Brand geht mit Wehmut und Erleichterung
Trier (dpa) - Das war's. Mit feuchten Augen, einem befreiten Lachen und durcheinanderpurzelnden Gefühlen hat sich Heiner Brand nach vierzehneinhalb Jahren als Handball-Bundestrainer verabschiedet.
Donnernder Applaus, Emotionen weckende Musik und sportlich ein sehenswerter Auftritt sorgten für Gänsehaut-Gefühle und auch so manchen Kloß im Hals. „Wenn ich nach vierzehneinhalb Jahren mit einem Job, den ich sehr, sehr gerne gemacht habe, aufhöre, wenn mir das nicht nahe gehen würde, hätte ich geschauspielert. Dann würde etwas nicht stimmen“, sagte der Handball-„Kaiser“ in Trier.
Tief gerührt hatte der Weltmeister als Spieler und Trainer zuvor die Ovationen und Sprechchöre der 4515 Zuschauer in der ausverkauften Arena Trier genossen. Mit einer Auszeit nach 56:49 Minuten hatte Brands designierter Nachfolger Martin Heuberger schon einmal symbolisch das Kommando auf der Trainerbank der Nationalmannschaft übernommen, damit für einen unerwarteten Höhepunkt der Abschiedsparty gesorgt und sich von seinem Noch-Chef einen scherzhaften Rüffel eingehandelt. „Ich habe ihn auf dem Spielfeld schon entlassen. Ich habe ja da auch nichts gesagt. Das war stiller Protest von meiner Seite“, sagte Brand.
Neben Beifall und Geschenken wie dem Gutschein für ein Rennrad von der Mannschaft freute sich der 58-jährige Gummersbacher auch über die Gala seiner Spieler. Mit 32:22 (17:11) besiegten sie den überforderten Außenseiter Lettland und sicherten sich damit in der EM-Qualifikation Platz eins in der Gruppe 5 vor Island, das durch ein 44:29 gegen Österreich noch die EM 2012 in Serbien als Gruppenzweiter erreichte. „In der Schlussphase war es dann ein Gute-Laune-Spiel, weil mit der Atmosphäre bei meinem letzten Spiel ein bisschen Spaß aufkam. Wir haben das Spiel gewonnen und sind Gruppenerster und haben etwas sehr Gutes in der Qualifikation geleistet. Man kann jetzt positiv rangehen an die neuen Aufgaben“, bilanzierte Brand.
Dass die einst nie infrage gestellte Qualifikation für eine EM als großer Erfolg gewertet wird, hängt mit den jüngsten Misserfolgen mit Platz elf bei der WM in Schweden zusammen. Nun müssen die deutschen Handballer in Serbien auch noch um ihre Olympia-Teilnahme kämpfen und hoffen dafür auf Glück bei der Gruppenauslosung am Mittwoch in Belgrad. „Es ist wichtig, dass man eine vernünftige Gruppe hat, dass die Gruppe gut ist, in der man spielt, aber auch die nächste, in die man dann reinkommt“, sagte Brand.
Die sportlichen Aspekte des letzten Länderspiels für ihn als Bundestrainer waren nebensächlich. „Da ist ganz viel Wehmut dabei“, sagte Brands Co-Trainer Heuberger, der seit 2004 an der Seite des Gummersbachers Höhen und Tiefen mitgemacht hat. „Da wächst man zusammen, auch privat. Das war eine sehr tolle Zeit für mich“, gestand der 47-jährige Schutterwalder mit belegter Stimme. Und Abwehrchef Oliver Roggisch meinte: „Ich kenne nur Heiner Brand als Bundestrainer, habe mit ihm viele schöne Dinge erlebt. Ich werde ihn vermissen, wir werden ihn vermissen.“
Insgeheim hofft Brand, mit seinem neuen Job als Manager im Deutschen Handballbund (DHB) ab 1. Juli mehr Zeit für seine Familie zu haben. Beim Schlussakkord in Trier waren alle dabei: Frau Christel, die Kinder Markus und Julia sowie die vier Enkel. „Ich finde seine Entscheidung aufzuhören gut. Ich weiß aber, dass ihm der Rücktritt schwerfällt. Er war gern Bundestrainer. Deshalb bin auch ich gerührt“, sagte Christel Brand.