Die 1. Hanball-Liga steht vor einer sehr spannenden Saison

Wuppertal. So ausgeglichen wie in der vergangenen Saison als mit Kiel, Rhein-Neckar Löwen, Flensburg, Hamburg und Berlin fünf Mannschaften bis ins letzte Saisondrittel hinein um den Titel spielten, wird es in der kommenden Spielzeit nicht werden.

Foto: dpa

Stattdessen könnte alles auf das Duell der Giganten Kiel gegen Rhein-Neckar Löwen hinauslaufen. Also Meister gegen Vizemeister, die beiden Mannschaften, sie sich an den letzten Spieltagen der vergangenen Saison ein dramatisches Wettschießen um den Titel lieferten und am Ende nur durch zwei Tore getrennt waren.

Top-Favorit ist der Rekordmeister. Zwar haben Linksaußen Gudjon Valur Sigurdsson (Barcelona) sowie die Rückraumspieler Christian Zeitz (Veszprem) und Wael Jallouz (Barcelona) den THW verlassen. Doch mit dem aktuellen Welthandballer Domagoj Duvnjak, Weltmeister und EM-Torschützenkönig Joan Canellas (beide Hamburg) und Flensburgs Champions-League-Sieger Steffen Weinhold hat Trainer Alfred Gislason edlen Ersatz erhalten.

Wenn überhaupt jemand den Zebras Paroli bieten kann, dann sind es die Rhein-Neckar Löwen, die ihr Starensemble um Nationalspieler Stefan Kneer (Magdeburg) und das gerade erst 18 Jahre jung gewordene Mega-Talent Tim Suton (schon ein absoluter Top-Mann der zweiten Liga) erweitert haben. Große Frage aber: Wie haben die Neckar Löwen ihr dreifaches tragisches Scheitern in der vergangenen Saison verkraftet, als sie im Viertelfinale der Championsleague einen Sieben-Tore-Vorsprung verspielten, im DHB-Pokal-Final-Four scheiterten und die fast schon sicher geglaubte Meisterschaft hauchdünn verpassten. Und Frage Nummer zwei: Wie schlägt der neue Trainer Nicolaj Jacobsen (42) als Nachfolger von Gudmundur Gudmundsson ein?

Hinter den großen Zwei kündigt sich mit einigem Abstand ein Dreikampf um die Verfolgerplätze an. Champions-League-Gewinner Flensburg hat mehrere prominente Abgänge zu verkraften, konnte sich aber nur mit Akteuren verstärken, die noch einige Zeit brauchen werden, um die verlorene Qualität zu ersetzen. Die Hoffnungen ruhen auf der Rückkehr des 15 Monate lang verletzten Lars Kaufmann und Trainerfuchs Ljubomir Vranjes.

Auch DHB-Pokalsieger Berlin hat mit einigen Unwägbarkeiten zu kämpfen. Spielmacher Bartlomiej Jaszka fällt wegen einer Schulter-OP länger aus. Der nachverpflichtete serbische Nationalspieler Petar Nenadic (Wisla Plock) soll ihn ersetzen. Wie sich die Doppelfunktion von Dagur Sigurdsson als Vereins- und Nationaltrainer auswirken wird, ist eine weitere Frage.

Gleichauf mit den Berlinern sehen viele Experten die MT Melsungen. Der Vorjahressechste hat unter Trainer Michael Roth eine tolle Entwicklung genommen und setzt mit neun Akteuren auf einen starken deutschen Block.

Etliche Deutsche hat auch der HSV Hamburg in seinem Kader. Doch viele namhafte Spieler des Champions-LeagueSiegers von 2013 sind über 30 und über ihren Zenit hinaus. Nach dem unsäglichen Lizenz-Hickhack soll der neue Trainer Christian Gaudin die Mannschaft mit reduziertem Etat in ruhiges Fahrwasser führen. Der SC Magdeburg könnte mit seinem fantastischen Heimpublikum dem HSV den Rang ablaufen. Islands 340-facher-Rekordnationalspieler, der Ex-Wuppertaler Geir Sveinsson, ist der neue Trainer des SCM.

Im gesicherten Tabellenmittelfeld dürften sich Hannover (mit Nationalspieler-Neuzugang Sven Sören Christophersen) und Wetzlar (mit dem immer besser werdenden Steffen Fäth) einsortieren. Auch Göppingen unter dem neuen Coach Magnus Andersson sollte trotz der langen Sperre für Michael Kraus (mehrfacher Verstoß gegen Dopingkontrollen-Meldepflicht) ins gesicherte Mittelfeld gehören. Ebenso wohl auch der Vorjahresneunte Lemgo (mit Ex-BHC-Keisläufer Hendrik Pekeler) und der Vorjahreszehnte N-Lübbecke (mit Ex-BHC-Rechtsaußen Richard Wöss). Beide Vereine setzen jeweils auf eingespielte Mannschaften.

Für Gummersbach (mit Nationalkeeper Carsten Lichtlein als großem Rückhalt) könnte es jedoch eng werden. Erst recht für GWD Minden, das momentan wichtige Akteure verletzt hat. Die Hauptverdächtigen im Abstiegskampf sind aber neben dem Bergischen HC auch der komplett neu formierte Liga-Aufstockungsgewinner Balingen sowie die drei Aufsteiger Friesenheim (zuversichtlich mit dem Ex-Cronenberger Andrej Kogut an Bord), Erlangen (mit Ex-BHC-Keeper Jan Stochl sowie Ex-BHC-Manager Stefan Adam) und vor allem Bietigheim.