Bundestrainer Brand: „Gehe von zwei Siegen aus“
Schwerin (dpa) - Das WM-Desaster im Hinterkopf, die Minimalchance auf Olympia vor Augen: Deutschlands Handballer wollen sich am Wochenende in Schwerin und Rostock ausgerechnet gegen Norwegen zwei Erfolgserlebnisse vor den entscheidenden Spielen in der EM-Qualifikation verschaffen.
„Wir haben die WM-Niederlage nicht vergessen, aber es ist nicht unsere Aufgabe, über eine Revanche nachzudenken“, sagte Bundestrainer Heiner Brand am Mittwoch in Schwerin vor den beiden Testspielen gegen die Nordländer, gegen die Deutschland noch eine Rechnung offen hat.
Norwegen bezwang den erfolgsverwöhnten Weltmeister von 2007 am 25. Januar bei der WM in Schweden mit 35:25 und stürzte den deutschen Handball in eine tiefe sportliche Krise. Brand ist dabei, die aufzuarbeiten und fordert von seinen Mannen zwei Siege: „Das wird schwer, aber es ist möglich.“
Die Katastrophen-WM, die mit Platz elf endete, löste zudem eine bis heute andauernde Diskussion über die Personalie Brand aus. „Keine neuen Wasserstandsmeldungen“, sagte der 58-Jährige über seine Perspektivplanungen auf dpa-Anfrage.
Brand, als Spieler und Coach Weltmeister, setzt statt verbaler Rundumschläge auf die EM-Qualifikation und die daraus resultierende Chance, sich über den kontinentalen Titelkampf und die anschließenden Qualifikationen doch noch ein Ticket für Olympia 2012 zu ergattern. Da stört es ihn angeblich nicht, dass bei den bevorstehenden Tests zahlreiche Akteure der ersten Reihe fehlen. „Das ist nicht schlimm. Ich sehe das als Chance für die Leute, die hier sind, sich zu präsentieren. Wir werden neue Aufschlüsse erhalten“, betonte der gut gelaunte Bundestrainer. „Wir haben viel Spaß zusammen.“
An einige neue Gesichter müssen sich alle im Trainingslager in Schwerin aber gewöhnen. Nach Pascal Hens und Sebastian Preiß sagten kurzfristig auch Uwe Gensheimer, Holger Glandorf und Michael Kraus ab. Für den Linksaußen der Rhein-Neckar Löwen, der an einem Muskelfaserriss in der rechten Wade laboriert, rückte der Melsunger Michael Allendorf in das Aufgebot. Anstelle von Glandorf, aus familiären Gründen nicht dabei, verzichtete Brand auf Ersatz.
Nun erwischte es auch noch Spielmacher Kraus vom Hamburger SV, der über Knie- und Schulterprobleme klagte. Er reiste zwar mit der Mannschaft an, fuhr aber nach einer kurzen Voruntersuchung der medizinischen DHB-Abteilung nach Hamburg zurück, um bei einer Kernspintomographie die Ursachen zu finden. Dabei wurde eine Entzündung im Schultergelenk des rechten Wurfarms diagnostiziert.
Die beiden Länderspiele gegen den WM-Neunten Norwegen dienen der Vorbereitung auf die letzten Partien in der EM-Qualifikation am 8. Juni in Innsbruck gegen Österreich und am 12. Juni in Trier gegen Schlusslicht Lettland. Mit drei Punkten aus diesen beiden Spielen wäre das DHB-Team sicher für die EM in Serbien (17. bis 29. Januar 2012) qualifiziert.