic in letzter Sekunde mit einem Verlegenheitswurf das 16:14 erzielte, waren es dennoch zwei Tore Rückstand zur Pause. Experte Kretschmar vermisste beim BHC eine ähnliche Konsequenz in der Verteidigung wie bei den Eisenachern.
Zur Halbzeit beendete BHC-Trainer Jamal Naji dann das Experiment mit Yannick Fraatz auf Halbrechts, brachte defensiv dort Djibril M’Bengue und offensiv Grega Krecic, der auch gleich traf. Kurz danach gelang Frederik Ladefoged der Ausgleich. Noch einmal zog Eisenach auf zwei Tore weg, doch der BHC verteidigte nun besser, Christopher Rudeck, der jetzt im Tor stand, wurde zum Faktor. Zweimal konnten die Löwen schon in Führung gehen, verpassten sie aber jeweils. Nach einer Auszeit war es nach 47 Minuten aber so weit: Grega Krecic erzielte unter dem ohrenbetäuben Jubel der Halle das 21:20. Doch wieder konnte der BHC das Momentum nicht nutzen. Nach erneut zwei Mal wechselnder Führung ging es mit 25:25 in die letzten drei Minuten, die dem BHC dann endgültig das Genick brachen. Während Eisenachs Zehnder vom Siebenmeter-Punkt sicher blieb, scheiterte Lukas Stutzke zwei Mal an Konecki und die Partie war weg. Am Ende feierten nur noch die Eisenach-Fans.