Bundesliga fordert Reform Champions League der Handballer als Ärgernis

Frankfurt/Main (dpa) - Terminstress, Dauerbelastung und Existenzängste: Die Champions League wird für die Handball-Bundesliga immer mehr zum Ärgernis.

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Vor dem Auftakt in der Königsklasse wird die Kritik an der Europäischen Handball-Föderation (EHF) und der Ruf nach einer sinnvollen Reform immer lauter. „Wünschenswert wäre es, dass die EHF zukünftig im Sinne einer besseren Planbarkeit und einer medialen und wirtschaftlichen Aufwertung der Champions League feste Spieltagstermine definiert“, forderte HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann in einem Interview des „Mannheimer Morgen“.

Der im Zuge des neuen TV-Vertrages verabschiedete Rahmenterminplan der Bundesliga mit den Regelspieltagen Donnerstag und Sonntag bringt die in der Champions League beschäftigten Topclubs Rhein-Neckar Löwen, SG Flensburg-Handewitt und THW Kiel noch stärker in die Bredouille als bisher.

So bestreiten die Flensburger ihren Gruppenauftakt an diesem Samstag gegen den dänischen Vertreter Aalborg Handball nur zwei Tage nach dem Bundesligaspiel gegen Erlangen. Ebenso ergeht es dem Meister aus Mannheim, der zwei Tage nach dem Gastspiel in Gummersbach gegen den FC Barcelona ran muss.

Da die kurze Pause zumindest für Flensburg kein Einzelfall bleiben wird, ist der Frust bei SG-Manager Dierk Schmäschke groß. „Im Moment haben wir drei Fälle, in denen wir mit einem 48-Stunden-Rhythmus leben müssen, obwohl wir einen Abstand von zumindest drei Tagen als notwendig erachten“, schimpfte Schmäschke in der Fachzeitschrift „HANDBALLWOCHE“. Im Zusammenspiel mit den anderen beiden deutschen Champions-League-Teilnehmern will er weitere Ansetzungen in dieser Form verhindern. „Wir wünschen uns für die deutschen Top-Vereine mehr Flexibilität in der Terminierung“, erklärte Schmäschke.

Die Rhein-Neckar Löwen haben auch noch aus einem anderen Grund Terminstress: Die heimische SAP-Arena wird auch von den Eishockey-Cracks der Adler Mannheim und für Showevents genutzt. „Die drastische Erhöhung der Anzahl der Champions-League-Spiele durch eine Modusänderung 2015 und mangelnde Verfügbarkeiten zum Beispiel der SAP-Arena aufgrund kurzfristiger Anfragen sind doch wesentliche Teile des Problems“, erklärte Bohmann.

Nicht nur er wehrt sich deshalb vehement gegen Pläne der EHF, die Königsklasse ab 2018 noch weiter auszudehnen. Bei einer Umsetzung der geplanten Wettbewerbsreform würden künftig je nach Ausgestaltung zwischen 26 und 35 Champions-League-Spieltage ausgetragen werden. „Ich kann schon jetzt sagen, dass wir dann kein Donnerstag-Samstag, sondern mindestens ein Dienstag-Donnerstag-Samstag-Problem haben werden. Dies wird kein singuläres HBL-Problem sein, sondern alle europäischen Ligen betreffen und könnte für viele Ligen existenzbedrohend sein“, warnte Bohmann.

Kiel-Coach Alfred Gislason lehnt die Reformpläne der EHF ebenfalls ab. „Die Belastung würde dadurch weiter zunehmen. Nach derzeitiger Planung kämen in der Elite-Liga sechs Spiele für uns hinzu“, sagte der 58 Jahre alte Isländer vor dem Gruppenauftakt gegen Paris St. Germain der „HANDBALLWOCHE“. Gislason sprach sich vielmehr für eine europäische Topliga ohne K.o-Phase aus: „Ich war immer ein Befürworter einer Elite-Liga. Meiner Meinung nach ist es für die Vereine überlebenswichtig, so eine Art NBA des Handballs zu machen.“